Sagt ja keiner, dass das Leben mit Kindern leicht ist. Mit vielen wird es auch nicht unbedingt leichter. Und so knirscht und quietscht unser Familien-Motor grad ganz gewaltig. Das liegt gar nicht so sehr am Baby, denn er ist wohl eins der entspanntesten Babys, die es so gibt. Das kennen wir schon von unserer dritten Tochter und sind erstaunt, dass es immer noch entspannter geht. Aber er schläft nach wie vor bis zu 20 Stunden am Tag und ist ansonsten sehr genügsam. Natürlich ist der Hunger immer akut und von jetzt auf gleich sehr schlimm und dann schimpft und meckert er auch mal ausdrucksstark.

Alles plüschpuffig also, wie es oft den Anschein hat? Naja nicht ganz. Zum Einen habe ich natürlich nicht 24h am Stück mein Handy parat, um auf Instagram unseren Alltag festzuhalten. Zum Anderen muss ich mich in stressigen Situationen einfach um die Mädels kümmern und kann das ebenso wenig festhalten. Umso erstaunter waren die Reaktionen, dass es bei uns ja doch nicht so läuft und viele waren dankbar, dass ich so ehrlich sei.

Mit einem neuen Familienmitglied verändern sich die vertrauten Plätze in der Familie

Seit der Jüngste da ist, hat sich viel getan: Die Große hat ein eigenes Zimmer bekommen, die Mittlere kam in die Schule und die Jüngste hat Windel und Schnuller abgeschworen und schläft zudem im eigenen Bett im Kinderzimmer. Und dann ein neues Geschwisterchen zwischen Sommerferien, Renovierungschaos und neuen Begebenheiten. Ganz schön was los und alle müssen sich erst mal finden. Es wird gezankt, geschlagen, getreten. Es werden Machtkämpfe ausgetragen, sich gegenseitig aus den Zimmern geschmissen, die Jüngste wird benutzt, um die andere Schwester eifersüchtig zu machen. Die Augen gehen morgens auf, das Gezicke geht los. Zwischen den Dreien, aber auch zwischen uns. Wir Erwachsenen sind genervt und gereizt, haben wenig Geduld, wollen nicht hören, wer angefangen hat und sind zunehmend ratlos, wo nur der ganze schöne Geschwister- und Familienplüsch hin ist, den es hier wirklich mal gab.

Mama, wo sind die früheren Zeiten hin?

Als unter Tränen eine Tochter dann meinte, dass sie die früheren Zeiten vermisse, wo wir abends verstecken spielten, wo der Papa immer vorlas und alle kuschelten, wo es ruhiger war und man die Schwestern noch lieb hatte, da war klar, so geht das nicht weiter. Ja wenn ein neues Familienmitglied dazu kommt, müssen sich alle erst neu finden und sicher läuft der Motor bald wieder wie geschmiert, aber so geht es nicht weiter. Es ist einfach nicht mehr schön.

Wie wir den Familien-Motor wieder zum Laufen bringen

Erster Schritt: Ein ruhiges und langes Gespräch mit den Mädels. Was sie stört, was uns stört, was nicht mehr geht, was wir ändern müssen. Zweiter Schritt: Urlaub. Ja erstmal raus und Zeit zusammen verbringen. Das klappt super bisher und neulich abends flüsterte die Tochter: Heute war es wie früher. Heute war es richtig schön. Dritter Schritt: Aufgaben neu verteilen. Dazu gehört vor allem, mich zu entlasten. Ein neues Kind hieß hier vor allem, mehr Aufgaben für mich ohne dass sich für die anderen was ändert. Und das obwohl wir genau so ein Gespräch schon vor der Geburt geführt haben. Aber dann ließen alle alles ziemlich schnell schleifen und der bekannte Alltag kehrte ein und mit ihm der Frust und die Streitereien.

Wir werden uns hinsetzen und unsere Tage besser strukturieren. Kuscheln und vorlesen ist den Kindern wichtig und dem Mann auch. Da es abends aber immer am Schlimmsten war, blieb einfach keine Zeit mehr. Kleinere Aufgaben sollen selbstverständlich werden für die Kinder, ohne dass ich sie immer erinnere und ohne, dass sie dafür Belohnungspunkte sammeln. Ich möchte, dass sie verstehen, dass man sich in der Familie hilft. Wir halten alle zusammen, wir haben viel Spaß, wir versuchen Wünsche zu erfüllen in der Freizeitgestaltung, aber wir müssen auch alltägliche Dinge tun. Geschirr wegräumen, Geschirrspüler ausräumen, Müll wegbringen, die eigene Wäsche in den Schrank legen, das Zimmer aufräumen. Jede wie sie in ihrem Alter kann. Und ich weiß sie können sehr viel, sie sind super selbständig. Sie haben es einfach vergessen und wir sind auch Schuld daran. Weil es schneller geht, das Geschirr allein wegzuräumen oder das Kinderzimmerchaos zu beseitigen.

