Wackelzahnpubertaet-Vorschulkind-Entwicklung-Erziehung

Was schreibt sie? Wackelzahnpubertät? Kennt ihr nicht? Kannte ich auch nicht. Aber das Internet weiß ja alles und zum Glück gibts für jedes Lebensalter der Kinder einen Namen. Phasen über Phasen. Im Kleinkindalter ist es die Trotzphase „terrible two“ und sonst was. Das Baby befindet sich im ersten Jahr sowieso nur in Phasen, Schüben, sonstwas und wenn man das überstanden hat, wird einem schon vor der Pubertät gewarnt.

Aber zwischendrin, quasi als Übung oder Testlauf, hat die Natur das Kleinkindalter und eben die Wackelzahnpubertät gesteckt. Soll ja nicht langweilig werden. Und eins sei gesagt, nicht jedes Kind hält sich an die jeweiligen Phasen. Manche übertreiben auch, andere scheinen nicht recht zugehört zu haben damals oben bei den Sternen und lassen Phasen einfach aus.

Wenn es im Kopf knallt und einfach alles falsch läuft

Meine Kinder sind eher friedliebend. Sie ticken nicht aus, wenn man ihnen Kleidung raus sucht oder schreien ständig „NEIN“, „Ich will aber!“ oder kullern dramatisch auf dem Boden rum. Aussetzer gibt es natürlich trotzdem. Mein Hirn sagt dann ständig diese Telefonansage: „The person you have called is temporarily not available“. Denn so isses. Mega error im Hirn und irgendwie tun sie mir leid. Von jetzt auf gleich ist alles doof. Eine Kleinigkeit und das Kind rastet aus. Kannste nix machen. Ausser eben an diese Melodie denken und milde lächeln. Und warten. Bloss nicht anreden oder gar mit Strafen oder sonstwas drohen.

Wackelzahnpubertät: Zwischen den Welten

Ich glaube, Wackelzahnpubertät ist nicht leicht. Zwischen Kleinkind und Kind, was allein in die Schule geht. Zwischen ich will mein eigenes Zimmer und ich komme jede Nacht kuscheln, weil ich ganz viel Nähe brauche, Zwischen das Spielzeug ist total überlebenswichtig und ich brauche dieses Babyzeug nicht mehr. Zwischen meine Eltern haben recht und die spinnen doch. Zwischen meine Schwestern sind das Beste und die nerven mega. Zwischen der Tag hat zu wenige Stunden für all meine Ideen und größtmöglicher Langeweile. Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Plötzlich können Wackelzahnpubertiere diskutieren. Und wie. Mit zum Teil bestechenden Argumenten. Oder eben der zugeschlagenen Tür. Es kullern wütende, hilflose Tränen. Manchmal auch bei uns Eltern. Weil wir unser Kind nicht mehr wieder erkennen und mit der Wut etwas überfordert sind.

Was hilft in der Wackelzahnpubertät?

  • Durchatmen – Es bringt überhaupt nichts, hinterher zu gehen und noch zu rufen, dass die Tür eine Klinke hat. Oder dass das Kind gefälligst weiter zuhören soll.
  • Zurück besinnen auf sich – Denken wir doch wie es uns geht, wenn wir uns unfair behandelt fühlen. Oder wenn wir manchmal einfach von jetzt auf gleich schlecht gelaunt sind. Also ich will dann einfach in Ruhe gelassen werden oder auch mal laut schreien oder was werfen. Die Wut muss raus. Egal ob der andere versteht, warum wir wütend sind.
  • Zuhören – Fragen was los war grad und einfach ein Ohr anbieten. Das Kind einfach mal erzählen lassen, was denn so doof  ist und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Oder auch nicht. Nicht immer gibt es eine Lösung, weil sich das Problem schon mit der Wut auflöst. Die Energie muss einfach nur raus aus dem Kopf. Das Kind ernst nehmen und nicht sagen, dass es albern sei diese Wut oder das vermeidliche Problem.
  • An die Entwicklung denken – In diesem Alter passiert viel. Das Kind kommt in die Schule, es lernt neue Kinder kennen, muss sich an neue Regeln halten und der Kopf rattert ständig und verarbeitet neue Informationen. Kein Wunder, dass er manchmal auf Stand-by schaltet. Wenn ich lange an einem Thema sitze, bekomme ich Kopfschmerzen und habe das dringende Bedürfnis mich bewegen zu müssen. Nur wachse ich nicht noch nebenbei und stelle fest, dass die Eltern vielleicht doch nicht alles wissen und immer recht haben.
  • Das Leben mit Humor nehmen – Die Wackelzahnpubertät kommt, oder eben nicht. Wir sollten unsere Kinder nicht auslachen, sondern ernst nehmen. Aber wir können auch mit einer Prise Humor an die Sache gehen und einfach den Wutanfall abwarten. Nicht jedes gesagte Wort auf die Goldwaage legen, uns nicht so schnell provozieren lassen. Viel mit dem Kind lachen.
  • Klare Regeln helfen – Nein meine Kinder müssen nicht gehorchen und beim ersten Wort zusammen zucken. Aber ein strukturierter Tag hilft bei der Bewältigung des Alltags. Und freie Zeiten schaffen. Nicht alles durchplanen, sondern Luft zum Atmen geben und die Hausaufgaben morgen machen.
  • Sich austauschen – Wenn man sich hilflos fühlt oder meint, mit dem Kind unfair umgegangen zu sein, dann hilft es zum Einen mit dem Kind zu reden und kurz zu erklären, was bei uns los ist. Zum anderen geht es anderen Eltern vielleicht ähnlich. Ganz gewiss ist man mit seinem Wackelzahnpubertier nicht allein.

