Richtig gelesen. Urlaub mit Kindern ist wie Alltag nur woanders. Sie schlafen schlecht, man hat die gleichen Verpflichtungen, die gleichen Streitereien, kaum Erholung, Mental Load fängt schon beim Packen an und Frau muss an alles denken und sowieso und überhaupt ist Urlaub mit Kindern kein Urlaub sondern Alltag mit zu viel Sand im Bett.
Ist das so? Scheinbar, denn ich las es häufiger auf Instagram, auch Little Years diskutierte darüber. Kann an meiner „Blase“ liegen, daher direkt gefragt:
Geht’s euch auch so? Ist Urlaub mit Kindern wenig bis gar nicht erholsam und eigentlich der gleiche Alltagsbums wie zu Hause?
Klar ist, Urlaub mit Kindern ist nicht das Gleiche, wie ohne, logisch. Bis 11e im Bett liegen, zwei Stunden beim Frühstück wach werden und ein paar Stunden am Strand nen Nickerchen halten bevor es zur hippen Strandbar geht, ist eher schwierig. Und sicher ist Urlaub mit Baby, was anderes als mit Kleinkind oder großem Kind.
Erwarten wir den gleichen Urlaub mit Kindern wie damals ohne?
Also ist es eine Frage der Ansprüche und Erwartungen? Erwarten wir, den gleichen Urlaub mit Kindern zu erleben, wie damals ohne? Und warum bleibt der Alltag nicht zu Hause? Was genau schleppt man denn mit? Hmmmm eigentlich kann ich jetzt nur erzählen wie es bei uns läuft und vielleicht ist die ein oder andere Anregung dabei, dass Urlaub eben auch mit Kindern Erholung und eine schöne Zeit bedeuten kann.
Klären was im Urlaub wichtig ist und zur Erholung beiträgt
Wir verreisen gern und viel. Ich schaue bei jedem langen Wochenende ob wir nicht irgendwo hin fahren könnten und plane gern unsere Urlaube. Ja das planen und buchen ist meine Aufgabe, sehe ich aber nicht als Stress an. Ist eher Stress für den Mann wenn ich ihn bitte mal irgendwo eine Anzahlung zu leisten und er leise weint.
Das muss kein all-inkl Familienhotel sein. Klar da bleibt der Alltag sowas von daheim, denn man kümmert sich um gaaaaaaar nichts. Ich lieb´s. Geld wächst leider nicht auf Bäumen und so machen wir auch Urlaub in Ferienwohnungen, Zelten oder sind auch mal im Hotel. Was mir wichtig ist: Ich will morgens kein Frühstück machen. Das ist für mich schon Erholung. Und im Urlaub gehen wir auch öfters mal essen. Wobei ich sagen muss, der Mann steht zu Hause auch am Herd. Trotzdem ist es eben schön, wenn die eigene Küche kalt bleibt.
Bedürfnisse und Wünsche klar artikulieren
Ich denke also, es bedarf Absprachen. Ich habe schließlich auch Urlaub, der Mann auch. Also hilft nur klar sagen, hey ich würde gern kein Frühstück machen, ich möchte, dass du im Urlaub diese und jene Aufgabe übernimmst. Komm heute schläfst du aus und morgen übernehme ich die Siesta. Auch mit den Kindern kann man reden , wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Kompromisse finden und sagen, hey heute wollen wir uns dieses und jenes angucken, morgen ist Pooltag. Und wenn man sie schon überall mit hinschleppt, Pausen machen, schauen wo mal ein Spielplatz ist und die eigenen Ansprüche runter schrauben.
Ansprüche überdenken
Auch Städtetripps kann man mit Kindern machen, man darf nur kein Erwachsenen Programm runterspulen. Etwas mehr treiben lassen und wenn mal schlechte Laune angesagt ist, schauen ob es für alle eine Auszeit gibt. Größere Kids können ihre Klamotten schon selbst rauslegen für den Koffer, ok der Rest bleibt bei mir kleben. Wird sich nicht mehr ändern. Der Mann packt nur seins ein und stopft das Auto bis zum Rand voll.