Wir alle wollen, dass es wieder besser wird. Mehr Harmonie, viel mehr unbeschwertes Lachen und Miteinander. Und ich weiß, wir kriegen das hin, denn wir sind ein super Team. Nur im Moment, da stottert der Motor ordentlich und nachdem wir uns das eine Weile angeschaut haben, weiß ich glaube ich, an welchen Schrauben wir drehen müssen, damit wieder jeder seinen Platz in der Familie findet, wir wieder entspannte Wochenenden verbringen ohne, dass wir uns den Montag herbei wünschen. Streit wird es immer wieder geben. Auch neue Umstände, neue Kämpfe. Das ist normal, wir müssen nur eher schauen, dass alles wieder halbwegs vernünftig läuft.

Ihr seht, das Baby ist wirklich entspannt und Babyflausch pur. Könnte ich noch fünf von bekommen. Der Alltag als Großfamilie hat es aber gerade ordentlich an sich, Leben am nervlichen Limit, kann man sagen. Leider dieses Mal schon im Wochenbett. Und es ist überall so. Immer daran denken, wenn ihr wieder Storys auf Instagram seht oder durch Blogs klickt und alles einfach perfekt wirkt. Ist es nicht, denn niemand dokumentiert hier sein Leben 24h am Stück. Es sind kleine Ausschnitte. Und manche erzählen dann auch von den weniger fluffigen Momenten, andere nicht. Das heißt aber nicht, dass sie nicht da sind. In diesem Sinne: Familie fetzt. Manchmal braucht man nur etwas mehr guten Rosé Wein und die XXL Tafel Schoki um das zu erkennen.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

7 Comments

  1. Hallo Jette! Ich freue mich wirklich immer über deine „ungefilterten“ Beiträge. Hier stottert es derzeit ganz gewaltig. Eine kleine Auszeit scheint eine gute Lösung zu sein. Außerdem tut es einfach mal gut zu lesen, dass wir nicht die einzigen sind, wo es nicht ganz so rund läuft. Liebe Grüße

  2. Mir wurde ja beim lesen immer schon schwindelig, was ihr alles in so kurzer Zeit auf einmal gestemmt habt. Puh…Alles Liebe für Euch!

  3. Oh so ein toller Kommentar. Ganz ganz lieben Dank. Ich freu mich, dass es so rüber kommt. Alles gute für dich.

  4. Liebe Jette! Genau deswegen liebe ich Deinen Blog, den ich zufällig im eigenen Kinderchaos (und es ist nur eins!) gefunden habe – Du hast nie das Gefühl vermittelt, dass bei euch alles perfekt ist. Das heißt natürlich nicht, dass ich es gut finde, wenn es bei euch mal nicht so rund läuft, aber wie oft sucht man Rat oder Erfahrungen auch im WWW, weil man sich nicht so recht traut jemanden zu fragen – „es muss doch alles super laufen mit Kind“ – und dann überall nur Friede, Freude, Eierkuchen! Da muss man ja als Mutter, Partnerin, Ehefrau und welche weiteren Aufgaben man sonst noch hat, glaube, dass man es als Einzige nicht drauf hat! Und genau dieses Gefühl kommt bei Dir nie auf! Wenn Du erzählst von Deinen Abenteuern und Erlebnissen mit Kind und Kegel, fühle ich mich nie unzureichend, weil ich jetzt gerade nicht so was tolles mache, sondern freue mich einfach, dass Ihr so was Tolles machen könnt! Wenn Du berichtest, wie Du etwas machst mit den Kindern oder gemacht hast, kommt bei mir nie das Gefühl auf, dass Du mir mitteilen willst, nur so sei es richtig und nicht anders. Bitte mach einfach so weiter, lass mich „Vorwitztuut“ (Trierisch für Neugierige) an Deinen Gedanken und Bildern teilhaben! 😘

  5. Bei uns (und vielen Familien im Bekanntenkreis) war es oft ähnlich schwierig, wenn die Babys so 3-4 Monate alt waren. Geschwisterstreit, erschöpfte Eltern. Und dann ruckelt es sich doch wieder zurecht. Mir wäre das gar nicht aufgefallen, wenn meine Hebamme mich nicht beim 3. Kind darauf hingewiesen hätte. War beim 4. wieder so.

  6. Christina

    Hallo Jette, ich liebe deine Texte und finde es super, dass du auch die schwierigen Themen im Familienleben beschreibst.
    Als bei uns der Sohn kam, war alles prima. Keine Eifersucht, nichts worauf wir uns vorbereitet hatte. Die Monate vergingen und das Baby fing an zu krabbeln. Mit der Mobilität des Sohnes knallte bei der Tochter irgendwas durch. Den ganzen Tag schrie sie, er dürfe dies und das nicht anfassen. Er hat dieses und jenes zerstört. Wir haben so viel ausprobiert, viel gesprochen, viel erklärt, einen Laufstall angeschafft, Spielsachen durchs Haus geräumt damit sie einen sicheren Platz haben. Keine Maßnahme hat Ruhe reingebracht. Ich war furchtbar verzweifelt und einfach so müde von all dem.
    Mit der Zeit würde es besser, meistens sogar gut aber der Weg dahin, puh!

  7. Nicolaeigensinn

    So tolle Worte…und Gestade jetzt absolut passend! Ohren seid ein tolles Team und werdet auch diese Hürde schaffen, ich glaube an euch!

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