„Oh jetzt jammert sie wieder (auf hohem Niveau). Sie hat sich das doch ausgesucht. Warum hat sie Kinder bekommen?! Sie muss doch WISSEN, dass Kita, Schule, Termine auf sie zukommen und es anstrengend wird. Hätte sie keine bekommen.“

Ja man sucht sich das Leben mit Kindern aus. Trotzdem sind manche Sachen anstrengend, man kann nicht alles planen und weiß auch nicht mit Mitte 20 was einen mit Anfang 40 erwartet und auf einen zukommt. Seltsame Argumentation, dass man ja vorbereitet sein müsse und alles wissen und einplanen sollte mit Kids, sonst halt nicht jammern oder keine bekommen. Oder gab es ne Glaskugel bei der Geburt, wenn ja hab ich keine bekommen.

Warum sprechen manche Menschen (gern im Internet anonym) anderen die Schwere ihres Lebens ab. Bzw die Gefühle an sich. Wenn ich sage: ey andere haben es schwerer, du hast ja nen Partner/ arbeitest weniger….. spreche ich sofort ab, dass diese Person es schwer haben „darf“. Weil irgendwem gehts schlechter. Irgendwem geht es immer schlechter. Irgendwo auf der Welt oder von Siglinde der Bruder dessen Tante. Damit hat das eigene Leben bloß wenig zu tun.

Vielleicht wurde es auch im Laufe der Zeit immer mehr, irgendwann zu viel. Natürlich weiß jeder Mensch mit Kids, dass die in die Kita und Schule gehen, Pubertät u was nicht alles. Aber keiner kennt das Ausmaß. Oder seine persönliche Grenze. Hat eine Ahnung wieviel Sorge man aushalten kann und muss. Wieviel Liebe man zu geben hat. Wie erholsam plötzlich ein Tag im Büro sein kann.

Ja es gibt Fakten und Statistiken. Tolle Zahlen wieviel ein Kind so kostet. Bin leider nicht so der rationale Typ. Ja ich weiß, dass Kids auch Unterstützung brauchen in der Schule, oder zu Vereinen gefahren werden wollen. Ich weiß vorher nicht, wie anstrengend das (Schul) System wirklich ist oder dass aus einem Hobby Sport plötzlich Profi Sport wird und dementsprechend mehr Zeit und Energie kostet.

Also ja, manchmal jammere ich. Manchmal ist mir alles zu viel. Bestimmt belächelt das jemand oder eine andere Person hat noch viel mehr zu tragen, noch viel mehr organisieren, noch weniger Geld und Unterstützung.

Aber nein wissen kann man all das nicht. Gedanken machen schon. Und sich dann halb blind naiv und voller Vorfreude ins Leben mit Kind (ern) stürzen. Die einen wuppen es dann „besser“ und „leichter“, die anderen tun sich schwerer manchmal. Rumheulen ist erlaubt. Kinder bekommen auch. Auch wenn Ilse aus dem Internet das anders sieht.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

14 Comments

  1. Letztes Jahr, wollte ich zusammen mit meinem Mann mal für ein verlängertes Wochenende in den Urlaub fahren. Allein, ohne Kinder. Warum? Weil ich mit drei Kindern, Job und Hausbau immer noch gestresst von Homeschooling und Logout einfach Mal eine Pause brauchte. Als ich meine Schwiegermutter (Rentner) dann fragte ob sie ein paar Tage auf unsere Tochter (6 Jahre) aufpassen können meinte sie:“Nein, dass ist ihr zu viel.“ Wohl gemerkt, sie sollte nur auf ein Kind aufpassen, nicht alle drei. Als ich ihr dann versucht habe zu erklären warum ich eine Pause brauche, meinte sie:“Ihr habt euch das doch ausgesucht. Das wusstet ihr doch vorher.“ Das hat mich fast zum Platzen gebracht. Nein ich habe mir weder Corona gewünscht, noch das mein Sohn Asperger Autist ist und von dem ganz normalen Wahnsinn Mal abgesehen. Dazu kommt noch, das sie weiter weg wohnen und von uns sonst nie als Babysitter „missbraucht“ werden und wir sonst immer alles allein wuppen. Naja, mit gut zureden ihres Mannes hat sie es dann doch gemacht, aber der Weg dahin…

