Ich schrieb ja schon Einiges über Kind und Karriere und den Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Sophie von NetWorkingMom fand einen interessanten Artikel zu dem Thema. Grundtendenz: Kinder und Elternzeit sollte man im Lebenslauf lieber verschweigen. Schließlich geht es um berufliche Qualifikationen und nicht darum, was ich privat mache. 

Unter dem Posting auf ihrer Facebook Seite gibt es dazu auch spannende Meinungen. Einige sagen, dass sie stolz auf ihre Kinder sind und das nie verleugnen würden und auch gar nicht bei so einem Arbeitgeber anfangen wollen, sondern lieber weiter suchen. 

Natürlich muss ich auch meinen Senf dazu geben. Ich denke Folgendes: Eine Bewerbung ist ein anonymes Stück Papier. Sollten sich auf eine Stelle bloß 20 Leute bewerben, hat der Entscheider schon bei den wenigen Bewerbern keine Zeit, alles detailliert durch zu gehen. Also sortiert man aus, vielleicht nach Noten, Geschlecht, dem Foto oder dem Familienstand. Und nein, so muss nicht jeder Personaler sein, ist nur meine Wahrnehmung bzw. Selbst Erlebtes. Warum soll man sich schon mit dem Familienstand ins Aus schießen? Mir ist mal aufgefallen, dass Menschen mit 1a Noten und einem spannenden Lebenslauf, streckenweise über null Sozialkompetenz verfügen. Die werden zwar immer eingeladen, aber im persönlichen Gespräch entscheidet viel die Sympathie. Warum sollte mir diese Chance der Einladung entgehen, nur weil ich Kinder habe?

Mein damaliger Chef meinte mal zu mir, dass ich noch mit einer Anderen im Rennen war. Sie glänzte mit Noten, tollen Praktika, etc. Meine Noten sind eher mittelprächtig, immerhin war ich viel im Ausland. Beim Bewerbungsgespräch fragte er die andere Kandidatin, ob sie auch mal Datenbankpflege betreiben würde und stellte Fragen zu Teamfähigkeit. Sie schoss sich voll raus, glänzte aber bei den Wissensaufgaben. Dann kam ich. Wir verstanden uns irgendwie auf Anhieb. Ich gab verwirrende Antworten, meinte aber, dass es ja nicht nur super Aufgaben geben kann und na klar fütter ich auch Datenbanken. Er entschied sich für mich. Rein nach der Qualifikation und dem theoretischen Wissen hätte er sie nehmen müssen, aber ich war ihm sympathisch und das ist doch so entscheidend. Bei meinem letzten Arbeitgeber siegte eindeutig auch die Sympathie. Wir waren beide mit der selben Firma für ein Jahr in den USA und hatten uns gleich viel zu erzählen. Der Lebenslauf allein hat ihnen leider nicht verraten, wiesuper wir uns verstehen würden, das konnte ich erst in einem persönlichen Gespräch zeigen. Und mal ehrlich, wenn ich mit jemandem den ganzen Tag verbringe, entscheidet letztlich die Sympathie, Wissen ist erlernbar. Was nutzt mir so ne Nulpe mit super Noten, der aber alles schon kann, sich nichts erklären lässt und ein absoluter Unsympath ist?

Ganz ehrlich, ich verschweige meine Familie auch. Das liegt nicht daran, dass ich nicht stolz bin, aber nur die neu erworbenen Mutter-Kompetenzen zu preisen, naja. Teamfähig sollte ich auch vorher schon gewesen sein. Ich denke, wenn man erstmal ein Bein in der Tür hat und von sich überzeugen kann, hat man vielleicht auch bessere Chancen. Auf dem Papier mit meinem Foto weiß mein zukünftiger Chef doch gar nicht, was ich für eine nette und sympathische Mitarbeiterin bin. Im persönlichen Gespräch würde ich natürlich sagen, dass ich Kinder habe, dann kann der Chef sich immer noch gegen mich entscheiden. Und sollte sich herausstellen, dass der Betrieb absolut familienunfreundlich ist, kann ich kündigen. 

