Es kommt hin und wieder vor, dass ich gefragt werde, wie die Beziehung zwischen dem Mann und mir läuft. Wir wirken immer so witzig, verliebt und harmonisch. Ich könnte jetzt sagen: Hahahaha, echt nicht. Und den Beitrag damit beenden, aber gut, das war wahrscheinlich nicht Ziel der Frage. Also wie sind wir denn so als Paar?

Ich glaube, was der und die Fragende hören möchte ist, na logisch streiten wir uns und ja wir nerven uns auch und manchmal fragen wir uns auch, ob wir ohne Kinder noch zusammen wären. An Tagen, an denen wir nur Eltern sind. Und davon gibt es viele. Von Romantik keine Spur, zu Scherzen ist auch keiner aufgelegt und alles wird auf die Goldwaage gelegt. Sind die Kinder im Bett streiten wir uns laut und es fallen Sätze wie „Aber du hast das nicht gemacht. Ich muss hier alles alleine machen. Rede nicht so mit den Kindern. Denk doch mal nach. Kannst du nicht mal ein bisschen romantischer sein. Musst du mir immer nur Vorwürfe machen.“ Mecker, motz, schrei.

In solchen Momenten habe ich nur das Handy nicht griffbereit um eine Instagram Story zu drehen und fände das auch etwas befremdlich. Außerdem wird man im Streit schnell persönlich und manche Themen sind einfach nicht für alle Ohren gedacht. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht auch über die typischen elterlichen Themen streiten. Hoch im Kurs ist hier oft, dass einer das Gefühl hat alles zu machen, meistens ich, und der andere schon bei einer (zusätzlichen) Aufgabe überfordert ist, meistens der Mann. Oder dass einer nicht versteht, warum der andere sofort so ungehalten und ungeduldig reagiert und unfair den Kindern gegenüber ist.

Ganz oft sage ich: „Dann mach doch eine Liste! Schreib auf, was du alles nur für die Familie machst und wie oft du privat weg gehst zum Fußball oder was auch immer!“ Denn ich glaube zwischen gefühlter Wahrheit und der Realität klaffen tiiiiiiiieeeeefe Gräben. Wir machen bloß nie eine Liste, also streiten wir uns in regelmäßigen Abständen und ja, manchmal will ich den Mann einfach anschreien und hauen. Man haben es Kinder gut. Die machen das einfach. Ich mache dann eben einen Wutspaziergang, der Mann geht mit dem Hund oder wir starren wütend in den Fernseher.

Aber wir werden besser. Wir erkennen an, was der andere leistet. Dass nicht alles selbstverständlich ist und das wir beide manchmal einfach müde sind, oder gereizt oder mal Ruhe bräuchten. Wir sind beide nicht perfekt. Na wobei ich mehr als er, hihi und wir können nur versuchen, ruhig miteinander zu reden. Darüber was uns grad stört. Wo wir uns ungerecht behandelt fühlen, was uns fehlt, was wir vielleicht vermissen und was wir uns wünschen. Und dann müssen wir an uns arbeiten. Aber nicht einfach: „Wir müssen da gelassener werden.“ oder „Wir müssen eine Liste schreiben.“ Neee, man selbst muss einfach anfangen und nicht auf den anderen warten. Man muss versuchen, sein Handeln zu reflektieren und daraus zu lernen. Denn nicht immer sind nur die Anderen Schuld, oder die Umstände, der stressige Job, Schlafmangel, schiefer Mond oder was weiß ich.

Und man muss für sich auch akzeptieren, dass man nicht mehr wie frisch verliebt durch Berlin hüpft und manchmal die Romantik auf der Strecke bleibt. Sicher wird das auch mal wieder anders. Statt abends fern zu sehen, kann man ja auch beisammen sitzen, quatschen, Gesellschaftsspiele spielen, Freunde einladen oder einfach zeitig ins Bett gehen und das Handy vor der Schlafzimmer Tür lassen. Und man muss sich wieder daran erinnern, warum man mit dieser Person zusammen sein wollte. Was man so geliebt hat und ob das noch da ist. Man muss die kleinen feinen Momente erkennen um stürmische Zeiten zu überstehen. Denn am Ende streite ich mich lieber dreimal am Tag mit ihm und schrei ihn an, als das Leben ohne ihn zu meistern. Und am Rest arbeiten wir einfach noch.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

