Viele von euch baten mich um einen kleinen Einblick, wie es bei uns läuft. In kurz: Wir haben uns eingegroovt. Es lief von Anfang an nicht katastrophal, aber doch holprig. Der Mann ist im Home Office und arbeitet derzeit in Kurzarbeit. Zwei Kinder versuchen ihre Schularbeiten zu erledigen, das klappt mal mehr, mal weniger gut. Das Kita Kind ist selig und will nicht zurück in die Kita. Ganz ausgeglichen ist sie aber auch nicht, sie weint bei jeder Kleinigkeit mittlerweile. Das Baby ist einfach das Baby und strahlt munter rum.

Meine Erfahrungen und Tipps mit Schulkindern

Hier läuft es folgendermaßen: Die Kinder schlafen bis 9 Uhr. Dann wecken wir sie und wir frühstücken gemeinsam. Wir besprechen ihren Lernweg und fangen an. Wir sitzen alle an einem Tisch, so dass wir direkt ansprechbar sind bei Fragen. Das macht es für uns etwas schwerer, konzentriert zu arbeiten, aber wir nutzen die Zeit, bevor sie aufstehen. Na gut, manchmal schlafen wir auch etwas länger.

Mittags hat der Mann seinen Rudel Call und ich mache Mittag. Das ist meist auch die Zeit, in der die Konzentration und Laune auf dem Nullpunkt ist. Die Kinder haben jetzt zwei Stunden konzentriert gearbeitet und meist reicht das auch. Ist es zwischendrin schon dramatisch, schicken wir das jeweilige Kind aufs Zimmer. Nicht zur Strafe, sondern um einfach aus der Situation heraus zu kommen. Das hilft meist gut, manchmal werden die Aufgaben dann einfach im Zimmer weiter gemacht, ohne uns. Denn ich gebe zu, unsere Geduld ist mittlerweile sehr sehr kurz. Das tut mir auch immer wieder leid, aber es ist auf Dauer einfach anstrengend, allen gerecht zu werden, während immer mehr Mails beantwortet werden wollen, das Telefon klingelt, das Baby Hunger hat und dem Kita Kind langweilig wird.

Wir quälen uns nicht durch den Berg an Aufgaben. Mir ist es wichtiger, dass wir alle halbwegs gut durch den Tag kommen, als dass ich eine Aufgabe abhaken kann. Hab keinen Bildungsauftrag und mein Flötenunterricht ist zu viele Jahre her, als dass ich dem Kind die Noten erklären könnte. Überhaupt ist für uns vieles einfach klar, heißt noch lange nicht, dass ich es gut erklären kann. Ich hoffe, dass wenn unsere Kinder wieder in die Schule gehen oder das neue Schuljahr anfängt, nicht einfach weiter im Lehrplan gearbeitet wird, sondern die Kinder halbwegs da abgeholt werden, wo sie sind. Ich versuche jedenfalls, entspannt zu bleiben und keinen Druck aufzubauen. Und wenn es an einem Tag gar nicht klappt, läuft es am nächsten Tag besser.

Was ich nach der ganzen Zeit festgestellt habe: Struktur im neuen Schulalltag hilft. Auch, dass wir dabei sitzen. Sie lenken sich kaum gegenseitig ab, auch das Kita Kind ist wirklich ganz toll und sitzt die meiste Zeit am Tisch und malt oder spielt. Quatschen ist erlaubt, Snacks bringen gute Laune, zwischendurch schaukeln sowieso. Und immer wieder ermutigen, oder mal ein YouTube Erklärbar Video anschauen.

Der Alltag läuft also immer ähnlich:

9 Uhr aufstehen
Von 10-12 Uhr Schule
Ca 13 Uhr Essen
13-14 / 15 Uhr Mittagspause (Wir arbeiten, die Kinder schauen fern, das Baby schläft)
15-18 Uhr freie Spielzeit, Anton, Antolin, Lesen
18-19 Uhr Abendbrot
19-20 Uhr Spielzeit
20-22 Uhr bettfertig machen und noch etwas lesen, fern sehen….