Zum Schluss noch eins: Der Super Dad hatte ganz vergessen seinen Status mal zu ändern und ein Kind anzugeben. Er erwähnte das zwar im Vorstellungsgespräch, weil er meistens gefragt wurde, aber am Ende interessierte es keinen. Das ist zwar traurig, zeigt aber, dass davon ausgegangen wird, dass Frau bei Krankheit zu Hause bleibt. Und wie gesagt, leider auch in einem Betrieb erlebt: Bewerber mit Kindern wurden sofort aussortiert.

Klar ist es ungerecht, sicher ist es ein bisschen Flunkern, aber ganz ehrlich, ich verletze keinen damit. Die Stelle wollen noch zig andere, warum sich unnötig ins Abseits drängen, wenn man eigentlich perfekt wäre für den Platz. Auf mich nimmt doch auch keiner Rücksicht, warum soll ich dann nicht gucken wo ich bleibe. Schließlich geht es um die Versorgung meiner Familie und ich bin überzeugt davon, in persönlichen Gesprächen viel mehr punkten zu können als über die bloße Bewerbung. Denn was sagen denn Noten schon aus? Oder wie seht Ihr das?

Teile diesen Beitrag:
Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

14 Comments

  1. Hi,
    ich habe da auch schon drüber nachgedacht und denke auch, dass man das Kind ruhig "verschweigen" kann – im Lebenslauf. Im Gespräch sollte man das dann schon erwähnen, ob die Mutter bei Krankheit dann automatisch zu Hause bleibt, liegt ja auch ein wenig an den Familienverhältnissen & wenn man darlegen kann, dass man sich das mit dem Partner oder anderen teilt, sollte das eigentlich kein Problem sein.

  2. Gutes Thema!

    Ich denke das ist von Beruf zu Beruf unterschiedlich. Da ich bis vor einiger Zeit selber einmal Bewerbungen aussieben dürfte, kann ich ein bissel mitreden.

    Auf jeden Fall haben es Männer einfacher, das steht fest. Man denkt wirklich eher, dass die Mütter daheim bleiben, wenn die Kinder krank werden und das ist auch oft der Fall.

    Sympathie ist wichtig, wie das Henriette schon beschrieben hat. Jedoch muß man erst einmal zum Vorstellungsgespräch kommen und dafür ist die Bewerbung entscheidend. Meine Meinung ist: Flunkern ist erlaubt. Was stimmt heute schon noch und wer glaubt die Wahrheit!?

    Ich glaube eine Mamma mit Mann und Kindern wird man nicht unbedingt aussortieren. Denn es zeigt ja auch, dass der Mensch ein gutes sozial Verhalten besitzen zu scheint und Bindungen eingehen kann. Ich habe mir immer gedacht, Mütter wissen für was sie arbeiten.

    Ist eine Frau aber alleinerziehend, dann wird das ganze schon komplizierter, wenn die Arbeit viel Flexibilität abverlangt.

    Ich denke flunkern oder verschweigen ist im Lebenslauf o.k und beim Vorstellungsgespräch kann man dann mit Kompetenz und Symphatie überzeugen.

    Liebe Grüße,

    Christian

  3. Hallo!
    Klar ist das kein so muss es sein Artikel. Ich kannnur ihre Argumente nachvollziehen ubin nich pauschal dagegen zu sagen, dass man die Elternzeit erstma verschweigt. Wie gesagt, bei meinem Freund hats keinen interessiert, ich muss mir nen Kopp machen. U leider hatte ich oft das, natuerlich subjektive, gefuehl wegen dem Kind aussortiert worden zu sein.
    Denke auch es kommt drauf an wo man sich bewurbt. Nicht alle AG sind pauschal familienfeindlich, bei einer Teilzeitstelle z.b. Kann man sich bestimmt denken, dass sich viele mit kind bewerben werden.
    Ich mein janur, dass man sich nich unnoetig ins Aus schiessen muss. Was aber am Ende die richtige Strategie ist, keine Ahnung. Bestimmt spielt auch Glueck mit rein

  4. Nach der ersten Elternzeit war ich ja theoretisch noch angestellt bei meinem alten AG. Ich habe einfach beim letzten AG 09/09 – jetzt als Zeitraum angegeben. Stimmte ja auch, der Vertrag lief ja noch. U in das Anschreiben hab ich geschrieben dass die Bewerbung vertraulich zu behandeln ist da ich dort noch angestellt bin. Zeugnis wollte keiner sehen. Kommt sicher auch immer auf den AG an. Muss man wohl einfach abspueren.