  2. Ist nicht nur bei Elternschaft so. Aktuelle Berichterstattung: irgendeine superhochkarätige Spezialkommission hat sich überlegt, dass man dem Lehrermangel beikommen kann, indem einfach alle Lehrkräfte Vollzeit arbeiten. Geile Idee (nicht). Diskussion im Forum von Spiegel online:
    A: Lehrer sind faule Säcke, warum wollen die sonst wohl nur Teilzeit arbeiten.
    B: Naja, Lehrer ist auch echt kein unanstrengender Beruf. Jeden Tag Dutzende laute Kinder, früh anfangen, keine Gleitzeit, abends noch Arbeiten korrigieren, Unterricht vorbereiten, Elterngespräche
    A: Aber das weiß man doch vorher! Und mein Bruder arbeitet bei Firma XYZ, da muss er um 5 Uhr anfangen. Der hat es viel schwerer.
    Und man denkt so (als Nicht-Lehrer): nur, weil jemand sagt, er/sie fände den eigenen Beruf nicht unanstrengend, heißt das doch nicht automatisch, dass andere Jobs nicht auch/mehr/genauso anstrengend sind. Und nein, man weiß nicht unbedingt vorher, wie belastbar man mit Mitte 40,, drei eigenen Kindern, einem pflegebedürftigem Vater, einem kranken Haustier und nach der Scheidung selber noch ist. Eigentlich logisch, oder?

  3. Da hast du recht. Das nervt an Kita und Schule sehr. Klar alle machen an Weihnachten nen Basar. Alle stöhnen. Warum nicht mal in den Januar nen Kaffeekränzchen legen? Alle sind im Dezember gestresst. Ich schreibe das dann auch. Dass ich nicht komme, kann mich nicht teilen und 15 Uhr leider auch nicht entspannt irgendwo nen Eltern Kind Treff machen in der Kita. 🤷🏼‍♀️

  4. genau so isses. Woher hätte man wissen sollen (gerade wenn im Freundeskreis nicht schon 30 Kinder gekommen sind und die dann auch ncoh alle Erfahrungen haben mit Kids zwischen 0 und 18 ) dass zB Orga der Hobbies/Schultermine etc echt krass ist je mehr Kinder man hat? Klar hätte man sich das irgendwie ausrechnen können aber ehrlich: wer macht das schon? Und es sind auch alles so phasen: erst hat kein Kind ein hobby, dann zwei, dann wieder keines, dann eines, plötzlich haben alle 3 mehrere…das sind dinge die man nicht plant, man weiß nicht ob die freundin von K1 es irgendwann ins turnen mitnimmt und das dann voll cool ist. man weiß auch nicht dass manche schulen 3 feste, 4 basare und 5 elternsprechtage haben und andere nur 2. jetzt wieder entwicklungsgespräch im kindergarten, elternsprechtag bei k1 und bei k2. alles in einer woche. plus normale hobbies. plus verabredung kind 3 (will ja auch mal freunde treffen und nicht nur bei k1 und k2 rumfahren dabeisein). ich hab mir immer geschworen die kinder nicht bei tausend sachen anzumelden. und unsere machen wenig im vergleich zu anderen. es ist einfach so gekommen. und an manchen tagen ist es voll ok, an manchen ist es voll ok aber ich bin platt und an anderen ist es ätzend und furchtbar anstrengend. und das darf man auch sagen. allein schon deshalb, damit andere, die vielleicht in einer anderen phase sind, es hören. und sich drauf vorbereiten können, dass es evtl so wird. (oder natürlich sich drüber aufregen dass man mosert, klar). mir würde zB helfen wenn die schulen mal bedenken könnten, dass man ja nicht nur ein kind hat (aber 1x im jahr was mitbringen ist doch kein problem), sondern mehrere. und meist immer in den gleichen zeiten (Schuljahresende und weihnachten) feste, mitbringevents etc. gemacht werden. ich finde nicht, dass ein kind kein kind ist. aber was die orga angeht ist es schon so: je mehr desto anstrengender. puh. danke für den beitrag, jette!