Wer weiß schon wie das nächste Kind wird. Ist keins wie das Andere. Und so plötzlich wie so ein Wutanfall kommt, so plötzlich ist er meist vorbei.

Kennt ihr die Wackelzahnpubertät? Wie seid ihr da durch gekommen? Habt ihr Tipps?

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

14 Comments

  1. EinfachIch

    Herzlichen Dank, mal sehen ob ich heute nach der Kita auf deinen Text zurück greifen kann, gedanklich. Besser kann man das nicht beschreiben, ich versuch heut Abend viel einfühlsamer zu sein.

  2. :-D wunderbar! also eigentlich nix, weil *noooooooo*, aber beruhigend, dass bei uns alles in ordnung zu sein scheint mit der bezaubernden fini und ihren 4,5 jahren, die aber weit ist für ihr alter und die ich so herrlich in deiner beschreibung der großen wieder fine. und mich leider auch :-D dieses vor sich hin granteln, alle sind gemein, keiner hört mir zu, lässt mich ausreden, immer rücksicht nehmen… ich fühle mich ertappt :-D

    fühl dich gedrückt, du erdest so wunderbar <3

  3. Einfach nur Danke! heute und die letzten Tage war das „Tier“ auch hier…die fast 6 jährige heult und tobt, der kleine Bruder macht zumindest die Geräusche und Gesten nach und ich könnte brüllen und heulen…und nichts hilft. Sie wirkt traurig und doch so bockig und macht es einem gerade nicht leicht, sie dann auch wieder einfach nur zu trösten und lieb zu haben – Mama ist leider nachtragend…und ich habe mich mal für einen geduldigen Menschen gehalten ;)
    Aber wenn es Euch anderen auch so geht, scheint das ja „normal“ zu sein.
    Sind Jungs auch so?

    Liebe Grüße

  4. Na, davon kann ich eigentlich alles abnicken. Der totale Kurzschluss im Hirn. Ich habe es ja schon bei Instagram geschrieben. Wut, viele Tränen und das Gefühl benachteiligt oder ungerecht behandelt zu werden. Und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und wenn es die Gelegenheit gerade nicht hergibt, wird trotzdem mal gepflegt gemeckert, geheult oder gewütet. Ob das nur der Vorgeschmack auf die echte Pubertät ist? Wenn ja, können wir uns hier frisch machen… 😱 Und die beiden Jungs, sind auch nochmal ein anderes Kaliber… Aber gut, müssen wir durch. Umtauschen ist ja nicht…

  5. Hahahaha an den Schnaps habe ich gedacht, aber ich wollte meinen Ruf nicht weiter verfestigen ;-)

  6. Du hast das Schnäpschen bei den Tips vergessen 😂
    Manchmal wünsche ich mir abends ich würde nicht stillen und könnte mir sowas zu Gemüte führen, nach einem schönen Wackelzahnpubertätstag… 😅🙈
    Aber ich muss sagen, nach den Weihnachtsferien ist es bei uns deutlich besser geworden. Die Abstände zwischen den Ausrastern werden deutlich größer. (Schnell auf Holz klopfen)

  7. Auch ich stelle fest, dass unsere ”Große“ (6J.) sich gerade in dieser Phase befindet. Alles Genannte passt wie die Faust aufs Auge. Da wir noch eine sehr temperamentvolle, und zeitgleich ihrer großen Schwester nacheifernde 3 1/2 Jährige haben, dachte ich bislang es läge auch daran. Das sie sich wegen dem “geklette“ und der teils auch provozierenden Art der Jüngsten müde und entnervt fühlt. – Oder vielleicht liegt es auch an Beidem?! Auf jeden Fall wünsche ich uns Müttern in dieser Zeit gute Nerven, einen langen Atem und einen guten Schnaps!;-)

  8. Hallo liebe Jette,

    ich kenne diese Phase unter dem Begriff „Zahnlückenpubertät“ und es trifft auch auf unsere 7jährige zu;)
    Manchmal kippt die Stimmung so schnell und ohne ersichtlichen Grund, dass ich mir wünsche, alles noch mal in Zeitlupe zu sehen und den Fehler zu finden…
    Ich bin ganz bei Dir, dass – auch wenn es manchmal schwer fällt – zurückmeckern gar nichts hilft. Sondern eher versuchen, durchzuatmen, die Ruhe zu bewahren und das Gewitter vorbeiziehen zu lassen. Ich bin einfach da und warte bis die Frage kommt: „Mama, hilfst Du mir beim Trösten?“. Dann sind meine Arme ganz weit auf, um meine Kleine aufzufangen und wieder zu erden.

    Vielen Dank für diesen schönen und ehrlichen Text und herzliche Grüße von Stine

  9. Hallo Jette,

    wir stecken auch grad mitten drin … meine Tochter ist grad 7 geworden … und ich erkenne sie in deiner Beschreibung sehr gut wieder! Leider ist es auch beim zweiten nicht einfacher … ich hab das schon mal durch, die Große ist fast 10 … aber du hast Recht, die Wut muss irgendwie raus! Meist ist es danach ja besser …

    LG, Jasmin

  10. Sei ehrlich, du hast bei uns eine Kamera versteckt? Dieser Text passt zu 100% zu unserer siebenjährigen Tochter.
    Ich hoffe immer, dass diese Phase genauso schnell wieder vorbei ist, wie sie gekommen ist. Bis dahin heißt es: „ruhig atmen“…

  11. Simone Olschowsky

    Auch wir stecken mitten drin in dieser verflixten Zeit. Meine Tochter ist 6, kommt im Sommer in die Schule und zeigt sich genauso wie du es beschreibst. Nicht gerade einfach für uns Eltern…. Aber wie heißt es so schön: auch das ist nur eine Phase.

    Somit wünsche ich uns allen gute Nerven, Stärke und viiiiiiel Verständnis für unsere Mäuse

    Simone

  12. Hallo Jette, du sprichst ein Thema an welches bei uns gerade ganz aktuell ist. Manchmal hilft gar nix mehr außer Türen knallen… Als Mama fühle ich mich dann hilflos und überfordert. Es passiert dann schon mal das ich in den Strudel aus Wut und Ärger hineinfalle. Meistens kriegen wir aber gerade noch so die Kurve.
    Und am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
    Liebe Grüße
    Sonja

  13. Liebe Jette,

    Tips habe ich leider nicht 😅
    Wir stecken offensichtlich selber grade mittendrin. Mein kleiner ist 6 und kommt dieses Jahr in die Schule und es gibt Tage, an denen weiß ich einfach nicht weiter. Vor kurzem saßen wir beide weinend da… er war so wütend und ich… ja ich fühlte mich hilflos…
    Wir haben dann gekuschelt und irgendwann war es wieder gut. Und danach lief es besser. Zumindest für ein paar Tage 😂
    Ich bin gespannt was die Zeit so bringt und wie es sich entwickelt.
    Danke für den tollen Beitrag 🌸

  14. Wunderbar beschrieben. Die Wackelzahnpubertät schleicht hier auch ab und zu vorbei. Hier ein paar schnippische Antworten, da mal eine zugeknallte Tür. Neulich hieß es: „Mama, also „muss“ schonmal gar nicht.“. ☺ Patsch, einmal fein gespiegelt. Und so manches Mal wird hier auf Augenhöhe diskutiert, dass man staunen muss. Es hilft wohl nur Gelassenheit, offene Arme und Ohren und Vorbild im Umgang mit sich und der Umfeld bleiben. Wenn’s mal ganz schlimm ist, blättere ich im zweiten Teil vom „Das gewünschteste Wunschkind …“

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