  5. Ich hab gegenteiliges erlebt. Mein jetziger Chef gab mir die Chance mein Anerkennungsjahr zu machen und das in Vollzeit / Schichtdienst/ alleinerziehend. In meiner Bewerbung stand , ledig, 1 Kind 3 Jahre. Er fragte mich wie ich das alles hinbekommen würde. ich erläuterte es ihm und er sagte mir zu. Er würde gerne seinen anderen überwiegend weiblichen Mitarbeitern zeigen, dass arbeiten in einem Wohnheim/Schichtdienst auch mit Kind möglich sein kann. Denn oft ist man ja in dieser Zwickmühle Job oder Kind.

    Als Luis Tagesmutter mal anrief und sagte das es ihm sehr schlecht geht, stürzte ich natürlich direkt nach Hause. Chef sagte hinterher , weil ein kleines bisschen schlechtes gewissen blieb, er hätte mich gefeuert wenn ich NICHT zu meinem Kind gefahren wäre. Kinder gehen immer vor.

    Ich weiss ich habe unglaubliches Glück mit diesem Chef und auch mit meinen Arbeitskollegen. Ich wurde übernommen und kann im Krankheitsfall (ich oder Kind) immer aufs Team zählen…

    Ich denke das wirklich je nach Beruf und auch subjektivem Empfinden ein Lebenslauf geschrieben werden sollte

  6. Hello!
    Was gibst du denn dann an, was du in dieser Zeit gemacht hast? Würde mich nur mal wegen eigener Pläne in diese Richtung interessieren =)

  7. Huhu,

    ich habe nach 9 monaten Elternzeit wieder angefangen zu arbeiten, Selbständig von Zuhaus, ganz andere Branche. Im Zeitraum als Junior 1-1,5 war habe ich mich aus meiner Selbständigkeit heraus auch wieder im alten Beruf beworben, doch 6 Monate lang hagelte es nur Absagen und ich bin überzeugt davon, das dies am usatz Kind liegt.

    Mit dieser Bewerbung hatte ich immer Glück, zumindest auf Vorstellungsgespräche und sie hat mir auch Jobs eingebracht, ich nahm sie wie sie war, brachte sie nur auf den aktuellen Stand und bewarb mich weiter. Wie kann es sein, das sich plötzlich damit nicht einmal mehr ein Vorstellungsgespräch erreichen lies?!

    Nächsten Winter geht das ganze wieder von Vorne los, der Mini wird 3, der Kiga geht los und die restliche Freie Zeit würde ich dann schon gerne in weitere Arbeit investieren.

    …wenn man mich lässt!

    Wenn man aber sieht, das die Familienverhältnisse darüber entscheiden, ob mich ein AG kennnelernen möchte, dann müssen die vllt wirklich erstmal aussen vor bleiben. Wer mich wg meine Qualifikationen einläd, hat schon mal Interesse. Alles weitere kann man dann klären.

    Das ist schon wieder total mein Ding, könnte mich wirklich reinsteigern wenn ich an diese 6 Monate denke… vllt hätte man mich einfach einladen können und fragen ob das Kind im Fall von Krankheit oder sonstigem dich Großeltern oder oder oder betreut werden kann, aber nein EIN KIND – NÄCHTE/R BITTE…

    Wusaaa, alles wird gut^^
    LG Mel

  8. Hallo!
    Ja am Anfang dachte ich auvh erst, was'n das?! Aber wenn man drueber nachdenkt, stimmt es ja leider manchmal auch u man schiesst sich vielleicht ins Abseits. Man weiss es ja nicht. Ich hab andere abewerbungsfotos genommen u Schilder hochgehalten. Der Personaler meinte, er haette den Lebenslauf gar nich gelesen, er fand die Idee so gut, da wollte er mich kennen lernen.
    Man muss wohl immer abwaegen wie man sich bei den Arbeitgebern bewerben kann und was wohin passt.
    Super Idee mit dem Katalog!