Ich mache sehr gern Urlaub mit den Kids. Natürlich auch ohne sie, klar. Weil es schon anders ist. Aber nicht wie daheim. Es ist auch nicht schlimmer. Denn ich habe Urlaub. Ja genau das ist es und so läuft das hier. Ich will auch mal einfach daliegen, ich möchte auch noch einen Aperol trinken, also gucken die Kinder was auf dem iPad oder wir haben Spiele dabei. Sie kommen abends mit zum Flanieren, ein Hoch auf den Kinderwagen und wenn sie müde sind, sind sie müde. Dann ist das so. Entweder gehen wir heim oder sie schlafen im Kinderwagen oder auf unserem Schoß und zumindest unsere Kinder lieben genau das am Urlaub: Abends lange wach bleiben, auf der Anlage rumflitzen, in der Stadt noch eine Schorle trinken oder am Strand der Sonne gute Nacht sagen.
Meine Kids schlafen im Urlaub genauso gut oder schlecht wie daheim. Aber im Urlaub teilen wir uns alle Aufgaben viel besser als zu Hause. Wir wollen uns schließlich beide erholen. Dafür gehört für mich zB, dass wir in Italien immer auf dem Weingut sind wo es Frühstück gibt. Auf Fehmarn genieße ich einen Brötchenservice und einen frischen Kaffee aus Sonjas Kaffeeautomaten. Aber vor allem lassen wir uns treiben. Ich muss nicht alles sehen, manchmal muss es noch ein zweiter Pooltag sein und dann ist das okay.
Urlaub mit Kindern ist wie ein bisschen Alltag, nur woanders und schöner
Ich habe keinen Tipp, außer klare Kommunikation, dass auch Eltern Urlaub haben und der Partner / die Partnerin aktiv am Familienleben teilnehmen darf und Aufgaben übernimmt, die zu Hause eher mein Thema sind. Die eigenen Erwartungen anschauen und gegebenenfalls überdenken. Wo genau ist denn der Stress, warum gibt’s keine Erholung? Liegt der Mann nur in der Sonne und man selbst rettet ständig die Kids aus dem Pool? Ist man nur mit kochen beschäftigt und Geschirr weg spülen, eben wie daheim, bloß mit mehr Sonne? Dann muss dringend etwas geändert werden.
Hier ist euer Text dafür, dass Urlaub mit Kindern auch schön ist. Dass man vielleicht nicht in den angesagten Nachtclub gehen kann oder ne 10h Wanderung durch die Berge und ne krasse Sightseeing Tour durch New York, aber dass man trotzdem überall hinfahren kann. Dass Urlaub mit Kids nicht der gleiche Alltag wie zu Hause bedeutet und es auch nicht schlimmer als zu Hause ist. Dass man sich treiben lassen, lernen kann. Dass man die Stadt oder den Strand eben durch Kinderaugen entdeckt und wenn man keinen Bock auf Sandburgen bauen hat, das voll okay ist. Übrigens ist auch Kinderanimation oder der coole Kinderclub total okay, wenn man mal ein paar Stunden im Urlaub zu zweit sein will. Kids happy? Ja go for it. Urlaub heißt nämlich eins nicht: Sich gehackt legen für alle anderen. Urlaub bedeutet Kompromisse finden, eine schöne Zeit haben und Aufgaben abgeben, an den Partner / Partnerin, ans Restaurant was kocht oder an den Kinder Bespaßungstrupp.
Glaubt ihr immer noch nicht? Dann lest ihr jetzt gefälligst meine Liebeserklärung an den Gardasee und danach noch über unseren Urlaub auf Fehmarn. Oder wie wäre es mit einem Zeltabenteuer wo wirklich nicht alles glatt gelaufen ist? Hab ich auch.
Familie fetzt. Auch im Urlaub! Nur die Wäsche wäscht und verräumt sich immer noch nicht von allein.
8 Comments
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Ich finde den Urlaub mit Kindern immer sehr schön, da alltägliche Stressfaktoren, wie Hausaufgaben, Schule, Termin etc. entfallen. So können wir uns ganz auf uns konzentrieren und als Familie viele schöne Erinnerungen kreieren. Du hast recht, die Wäsche wäscht und verräumt sich leider immer noch nicht von allein – auch nicht im Urlaub!
So fröhlich!
Da haste recht. Keine Termine ist schon Erholung und morgens nicht aufstehen und zu einer bestimmten Zeit fertig sein müssen.