Unsere Kinder sind eher Langschläfer. Dadurch sind die Abende immer recht lang mit ihnen zusammen, aber es ist entspannter so. Wir lassen sie nicht extra lange wach, damit sie länger schlafen morgens, aber da wir momentan eben keinen Zeitdruck haben und nicht früh aufstehen müssen, haben wir den Tagesablauf auch so angepasst, wie es am Entspanntesten ist. Unausgeschlafene Kinder und Schulaufgaben sind eine denkbar schlechte Kombi.

Unsere neue Freizeit

Ich sage mal so, die Schaukel im Flur rettet einiges. Die brachte der Osterhase. Klar gibt es Diskussionen, wer wann schaukeln darf, aber sie stellen sich jetzt immer einen Timer und seitdem klappt es besser. Den Nachmittag verbringt die Mittlere in der Siedlung, die Jüngste streunert manchmal mit, oft bleibt sie bei der großen Schwester, die am liebsten liest oder bastelt. Wenn der Mann fertig ist mit seiner Arbeit, drehen wir eine große Runde mit allerlei fahrbaren Untersätzen, meist nach dem Abendbrot. Das powert sie nicht annähernd so aus, wie Schulsport und ihre Sportvereine, aber immerhin ein wenig.

Wir haben einen Essensplan, denn Essen ist Liebe. Ist so. Mittags kann es nicht so kompliziert sein, weil der Mann meist in einer Telefonkonferenz steckt und ich dann neben Küche noch die letzten Schularbeiten koordinieren muss und das Kita Kind zwischen meinen Beinen umher hopst. Aber wir versuchen, allen Wünschen gerecht zu werden. Manchmal gibts Mittag vom Asia Laden, oder vom Fleischer, oder oder. Und immer wieder Eis oder einen süßen Nachtisch. Wir versuchen, es uns schön zu machen. Für alle. Heißt, so wenig Aufwand und Showküche wie möglich, gegenseitige Rücksichtnahme, Aufgaben neu verteilen und immer wieder schauen, wo es grad hapert. Und viele viele Küsse und Kuscheleinheiten zwischendurch.

Die Kinder machen das erstaunlich gut. Der Frust schleudert mir zwar ungefiltert entgegen, aber das ist okay. Meist kann ich das gut auffangen. Ist mir alles zu viel, verstecke ich mich mal ne Stunde im Schlafzimmer und begleite das Baby in den Schlaf. Das hilft. Zu schauen, wer braucht gerade mal eine kleine Auszeit und das irgendwie ermöglichen. Ich mache alle paar Tage eine Dreiviertel Stunde Sport oder Mittagsschlaf. Der Mann geht joggen, die Kinder verkrümeln sich in ihre Zimmer, oder wünschen sich etwas Exklusivzeit. Ich denke, es läuft ganz okay und vielleicht denken unsere Kinder später einmal: Das war das größte Abenteuer unserer Kindheit.

Ein wenig Ostsee Abenteuer wäre aber trotzdem schön diesen Sommer. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Das brauche ich für meinen inneren Frieden. Wenigstens an Sommerurlaub glauben. Egal wie unverständlich und unwichtig das anderen erscheinen mag.

Dieser Text hat mich jetzt übrigens zwei Stunden Zeit gekostet. Das geht normalerweise in 30 Minuten. So ist es eben grad. Zwischen Wahnsinn und zu viel Eis. Zwischen dreckigen Kinderschnuten und gutem Rosé Wein. Zwischen kreischen und schreien und einem wunderschönen Abend mit einer leckeren gegrillten Lachsforelle. Es wird schon alles. Wann ist die Frage und das zehrt. Kein Ende zu sehen. Aber es bleibt nur abwarten und jeden Tag nehmen wie er kommt.

Wie geht es euch nach all den Wochen? Wie viele sind es eigentlich mittlerweile? Habt ihr euch eingegroovt in euren neuen Alltag oder aufgegeben und der Wäscheberg hat euch bereits vergraben? 

Teile diesen Beitrag:
Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

8 Comments

  1. Pass auf dich auf und nutz die Pausen wenn die kleine schläft. TV an, selbst schlafen. Ist so wichtig. Also hast du ne richtige Knallerbse zu Hause. Wie meine Jüngste haha. Oh man. Starke nerven für dich.