11 Comments

  1. Pingback: Beziehung: Wie bleiben wir als Paar nicht auf der Strecke im Familienleben?

  2. Was für eine schöne Liebeserklärung an deinen Mann!

  3. Mamaeulenkind

    Das mit der Streitkultur ist ja auch immer so eine Sache. Und jeder hat einen anderen Maßstab… wir haben uns entschieden unsere Beziehung so zu führen wie wir es tun. Und eigentlich sind wir dabei sehr erfolgreich, immerhin war ich nur 1x für 6 Monate ausgezogen und wir haben uns bewusst wieder für einander entschieden. Alles in allem sind es 27 Jahre davon 23 verheiratet. Nicht jeder geht mit der Art in der wir unsere Beziehung führen konform. Wir sind laut… sehr laut manchmal aber meistens drehen wir uns anschließend um und es ist wieder gut! Hauptsache man würde seinen Frust mal los
    Ich halte nichts von diesen Friede, Freude, Eierkuchen Beziehungen. Meiner Meinung nach ist das schlicht und ergreifend gelogen

  4. Ich liebe diesen Beitrag ABER vor allem diese Zeilen:

    „Ich mache dann eben einen Wutspaziergang, der Mann geht mit dem Hund oder wir starren wütend in den Fernseher.“

    „Aber wir werden besser. Wir erkennen an, was der andere leistet. Dass nicht alles selbstverständlich ist und das wir beide manchmal einfach müde sind, oder gereizt oder mal Ruhe bräuchten. Wir sind beide nicht perfekt.“

    So viel Wahrheit in drei Zeilen – die unterschreibe ich dir jederzeit immer und überhaupt.
    Das Wichtigste ist am Ende trotzdem zueinander zu stehen, sich den Rücken zu stärken, den Respekt nicht zu verlieren und manchmal schadet es wahrscheinlich auch nicht sich die rosarote Brille mal wieder auf zu setzen; so vergisst man kleine Streitereien (hormonbedingt zb.) ganz ganz schnell.

    #sendingslotsoflove

  5. Patricia Alemdar

    Hach! Danke dafür! Man hat – wenn man sich sonst so auf Blogs und Instagram umschaut eher das Gefühl es ist nur bei einem selbst so – und bei allen anderen Friede/Freude/Eierkuchen.

  6. Glücklicherweise doch alles normale Menschen in diesem Internet drin! Danke für einen wieder mal interessanten Artikel!

  7. Ach je, hier sieht es genauso aus. Wir lieben uns und sind „gefühlt“ noch sehr weit von einer Trennung entfernt. Aber ich sehe das immer realistisch und nicht romantisch, In unserem Umfeld lassen sich die ersten Paare scheiden und wir überlegen, eine Paartherapie zu machen. Wir haben dies nicht wirklich nötig, es funktioniert auch so und es gibt nur die normalen alltäglichen Reibereien. Aber wir erhoffen uns, unsere Kommunikation soweit zu verbessern, dass wir nie an den Punkt kommen werden…

  8. Wie wahr. Du sprichst mir aus der Seele und ich erkenne uns in deinem Geschrieben voll und ganz wieder. Schön zu hören, das es bei anderen auch nich nur rosige Zeiten gibt. Alles Liebe

  9. Liebe Jette,

    Wieder ganz klasse geschrieben. Danke für deine Ehrlichkeit
    Hier läuft es ähnlich ab. Nicht immer ist alles rosig aber man lernt dazu und kann besser drüber sprechen als früher.
    Wir sind nun fast 18 Jahre zusammen und haben schon so viele Hürden gemeistert. Da überstehen wir auch die kleineren Streitigkeiten zum Haushalt, wer macht was usw

  10. „Hoch im Kurs ist hier oft, dass einer das Gefühl hat alles zu machen, meistens ich, und der andere schon bei einer (zusätzlichen) Aufgabe überfordert ist, meistens der Mann.“ Kann ich so 1:1 für uns übernehmen!! Scheint also nicht nur an meinem Exemplar zu liegen… Spaß bei Seite. Die Sache mit der Erwartungshaltung an den Anderen und trotzdem nicht seine Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren ist wirklich eine Gradwanderung. Eine echte Herausforderung!

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