  5. Liebe Jette,

    leider nur zu wahr!!!!! Bei mir kommentieren meine beiden Kolleginnen (die eine ohne Kind, die andere mit 2 erwachsenen Söhnen) immer gerne negativ, wenn ich mal von unserer Familiensituation mit pubertierender Tochter erzähle. Was ich kaum noch mache…

    WARUM unterstützen wir Frauen uns nicht gegenseitig mehr? Es ist doch für viele schon schwer genug alles unter einen Hut zu bekommen – da muss man sich nicht gegenseitig fertig machen.

  6. wie ich das hasse: ..aber du hast ja nur2 Kinder…und arbeitest nur halbtags..und vor Ort…Deine Kinder sind doch so nett, also wenn die anstrengend sind…mach doch einen Plan für den Haushalt, Du schaffst den doch kaum…also bei mir macht er die Hausafgaben ohne Probleme…

    Kraft und Geduld sind nicht verhandelbar! Wenn aufgebraucht, dann aus! Kinder sind außer Haus anders, als zuhause und auch Mamas, die gerne Mama sind und ihre Kinder furchtbar lieb haben haben Grenzen und kurze Geduldsfäden (die eher Zündschnüre sind).

    Danke für die Ehrlichkeit, ich kann die perfekten, instatauglichen Mütter nicht mehr ab. Ich will mich nicht mehr schlecht fühlen, weil „alle“ anderen es doch scheinbar auch schaffen. Ich will einfach nicht mehr! Und heute übe ich mal gleich und bleibe im Chaos sitzen und lass es mir trotzdem gut gehen.

    trotzige Grüße aus dem trüben Bayern

  7. Jup, das ist dann die andere Seite von immer schöner-besser-weiter. Ganz besonders doof finde ich ja auch den Spruch: Ein Kind ist kein Kind. Klar ist für Eltern, die mehrere Kinder haben, entspannter, wenn sie sich mal nur um ein Kind kümmern müssen (bzw. bei unseren dreien reicht es schon, wenn EIN Kind mal nicht da ist ;o)). Aber deswegen kann man Ein-Kind-Eltern nicht ihren Stress und Strugggle absprechen. Klar relativiert sich einiges, wenn man mehrere Kinder hat, aber ich bin auch davon überzeugt, dass sich der persönlich wahrgenommene Stress für alle ziemlich ähnlich anfühlt – egal, ob mit einem oder 5 Kindern :o)

  8. Aaaaalter so tief kann ich gar nicht atmen wie unmöglich so ein Kommentar is. Boah na da hätte ich aber was erzählt.

  9. Puh, ja. Einmal hat es mich richtig erbost. Zwischen Tür und Angel beim Abholen im Kindergarten sagte die Erzieherin, sie hätten so wenig Leute beim Adventsbasar, ob ich eventuell helfen könne. Ich meinte: „Tut mir leid, wir sind bei K1 in der Schule, wir schaffen uns dieses Jahr nicht, uns zu verteilen, das wird alles einfach gerade zu eng und wir finden uns kaum noch als Familie zusammen.“
    Plötzlich eine bis dahin völlig unbeteiligte Mutter: „Also bitte, wir müssen uns auch aufteilen, mein Mann ist fast nie zuhause, da muss man halt einfach seine Prioritäten sortieren“ und überhaupt wäre ich im Patchwork ja eh bevorteilt, dann solle doch bitte K1’s Mutter an die Schule…

    oha, dachte ich nur. Oha.

  10. Dieses über ehrliche Elternschaft schreiben war von Anfang an der Grund dafür hier mitzulesen und ab und an aktiv zu kommentieren. Mache ich auch gerne weiterhin, es holt mich nämlich einfach ehrlich ab und die Ilses & Co. die meinen meckern zu dürfen, Dinge absprechen zu können o.ä. sollten vielleicht einfach mal ihre eigenen Probleme reflektieren und sich daran abarbeiten. Punkt.

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