Liebe Jette, so isses. Ich habe inzwischen gemerkt, dass es immer zwei, drei Tage braucht, bis sich am Urlaubsort alles eingeruckelt hat. Früher war ich gereizt, weil „Jetzt ist Urlaub und könnt ihr nicht mal gefälligst auch urlaubig drauf sein“ Seitdem ich das weiß, bin ich großzügiger mit uns allen und schon ist es entspannter. Klar, mit dem Alter der Kinder wächst auch die Entspannung, eben weil man sie viel mehr in die Vorbereitungen einspannen kann und sie ggf. für ihre schlechte Laune einfach selber zuständig sind.
Vielleicht eine lustige Anekdote zum Sightseeind/Städtetrip mit Kindern. Als sie noch alle unter 12 waren, befanden wir uns in Frankreich auf der Durchreise. Kurzer Zwischenstop am lokalen Amphitheater, weil man das gesehen haben möge. Dann war die Weiterfahrt geplant mit DisneyDVD für die Rückbank. Und wat is? Die Kinder bitten und betteln, dass wir noch ins römische Museum gehen, weil alles sooooo interessant sei. Was haben Vater&Mutter gelacht, denn wie oft kommt es vor, dass Kinder bitte bitte in ein historisches Museum wollen, während Eltern eigentlich keine Lust mehr haben. So kann es auch gehen. Sie hatten Spaß, wir haben uns amüsiert und heute gibt es eine lustige Anekdote mehr aus dem Kapitel „Urlaub mit Kindern.“ Ich würde auch gerne jedes Wochenende wegfahren mit den Kindern. Diese Welt hat so viel zu sehen, das möchte ich ihnen gerne zeigen. Und es ist neben all der Mühen eben auch so schön zu sehen, wie der Nachwuchs die Welt entdeckt. Wäscheberge versuche ich im Urlaub nebenbei wegzuwaschen, so dass alle Koffer zuhause einfach wieder rückwärts ausgeräumt werden können. Klappt nicht immer, aber wenn, ist es fein. Euch stets gute Reise :-)
Wie so oft: Sehr schön geschrieben!
Was nicht erwähnt wird, aber auf jeden Fall Gewicht hat: Die Termine, die man zu Hause hat (Schule und Freizeit der Kinder und die der Eltern), fallen weg! Das ist, wie ich finde, ein nicht unerheblicher Faktor, der Urlaubserholung aufkommen lässt.
LIebe Grüße!
Birgit
Sehr sehr toll geschrieben und ich sehe es ähnlich.
Wir haben einen Wohnwagen und sind damit viel unterwegs und lieben das Leben auf einem Campingplatz.
Genauso gerne sind wir aber auch mal in einem Familienhotel mit Rundum-Wohlfühlen-für-alle und jeder hat ma Zeit für sich.
Mein Mann und ich haben viele viele Jahre Urlaub nach unseren Vorstellungen gemacht. Jetzt richtet es sich mehr nach den Kindern, wobei wir aber unseren Interessen auch nachkommen (mal nen Stadtbummel & Sightseeing).
Und ja, damit sind wir glücklich und zufrieden!
Und irgendwann ist es vorbei, weil die Kids dann eigene Wege gehen – und so lange geniessen wir es und freuen uns heimlich auf ein später…🙃
Wir machen demnächst die krasse Sightseeing-Tour durch New York! 😂 Und ich gebe zu, ein wenig Angst habe ich schon, aber es wird eine Erfahrung!
Wahre Worte und schön gesagt, Danke! Vor allem, dass man nicht erwarten kann, dass es „wie früher“ ist. Soll es ja auch gar nicht (auch wenn es manchmal nett wäre). Gut und simpel finde ich den Tipp mit der klaren Aufgabenverteilung.
Wir fahren im Sommer immer in die USA, an den gleichen Ort (mein Mann ist Amerikaner, Heimaturlaub). Und ich/ wir finden es so gar nicht langweilig. Irgendwas hat sich immer verändert und es gibt was Neues zu entdecken (und es ist auch immer anders, weil die Kinder immer älter werden), aber gleichzeitig setzt sofort Erholung ein, weil alles auch vertraut ist.
Liebe Grüße
Cordula