  2. Hallo Jette, ich bin auf deinen Blog gestoßen als ich mich vor ca 3 Jahren gefragt hab ob wir es wirklich schaffen ein drittes Würmchen zu bekommen und lese deine Blog seitdem immer mal wieder sehr gern! Mittlerweile ist unsere Kleinste grad zwei, zuckersüß in dem Alter, voller Energie, bringt mich ständig zum lachen, aber kaum zu bändigen. Immer wieder fallen ihr die dollsten Dinge ein…. vor ein paar Tagen hat sie meinen Kontaktlinsenbehälter leer geschlürft…. eine Linse konnte ich noch wieder finden… die andere ist mitsamt Flüssigkeit in ihrem Magen gelandet… Sie hats überlebt. Waren zum Glück weiche Linsen….
    Mit drei Kids , 7, 4 und 2 Jahre alt geh ich so langsam an meine Grenzen. Der Göttergatte arbeitet ganz normal im Büro von morgens bis abends und ich versuche … und gebe mir wirklich die größte Mühe… den Laden hier am laufen und die Kids und mich bei Laune zu halten. Eigentlich wollte ich das Jahr Elternzeit nutzen um mich mit ner coolen kreativen Idee selbständig zu machen, aber derzeit liegt für mich alles auf Eis…. Hoffe echt, dass ich dafür bald mal wieder Zeit und Kraft finde weiterzumachen.
    Heut haben wir schon wieder Muffins gebacken um die Kids bei Laune zu halten…. schon 2 Kilo, von vorher gequälten fünf abgenommenen wieder zugenommen.
    Meine Freundin sagte, es sei im Moment so wie in der Stillzeit, wenn die Kids andocken und jegliche Energie aus dir raussaugen… ich finde sie hat recht.
    Während des Mittagsschlafs der Kleinen habe ich nen Red Bull runtergekippt, die großen Kids vor die Glotze gesetzt und trotz Red Bull ne halbe Stunde auf dem Sofa gepennt…. waaahnsinn……
    Ich frage mich ernsthaft ob die Anzahl der Anträge für Mutter-Kind-Kuren nach der Krise drastisch steigen… und vor allem… WO kann ich bitte eine Mutter-Kind-Kur -ohne Kinder beantragen????
    LG Michaela

  3. Bei uns läuft der Alltag auch ganz gut. Ja, es ist anstrengend, es nervt, es gibt ständig Streit und die ganze Essenszubereitung und das dazugehörige Aufräumen ist eine Dauerschleife. Aber das Schulkind macht die Schularbeiten fast selbstständig, das Vorschulkind ist mit dem 1. Klasse Mathebuch fast durch und die Dreijährige kann jetzt super ausmalen! Aber wir fiebern auch dem Urlaub entgegen. Ferienwohnung auf dem Bauernhof in Bayern. Wenn irgendwas erlaubt sein wird, dann wohl das! Der Traum vom Urlaub tröstet uns über die ganzen abgesagten Termine der kommenden Wochen hinweg: an den langen Mai/ Juni Wochenenden fallen Familienfeiern, Erstkommunionen, lange Fahrradtouren , Zeltwochenenden und langgeplante Besuche bei Freunden aus. Die Klassenfahrt vom Schulkind ist gestrichen. Für das Vorschulkind fallen wohl die meisten Vorschulaktivitäten (Übernachtung, besondere Ausflüge usw.) weg. Wird sich die Gruppe überhaupt noch vor den Sommerferien sehen?
    Das ist alles nicht schlimm im großen Maß der Dinge. Aber auch wir nehmen uns heraus, trotzdem traurig zu sein.
    Ähnlich wie bei euch, blühen die zwei Kleinen (1 und fast 4) auf. Alle daheim, immer Unterhaltung (den ewigen Streit können die Kinder ja irgendwie komplett verdrängen), welch ein Spaß! Feste Freundschaften haben die beiden Kleinen ohnehin noch nicht so richtig, Zuhause bei den Großen ist spannend. Ich bin gespannt, wie die reagieren, wenn ein „Außer-Haus“ Alltag wieder losgeht.

  4. ChiefJudy

    Huhu! Mann hier auch Homeoffice und Kurzarbeit, ich hechle mich arbeitend durchs Krankenhaus. Der Sohn macht Gottseidank seine Schulsachen selbständig, ich richte sie aber jeden Abend vorsortiert her. Am Anfang hat er seine Freunde vermisst, jetzt nicht mehr so. Das macht mir irgendwie Sorgen.
    Aber im Großen und Ganzen läufts. Ich vermisse allerdings SEHR, das Alleinsein. Gestern war ich einkaufen und bin einfach im Auto aufm Parkplatz 30 Minuten sitzengeblieben. Mal ohne Arbeit, Mann, Kind, einfach RUHE. War herrlich :-)

  5. Ich sag wie es ist, ich gehe am Stock.
    Ich arbeite vormittags im Büro, mein Mann macht Homeoffice und die Jungs (14&11) quälen sich durch die Schulsachen. Ich bin bei beiden Elternbeirat ( konnte ja keiner ahnen) und bin unzählige Stunden am Drucken, Scannen, hin und herschicken, uploaden usw. Ich kenne jetzt die Venenklappen in den Beinen, exotherme Reaktionen, den Deichbau an der Nordsee, die Zauberflöte und Wilhelm Tell, den Hobbit und die Zentralperspektive in Bildern. Heute waren Betriebsräte und das Jugendarbeitsschutzgesetz dran, da hatte ich wenigstens mal Ahnung. Ohne Google wäre ich schon am Arsch. Ab und zu verfalle ich in Resignation aber irgendwie will mal ja dass die Kinder mitkommen und gute Arbeiten abliefern. Ich habe bestimmt 5 Kilo zugenommen und warte sehnsüchtig auf Normalität!

  6. Moin Jette!
    Es läuft…seit Beginn haben wir uns ganz gerecht im 2er Schichtsystem Homeoffice eingeteilt, Vormittags und Nachmittags. Nun fängt das Semester echt an & deshalb nimmt der Göttergattenworkload zu…hmpf. Bevor das in Stress ausartet nehm ich mir jetzt man gepflegt 2 Wochen frei und guck was dann passiert.
    Küken ist putzmunter hat fast immer gute Laune und vermisst die Kita null – wohl aber die beste Freundin. Haben ein Balkontreff gemacht mit runterwinken – war ne Vollkatastrophe, nur Tränen. „Ich vermiiiiiiesse sie doch so!“
    Ich turne jeden Tag energisch für ne Stunde, mal macht das Küken mit, mal nicht. Sonst werde ich bekloppt.
    Und ja, essen. Hier wird gut und gerne gegessen und ich bin froh, dass ich meist schon morgens in die schön schmeichelnden Sportklamotten hüpfe, da sieh man die Corona-Plautze nämlich nicht – so!
    Halte aus! Ich freu mich immer wie Bolle über einen neuen Text von Dir!
    Grüße vom Bodensee,
    Astrid

  7. Hallo, Corontäne finde ich ja mal ein tolles Wort. Ich bin von eurem Tagesablauf ganz begeistert. Der sieht sehr schön strukturiert aus. Wir schaffen das nicht ganz so gut, aber ich werde mal versuchen, mich mehr an eurem Plan zu orientieren.

    Grüße
    Celine

  8. Jo, Grüße um 12:15 von der Couch auf der die Tochter und ich gerade essen und eine Folge irgendwas gucken. Der Tisch ist vollgestellt mit Unterlagen eines noch nicht beendeten, aufwendigen Schulprojekts, daher da kein Essen nicht möglich. Tja, Frühstück wollte heute keiner von uns, genießen wir das halt jetzt. Uns kommt zu Gute, dass ich diese Woche krankgeschrieben bin. Ansonsten ist es hier stressiger 🤷🏻‍♀️ Läuft halt, mal so mal so.

    Haltet durch, ich freue mich über euren Groove und die Schaukel ist wirklich der Knaller

Deine Meinung. Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert