TRANSPARENZ (Dies ist kein bezahlter oder in Auftrag gegebener Artikel. Ich gehöre dem Expertengremium der Bepanthen Kinderförderung an)

Gefühlt kann man es als Eltern nur falsch machen. Niemand wird zudem öffentlich so kritisiert wie Eltern, gern auch ungefragt. Und bestimmt hat jede/r von uns schon ungefragt Ratschläge bekommen, die eventuell sogar nett gemeint waren, bei uns aber eher ein ungutes Gefühl hinterlassen haben.

Grundsätzlich ist das Thema „Erziehung“ sehr emotional und individuell. Ehrlich gesagt weiß niemand so recht, was sie / ihn erwartet bis das erste Kind da ist. Und auch dann ist es ein stetiges Lernen ,Rückschläge verkraften, Fehler machen und ganz viel ausprobieren. Wir lesen uns durch Erziehungsratgeber, Frauenzeitschriften, klicken uns durch Blogs und Instagram Accounts. Da findet man dann hoffentlich ähnlich Gesinnte oder stellt plötzlich fest: Oh, mache ich etwa alles falsch?! Gerade online kann Kritik auch schnell unangebracht und übergriffig in die Kommentarspalte geklatscht werden.

Wie sehr sich Eltern tatsächlich kritisiert fühlen, zeigt nun die aktuelle, repräsentative forsa-Befragung, die von der Bepanthen-Kinderförderung in Auftrag gegeben wurde. Demnach erlebt die deutliche Mehrheit aller Eltern Kritik an ihrer Kinderziehung. Das hat Folgen: Mehr als ein Drittel der Eltern, die für ihren Erziehungsstil kritisiert werden, fühlt sich dadurch als schlechte Mutter oder Vater. 

Stop Mom – Shaming

Frauen erleben durchweg eine höhere Belastung durch Kritik. Tendenziell werden Mütter (65 Prozent) und jüngere Eltern bis 35 Jahre (63 Prozent) häufiger kritisiert als Väter (53 Prozent).

Dabei sind sich die Kritiker oft nicht einig, was Mütter und Väter falsch machen. Von den Eltern, die Kritik an ihrem Erziehungsstil kennen, wurde über der Hälfte (54 Prozent) vorgeworfen, dass sie ihrem Kind zu viel durchgehen ließen. Fast genauso viele Eltern (48 Prozent) wurden aber auch schon für das Gegenteil kritisiert. Ergo, Eltern können es nur falsch machen. Das ist doch schon mal beruhigend.

Warum werden Eltern so oft kritisiert?

Woher kommt dieser Drang, andere kritisieren müssen? Das kann übrigens auch ein abfälliger Blick oder ein wertender Emoticon auf Instagram sein. Ein Urteil ist schnell gebildet: Die kann das nicht und macht es falsch. Meine Theorie: Die meisten Eltern wollen erstmal das Beste für ihr Kind. Wir alle sind soziale Wesen und vergleichen uns. Nun haben wir uns für einen Weg entschieden und versuchen irgendwie den Alltag zu wuppen. Und dann sehen wir eine andere Frau / einen anderen Mann, die es komplett gegenteilig handhaben und werden so mit unseren Entscheidungen konfrontiert. Eventuell wissen wir es sogar besser und schwupp rutscht ein vielleicht gut gemeinter Ratschlag raus. Nun kommt noch das Sender-Empfänger Dilemma hinzu und wir erwischen unser Gegenüber eventuell gerade in einem schwachen Moment. Oder wir sind uns selbst eigentlich auch nicht ganz sicher mit der eigenen Entscheidung und wollen nun durch die Kritik unsere Entscheidung manifestieren.