  9. Hallo! Das stimmt. So koennen Personaler auch denken. Man weiss es einfach nicht. U da ja alkes googlebar ist, kommt man ja schnell dahinter ob man Kinder hat. Aber so auf den ersten Blick faellt es eben nich gleich ins Auge, dass ich zweimal Elternzeit genommen hab u vielleicht reicht das ja schon guers Gespraech. Liebe Gruesse zurueck!

  10. Das ist mir schon klar, dass man mich hier findet.. Geht ja nicht nur um mich, ich mein das generell. Ich wuerde eben dem zustimmen es nicht zu erwaehnen. Ob der Personaler mich dann googelt, ok. Dann isses so. Ich erwaehne meinen Blog sogar im Anschreiben. Kommt eben immer drauf an an wen man seine Bewerbung richtet.

  11. In deinem Fall ist das doch sowieso völlig humpe, da Du mit Klarnamen als Super-Mom googlebar bist.

  12. Es kann aber mitunter auch hilfreich sein, die Kinder anzugeben. Mancher Personaler denkt nämlich auch "Frau zwischen 25 und 39 und keine Kinder? Wird bestimmt bald schwanger." Und schwupps, aussortiert.

    Es gibt da wohl kein richtig oder falsch. Aber so wie man das Anschreiben auf ein Unternehmen anpassen muss, so muss man dies auch ab und an mit dem Lebenslauf machen …

    Liebe Grüße
    Papa (der beiden kleinen Chefs)

  13. Ich hab in meinem Lebenslauf angegeben, dass ich verheiratet bin und nen Kind habe. Aber welche Socken mein Kind anhat, oder welche Sachen in meinem Kühlschrank liegen geht wohl keinen was an. Ich finde auch, dass private Sachen dort nichts zu suchen haben. Das kann man in einem netten Bewerbungsgespräch mal erörtern, das man gern mal Rad fährt oder im Urlaub nach Italien düst. Wenn ein Arbeitgeber nur kinderlose Singles einstellt, brauche ich den auch nicht.

    Ich kann aber nachvollziehen, dass jemand als AG eine Frau hier aufgrund der "üblichen" Rollenverteilung anders behandelt als einen Mann. Ich hab aber auch schon einige miese Geschichten von Kolleginnen erlebt. Bisher hab ich jedoch immer Chefs gehabt, die bei beiderseitigen verantwortungsvollem Umgang sehr flexibel waren.

    ..Denis

  14. Liebe Henriette,

    danke, dass du das Thema nochmal aufgreifst. Wenn man den Ratschlag liest, in der Bewerbung lieber möglichst wenig auf Kinder und Elternzeit einzugehen, kann man sich anfangs darüber aufregen.

    Doch dann (und so ging es mir in dem Fall) muss man abwägen, durch welche Leistungen und Fähigkeiten man über die erste Hürde will, um dann im persönlichen Gespräch zu überzeugen.

    "Der geschummelte Lebenslauf" ist eine klasse Überschrift, aber wenn man ganz ehrlich ist, ist das ja nicht geschummelt. Man hat eben nur eine Auswahl der Fakten getroffen, die man im Bewerbungsschreiben präsentieren möchte.

    Für die Trainee-Stelle bei IKEA hatte ich mich trotz Online-Bewerbungsverfahren mit einem nachgebastelten Katalog beworben, in dem ich zu sehen war inkl. kurzer "Produktbeschreibung" und der Preisangabe, dass ein persönliches Kennenlernen 0,- Euro kostet.

    Damit wurde ich eingeladen. :-) Den Lebenslauf sollte ich dann einfach noch nachreichen…

Deine Meinung. Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert