Wenn man neu im Baby Business ist, wird man gern mal zugeschüttet mit „du musst“ oder „wie du machst das nicht so“ oder „aber mein Kind kann“ Sätzen. Vergleiche, Ratschläge, Verunsicherungen und zum Teil Überforderung. Jede/r kann damit mehr oder weniger gut umgehen.

Im Laufe der Zeit wird man selbstsicherer, schafft sich seine eigene kleine Blase, lässt sich nicht gleich verunsichern, wenn man es eben anders macht und kommt im Leben mit Kind an. Selbst das große Thema „Kita ab wann“ stresste mich weniger. Mein Leben, meine Gegebenheiten.

Und wenn man grad denkt, kiek ma, auch die „du musst“ „so ist es nicht gut“ Quatscher/innen kochen bloß mit Wasser und wissen längst nicht alles, kommen die Kinder in die Schule.

Hätte ja nie gedacht, dass man plötzlich wie mit einem Neugeborenen dasteht. „Wie dein Kind belegt keinen extra Kurs, ihr fördert es nicht?“ „Mein Kind kann ja schon lesen/ schreiben/ besonders doof aus der Wäsche gucken.“ „Also ich mache das ja immer so. Hier hat das immer geklappt. Man muss sich halt kümmern um sein Kind“ (bitte was?! Das hat mir niemand gesagt vorher!!!) „Also mein Leben ist dreimal schwerer und ich bekomme das auch hin, muss man eben wollen!“

Tja und da sitze ich und muss erstmal wieder mich finden. Und denke mir: hört das denn nie auf? Kann man nicht aufhören sein Leben auf andere zu projizieren und indem man sein gegenüber abwertet, sich gleich mal ein bisschen besser fühlen?
Kann man nicht einfach da sein, Hilfe anbieten oder einfach schweigen? Kann man nicht aufhören Kinder als Wettbewerb zu sehen? Und dazu gehört auch, dass wenn ein Elternteil stolz erzählt was das eigene Kind grad geschafft hat, das nicht als angeben zu sehen oder als gleichzeitiges: sorry dein Kind is halt doof und kann das nicht. Die Info hat höchstwahrscheinlich gar nichts mit dem eigenen Kind zu tun sondern ist lediglich ein Bericht einer stolzen Mama/ Papa. Und das ist doch voll okay. Nirgends steht, dass somit das eigene Kind ne kleine süße Nulpe ist.

Ich habe wirklich gedacht, alles rund ums Baby sind die heissen Themen: stillen, tragen, Schnuller, Flasche, Kinderwagen, bei anderen übernachten lassen. Ich dachte, ok wir haben ja alle keine Ahnung. Wir sind verunsichert und wenn es jemand anders macht, zweifeln und hinterfragen wir schneller. Aber irgendwann hat man ja seinen Dreh ein wenig raus. Und übrigens weiterhin keine Ahnung. Wie auch. Irgendwann ist eben das erste mal Einschulung, das erste mal eine weiterführende Schule finden, das erste mal kein Bock/ Streit um das Thema Schule, Schwierigkeiten mit Lehrern, Schülern. Und das erste mal Pubertät.

Ich dachte aber ehrlich, bis dahin hatten ja alle genug Zeit zu merken wie aufreibend manche Vergleiche und Sätze waren und da stehen wir drüber. Aber nö. Auch beim Thema Schule kann man ganz schön viel falsch machen, während andere alles (vermeidlich) im Griff haben.

Okay okay dann ist das so. Wir hören wohl nicht damit auf. Also bleibt nur, wieder eine Blase zu finden an Eltern mit ähnlichen Themen zum Austausch und zuhören. Sich nicht verunsichern lassen, wissen, dass das eigene Leben nicht dass der anderen ist. Dass man nicht alles auf sich beziehen kann und muss. Auf sich und das Kind vertrauen, nach Wegen suchen die vielleicht wahnsinnig viel Kraft kosten. Aber wenn nur eine andere Mama/ ein anderer Papa verständnisvoll zur Seite steht, dann schaffen wir auch diese Phase und sind vielleicht beim nächsten Kind lockerer.

…. Bis das dann mit Themen oder Problemen ankommt von denen man nicht mal ahnte, dass sie eins werden könnten.

Ihr macht das bestimmt großartig. Ihr seid da für eure Kids. Ihr wollt das beste für sie. Ihr kämpft für sie. So wie wir. Mag vielleicht nicht immer richtig erscheinen, da schwingt viel Unsicherheit mit, aber gemeinsam können wir auch schwere Themen meistern. So wie die Babyphase. Und hier sind auch alle halbwegs groß und vernünftig geworden, trotz Schnuller, Kinderwagen und Fläschchen. Es besteht Hoffnung.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

4 Comments

  1. Ist das ganze Konzept Bikinifigur nicht ein Relikt aus den 50ern? Schönheitsoperationen, Fitnesswahn, Kryolipolyse und so weiter. Der Körper sollte fit gehalten werden, aber dieses Verfolgen eines Ideals ist doch nicht gesund.

  2. Man muss einfach entspannter werden, was definitiv nicht immer leicht ist. Letztes Jahr habe ich mir öfter gewünscht 10 Jahre älter zu sein……

  3. Ja, ja die Besserwisser. Es ist schade, dass Mütter auch oft nicht ehrlich zueinander sind. Komisch, dass bei anderen immer alles perfekt ist. Und stell dir vor mein Sohn hat letztes Schuljahr 6 mal Schule geschwänzt und ich habe es erzählt und nicht verheimlicht. Ich bin also eine unfähige Mutter, die ihre Kinder nicht im Griff hat. Aber weißt du was, auch er ist jetzt in der 11. Klasse und wird seinen Weg machen.

  4. Liebe Jette,

    das Elternsein ist echt ein harter Job – zum Glück weiß man vorher nicht, was einen da genau erwartet.

    Mich hat folgende Weisheit gerettet:
    Fast NICHTS ist bei Kindern von Dauer – das Gute (leider) nicht und das Schlechte (zum Glück) nicht!

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