In den meisten Fällen, vor allem aus dem privaten Umfeld, sind Ratschläge sicher oft eigentlich nett gemeint. Wir nehmen es nur nicht immer so wahr. Ich glaube das liegt zum einen an der eigenen Unsicherheit bezüglich der Erziehung aber auch dem Wunsch, dass der eigene Weg einfach mal akzeptiert wird. Meine Mama sagt immer: „Ich würde vieles anders machen als ihr. Aber ich sehe, es funktioniert für euch und es klappt gut. Also halte ich mich zurück und wenn du einen Ratschlag haben magst, dann frag mich.“ Das klappt auch wirklich gut. Gerade so unterschwellige Bemerkungen wie, „Meinst du nicht es wäre besser…. “  oder „Also wir haben das früher immer so und so gemacht“ treffen schnell auf taube Ohren und Widerstand. Dabei sind die meisten Eltern sicher empfänglich für Tipps, wären sie unterstützend verpackt und würde die Erziehungsarbeit insgesamt wertschätzender gesehen werden. Hier spielen natürlich auch Medien eine große Rolle, die Eltern ja gern mal in komische Rollen stecken ( Helikopter Eltern) oder belehrende Artikel schreiben, die suggerieren, dass wenn man es so oder so nicht macht, man als Eltern versagt. Häufig sind dabei sogar nur die Mütter gemeint.

Vor dem Kritisieren kurz die Intention hinterfragen

Natürlich ist so ein Kommentar oder emoticon schnell gepostet. Aber man kann sich vor Absenden ja mal fragen, was die eigentliche Intention ist. Will ich wirklich helfen, oder geht es mir besser, weil eine andere Person etwas falsch macht. Hilft meine Bemerkung demjenigen und in welcher Verfassung treffe ich diese Person? Denn einfach zu sagen, naja du thematisierst das hier auf dem Blog / Instagram ist ja kein Freifahrtschein für ungefragte Kritik.

Auch im Freundes- und Bekanntenkreis kann man statt zu kritisieren, Hilfe anbieten oder einfach mal zuhören. Vielleicht ergibt sich im Gespräch ja eine Möglichkeit für Lösungsansätze, vielleicht will mein Gegenüber das aber auch gar nicht hören, sondern sich einfach nur verstanden fühlen. Und natürlich sollte auch ich als Empfängerin nicht gleich das Schlechte heraus hören. Gerade weil es um unsere Kinder geht und wir recht emotional sind bei dem Thema, fällt es aber schwer.

Ist alles nicht so leicht mit den gut gemeinten Ratschlägen und dem Annehmen eben dieser. Schade ist es, dass viele Eltern sich nicht gut fühlen und sofort ihre Entscheidungen hinterfragen. Ich denke aber auch, je älter die Kids werden, Juso selbstsicherer wird man als Elternteil.

Wie ist das bei euch? Erhaltet ihr oft ungefragte Ratschläge und wie fühlt ihr euch dann?

 

Über die Bepanthen Kinderförderung

Die Bepanthen Kinderförderung setzt sich seit 2008 für Kinder und Jugendliche in Deutschland ein. Im zweijährlichen Rhythmus führt sie gemeinsam mit der Universität Bielefeld Sozialstudien durch, um aktuelle Problemfelder in der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zu identifizieren – beispielsweise zum Thema Achtsamkeit, Gewalt oder Kinderarmut. Die aus den Studien gewonnenen Erkenntnisse fließen in die praktische Kinderförderung des Kinderhilfswerks „Die Arche“ ein. 

Während der Corona-Pandemie widmete sich die Bepanthen-Kinderförderung der mentalen und physischen Gesundheit von Familien und entwickelte mit der Arche das digitale Fitnessprogramm „Mach Dich fit – Für Kids!“, das Kinder dazu anregt, sich auch zu Hause ausreichend zu bewegen und auf die inneren Stärken zu konzentrieren. Zusätzlich wurde eine Forsa-Umfrage in 2021 veröffentlicht, die das aktuelle Stimmungsbild der Eltern während der noch anhaltenden Corona-Pandemie spiegelt. 

Weitere Informationen unter bepanthen.de/kinderfoerderung und zur aktuellen Studie unter bepanthen.de/kinderfoerderung/sozialforschung/gemeinschaftssinn.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

1 Comment

  1. Hallo Jette, wie immer sehr treffend geschrieben. Muss aber gestehen das mit sicher auch der ein oder andere ungefragt tipp/Rat rausgerutscht ist.

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