Ich möchte einen Gedanken mit euch teilen, der eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber nun ja, wir wissen ja alle wie wir sind wenn der Tag lang ist, wir uns geärgert oder gestritten haben. Doch bei der Trauerfeier meines Opas hörte ich etwas, was so schlau wie simpel ist: Du weißt nicht, ob es nicht deine letzten Worte zu mir sind, also wähle sie mit Bedacht.

So in etwa lautete der Gedanke. Wir meinen zwar zu wissen, dass wir uns abends sicher zu Hause wieder treffen, dass wir alle am nächsten Morgen aufwachen und unser Leben scheinbar endlos ist. Wir streiten uns und gehen mit Groll ins Bett. Wir sagen böse Dinge, während der Eine in einer anderen Stadt oder auch nur im Büro ist. Weil nach einer schmolligen Nacht folgt sicher ein neuer Tag, an dem wir alles besprechen können. Und meistens stimmt das auch und das Leben geht weiter. Und wir versöhnen uns, oder sind noch ein paar Tage streitlustig. Denn der Andere ist ja da.

Der Mann und ich versuchen, ohne Streit ins Bett zu gehen. Oder ihn zumindest beizulegen und noch ein „Gute Nacht“ raus zu zischeln. Wir sagen uns etwas Nettes, bevor einer von uns über Nacht weg fährt und geben uns fast immer morgens einen Kuss bevor der Tag startet. Ich sage meinen Kindern jeden Morgen, dass ich sie lieb habe. So doll wie heute die Sonne scheint. Oder so doll wie ich mich auf den Urlaub freue. Ich drücke sie ganz fest und gebe ihnen viele Küsse. Jeden Morgen. Wenn es abends Drama gibt und das Ins Bett gehen für alle anstrengend ist, dann gehe ich trotzdem noch mal rein und wünsche ihnen eine gute Nacht. Auch wenn ich es schon gesagt habe, aber manchmal muss es einfach nochmal sein. Ich schicke sie mit lieben Worten ins Traumland. Sie sollen nicht traurig einschlafen, weil wir uns gestritten haben oder irgendwas doof war. Ich möchte, dass wenn es so wäre und wir uns nicht mehr sehen, meine letzten Worte in Liebe gesagt wurden.

Fragt euch, ob das eure letzten Worte sein können, wenn ihr abends ins Bett geht und wenn ihr euch morgens verabschiedet. Oder ob ein „Ich liebe dich“ und ein Kuss mehr doch besser wären. Es ist so ein simpler Gedanke, aber er ist so wichtig. Geht nicht im Streit auseinander und seid euch sicher, dass diese letzten Worte beim Abschied, nicht aus Groll entstanden sind. So sehr wir meinen, dass nichts passieren wird, ist es nicht gewiss und es wäre doch nichts schlimmer, als später zu bereuen, was wir als Letztes gesagt haben. Auch wenn so ein Gespräch natürlich nur eine Momentaufnahme ist. Aber es zu versuchen ist doch ein Anfang und mit weniger Wut im Bauch schläft es sich viel besser und auch der Tag gestaltet sich leichter mit einem Kuss auf der Wange. Wollen wir das ab jetzt alle mehr versuchen?

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

5 Comments

  1. Ich sehe es ähnlich; es gelingt mir/uns aber nicht immer. Letztlich erinnert man sich im Fall der Fälle auch nicht unbedingt ewig an die letzten Worte oder womöglich den letzten Zoff wegen einer Lapalie, sondern da gibt es noch so viel mehr und hoffentlich so viel Schönes. Und ich glaube darauf kommt es an!
    LG Anni

  2. Huhu liebe Jette!
    Tatsächlich sehe ich das sehr ähnlich und wir üben uns täglich darin. Weil es eben keine Sicherheit gibt, das es ein gemeinsames Morgen gibt.
    Mein Papa starb 2011 völlig überraschend, seine letzten Worte an mich haben sich so sehr in mein Gedächtnis gebrannt. Aus dem Hintergrund, während ich mit meiner Mama sprach. Ganz viel Liebe, so ein Glück. Anders wäre es umso schwerer zu ertragen. Lebt die Liebe miteinander, das ist was wirklich zählt. Und bleibt.
    Liebste Grüße,
    Mel

  3. Liebe Jette,

    es ist so wichtig, dass das einmal gesagt wird. Ich danke dir für diesen treffenden Artikel!
    Es kann alles so schnell vorbei sein. Ich habe mir schon darüber Gedanken gemacht, bevor ich Kinder hatte. Nun ist es für mich aber umso wichtiger. Ich habe es im entfernten Bekanntenkreis schon 2x erlebt, das eine scheinbar völlig gesunde Person sprichwörtlich tot umgefallen ist. Beide damals ungefähr in meinem Alter, kurz vor der 40. So etwas lässt einen nicht kalt. Mein Mann und ich streiten ohnehin nicht so oft, ist es aber doch der Fall, bin ich immer bemüht, es sofort zu klären. Mit den Kindern habe ich einen Gute-Nacht-Spruch der mit den Worten endet „Ich liebe dich, egal was passiert“. Den sagen wir immer, jeden Abend, egal ob wir uns vorher gestritten haben. Und selbst wenn danach nochmal was ist (weil mal wieder keiner schlafen möchte, sondern rum turnt und ich schimpfen), kläre ich das noch am selben Abend. Oder ich entschuldige mich für meine Überreaktion (weil selber müde). Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn die letzten Worte keine netten oder liebevollen gewesen sind.

    Liebe Grüße, Sylvia

  4. Mamaeulenkind

    Da ist soviel wahres dran. Leider passiert es immer wieder das wir uns trennen ohne uns zu versöhnen. Ich bereue es immer direkt… manchmal kann man aber nicht aus seiner Haut 😔

  5. Sooo wahr! Danke! Für den schönen Text – und das nachdenklich machen. 💕

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