Es ist ja nicht nur so, dass ich 40 Jahre alt bin, sondern nun auch schon 11 Jahre Mutter. Das ist beides ganz schön verrückt, immer wieder. Außerdem ist es nicht langweilig, denn das Leben hält immer wieder kleinere und größere Überraschungen parat, auf die man sich nicht immer gut vorbereiten kann.

Ich wusste, wie ich nie sein wollte

Ich wollte ehrlich gesagt nie so eine Mutter sein, die nachmittags nur Kinder durch die Gegend fährt und von Hobby zu Hobby hetzt oder Spiel Dates vereinbart. Natürlich kommt wie immer das Leben dazwischen und wenn sich Chancen bieten, dann schlagen wir sie nicht aus, wenn es machbar ist. So hat der Schulwechsel eben dazu geführt, dass wir weder Richtung Ostsee in absehbarer Zeit ziehen können, noch innerhalb Berlins nach einem anderen Haus Ausschau halten, da ich keine Lust auf eine noch größere Entfernung zur Schule habe. Natürlich hätten wir sagen können, nö du bleibst auf der Grundschule und wir schlafen alle morgens etwas länger, müssen nicht mit dem Auto oder Fahrrad durchs morgendliche Chaos und niemand muss nachmittags zwischen Kitakindern und neuer Schule hin und her hetzen. Alles wäre etwas entspannter.

Aber da sitze ich nun eben und bin also doch ein bisschen diese Mutter, die ich nicht sein wollte. Aber nur ein bisschen, denn auf Spielplätze gehe ich immer noch nicht. Meine Kinder verabreden sich meist mit Freunden, die hier wohnen. Das macht alles sehr viel leichter und die Schule bietet verschiedene Aktivitäten an, die noch in die Hort Zeit fallen. So habe ich kein schlechtes Gewissen und die Kinder haben ihren Spaß. Ein paar Abstriche müssen wir alle machen, sowohl die Kinder als auch wir Eltern.

Ich hatte nie eine konkrete Vorstellung, wie man als Mutter so ist. Ich hab ehrlich gesagt auch nicht gedacht, dass mir Spielplätze so gar keinen Spaß machen oder ich einfach nicht gern auf dem Boden sitze und mit den Kindern spiele. Basteln oder Malen schon eher, aber nach Anleitung. Ansonsten halte ich mich da für recht unkreativ. Und so sammeln sich mal wieder die Kastanien auf dem Tisch und das Kind fragt hoffnungsvoll, wann wir endlich daraus etwas basteln. Ob ich ihr mal meinen Text vorlese, wie ich zu Kastanien stehe?

Erwartungen vs Realität – Wie ist es denn nun?

Vielleicht wird man unterbewusst beeinflusst durch all die Medien und wie Eltern sich dort meist geben. In Magazinen sind Eltern mit Kindern meist super gestylt, die Wohnung sieht auch echt nett aus. Oder auf Instagram…. In Filmen ist es zwar auch mal chaotisch, dramatisch oder laut, aber eigentlich doch immer ganz süß und schön. Und vielleicht sieht man sich mit Baby dann doch recht oft im Café sitzen oder chillt auf dem weißen Sofa in der cool eingerichteten Wohnung. Das Kinderzimmer ist gedanklich schon fertig möbliert mit positivem Schwangerschaftstest und Dramen an der Supermarkt Kasse kennen eh nur andere. Und vielleicht passiert es auch genau so.

Aber meist sieht das Zimmer einfach nur chaotisch aus und das Baby schläft und spielt doch viel lieber bei uns. Irgendwann setzt das kleine Hirn an der Supermarktkasse doch aus und da ist er dann, der Wutanfall, den immer nur andere haben und wo man damals wusste, SO würde man dann ganz sicher nicht sein. Und vielleicht ist man doch die Mama, die ihre Kinder durch die Gegend fährt, plötzlich die Koch- und Bastelleidenschaft entdeckt und all das gar nicht als anstrengend empfindet sondern als erfüllend.

Daher ist es so schwer zu sagen, wie es nun wirklich ist. Denn eins ist klar, es ist anstrengend. Aber für jeden anders. Der eine kocht gern Brei, die andere kauft ihn gern. Die eine kann aus Toast die coolsten Brote zaubern, die andere legt manchmal einen Schokoriegel in die Brotdose. Ich saß tatsächlich oft im Café und hatte diese „Anfängerbabies“, die viel schliefen, sehr genügsam waren und die ich überall mit hinnehmen konnte. Auch ich hatte das hübsche Beistellbett, was mehr als Ablage diente, als dass da ein Baby drin schlief. Auch ich dachte immer, das kommt schon noch, die Freude beim Spielen mit dem Kind oder beim Schaukeln auf dem Spielplatz. Auch ich dachte nicht, dass quasi jedes Zimmer deutlich zeigt: Hier wohnen Kinder. Und Eltern. Aber eigentlich vor allem Kinder.

Das Leben mit Kindern ist wie eine Überraschungs-WG

Ganz bestimmt habe ich mir nicht vorgestellt, dass es so anstrengend werden kann. So laut, so viel, so stressig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass so kleine Menschen einen an den Rand des Wahnsinns treiben können und ich so wütend werde. Ich hätte nie gedacht, dass sie mehrfach die CD Sammlung des Mannes zerstören und er irgendwann nur noch milde lächelt. Dass es fast egal ist, wie der Tisch aussieht so ohne Deko, weil sie eh alles abreißen. Ein bisschen wie eine WG zu meinen Studentenzeiten. Da wusste man auch nicht was einen mit neuen Mitbewohnern erwartet, wie sehr sie vielleicht nerven können und welche Macken sie mitbringen. Und  ganz bestimmt habe ich niemals erwartet, was mein Herz alles aushält, vor allem an Liebe. Und auch zu erkennen, dass diese Liebe nicht immer für alle gleich stark ist. Sie ist immer da, aber nie gleich aufgeteilt. Und das ist okay so und völlig normal. Die Realität sieht so aus, dass viel mehr Liebe und viel mehr Sorge in unser Leben getreten ist, als wir es uns hätten ausmalen können. Aber auch so viel mehr Freude, Lachen und tiefes Glück. So ganz rein und ohne Erwartungen an eine Gegenleistung.

Erzählt doch mal, wie habt ihr euch das Leben als Eltern vorgestellt? Ist es so eingetreten oder doch ganz anders und was hättet ihr niemals gedacht was Elternsein mit sich bringt?

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

3 Comments

  1. Ich denke, es gibt ihn nicht, den einen richtigen Weg. Fühlst Du Dich mit Deinen Kindern wohl – und sie umgekehrt mit Dir? Dann ist wohl alles in bester Ordnung. (-;

    Ich glaube, mit das wichtigste ist, dass man Kinder wertschätzen und zugleich auch „sein lassen“ muss. Es sind eigenständige kleine Menschen voller Überraschungen.
    Wir sollten sie vor allem aufmerksam und liebevoll leiten – aber weder zu sehr kontrollieren und erzieherisch formen noch alles sich selbst überlassen.

  2. Ich konnte mir nie vorstellen, überhaupt einmal Kinder zu haben. Jetzt habe ich zwei. Der kleine hatte gestern seinen 1.Geburtstag. und ich habe mich dabei ertappt beim Gedanken „Ist er wirklich mein letztes Kind?“ Da wäre noch so viel Liebe die ich geben könnte. Und schon heute bringen beide mich fast an den Rand der Verzweiflung ;) bis man abends kuschelnd im Bett liegt und der Große sagt „Mama, ich hab euch lieb. Auch wenn ihr mal mit mir schimpft.“
    Ich hätte nie gedacht, dass solche kleinen Menschen solche Emotionen in mir auslösen können. Die täglich (teilweise stündlich) wechseln können. Und die man niemals missen möchte weil sie mein Leben einfach unglaublich bereichern und ich glücklich bin wenn sie es auch sind

  3. Wenn ich mich als Kinderlose damals über Kinder aufgeregt habe (z. B. weil sie nicht bitte und danke sagen konnten) hat mein Mann immer gesagt “Das müssen wir bei unseren eigenen Kindern erst mal besser machen.” Und weisst du was, Jette? Wir haben’s besser gemacht. Unsere Kinder werden überall gelobt, dass sie so höflich sind. Ansonsten wollte ich immer für meine Kinder “da” sein, also nicht 24/7, aber dass sie wissen, wenn sie mich brauchen, bin ich da. Oder wenn sie was auf dem Herzen haben, habe ich ein offenes Ohr, ohne über sie zu urteilen. Einfach mit einem neutralen Rat (ok, er ist schon ein bisschen mit Mama-Herz ausgesprochen, aber ich versuche so neutral wie möglich zu bleiben! 😉). Und ich nehme mir Zeit für sie. Mein Mann hat ein zeitintensives Ehrenamt und nen Vollzeitjob. Deswegen bin meistens ich für sie da (am Nachmittag nach meinem eigenen Job und neben dem Haushalt), aber wir haben auch ne tolle Zeit zu viert mit Ausflügen und Urlauben und gemeinsamen Momenten fürs Herz. Ich mag sehr gerne Gesellschaftsspiele (Brett-/Kartenspiele) und Basteln, aber freies Spielen mit Barbie oder Playmobil muss ich meinem Mann überlassen. Da fehlt mir die Kreativität, das innere Kind oder auch einfach die Lust 😂 Alles in allem gebe ich mir als Mama ne glatte 1, denn ich wäre gerne selbst Kind bei mir.

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