Auch wenn unsere erste Tochter exakt vor 7 Jahren jetzt noch nicht geboren ist, so dauerte es nur noch ein paar Tage und irgendwie ist man ja schon Mutter, wenn man schwanger ist. jedenfalls beginnen ab dem positiven Schwangerschaftstest Ängste, Sorgen, aber auch Liebe und Vorfreude. Und das hört nicht mehr auf.
7 Jahre in denen ich die Verantwortung für ein Leben trage. Mit dem Mann natürlich. 2.492 Tage in denen wir Entscheidungen treffen, uns um unser Kind sorgen, an unserer Aufgabe als Eltern wachsen. Denn so viel man vorher auch gelesen hat, so viele Gedanken man sich macht und weiß, wie man ungefähr als Familie leben möchte, ist das Baby erstmal da, hat man sowas von keine Ahnung und wird völlig überrumpelt. Ich finde das aber nicht schlimm. Man kann sich einfach nicht auf das Leben vorbereiten. Klar, man kann Dinge einkaufen, man kann sich Tipps holen, man kann überlegen, wie man bestimmte Situationen handhaben möchte. Ist das kleine Baby dann da, denken sich die Hormone erstmal: Na der zeigen wir es jetzt erstmal und der Schlaf sitzt schon vorfreudig lachend in der Ecke, bereit aus jungen Eltern kleine Zombies zu machen.
Ich weiß noch, wie wir mit unserer Tochter aus dem Krankenhaus kamen, sie in der Babyschale schlief und wir sie auf den Tisch stellten und uns dachten, wir lassen sie jetzt einfach da drin, bis die Hebamme kommt, denn was sollen wir bloß machen, wenn sie jetzt wach wird?? Ich erinnere mich an Tage, an denen ich so müde und kraftlos war und dann die abgepumpte Milch verschüttete. Ich fühle noch die Rückenschmerzen von einer Nacht, in der sie mal wieder nur auf mir liegend schlafen konnte und mir alles weh tat. Ich weiß es noch wie vor 7 Jahren, wie hilflos wir manchmal waren.
Das zweite Herz
Ich fühle immer noch diese große Liebe, diesen magischen Zauber der ersten Wochen. Ich sehe mein Herz, was nun vor mir steht. Mein Herz, was für alle Zeiten außerhalb meiner Brust sein wird, denn es schlägt nun in meinen Kindern. Ich spüre all diese Gefühle von Stolz, Ratlosigkeit, Übermüdung und großer, tiefer Liebe. Ich weiß noch, wie dieser Sommer 2011 roch und wie wir ihn erlebten. In Berlin. Auf vielen Wiesen, am See, in Cafés und Bars. Wie die Sonne in unser Schlafzimmer schien und wir drei einfach bis mittags liegen blieben und kuschelten. Ich sehe sie an und denke auch 7 Jahre später noch: Wow, das ist unsere Tochter! Wir haben das hinbekommen.
Für unsere Töchter sind wir nicht perfekt. Aber gut genug.
Und wie wir das geschafft haben. Mit Liebe, Humor, Augenzwinkern, immer größer werdender Gelassenheit, immer kleiner werdender Unsicherheit. Wir machen bestimmt nicht alles richtig. Auch nach drei Kindern nicht. Wir sind manchmal zu streng. Manchmal vielleicht ungerecht und schimpfen zu viel. Wir sind ganz bestimmt nicht perfekt nach 7 Jahren im Eltern Business. Ganz bestimmt ist es nicht immer leicht, spaßig, zuckersüß und plüschpuffig. Manchmal ist es zu viel. Habe ich keine Kraft zu diskutieren, hinterher zu räumen oder keine Lust, KIKA zu schauen, statt mit dem Mann im Kino zu sitzen. Bestimmt hat mich diese Zeit älter gemacht. Nicht nur an Jahren.
Solche Gefühle gegenüber seinem Kind muss man erstmal aushalten können. Man hat einfach keine Ahnung, was auf einen zukommt. Was das Herz alles erträgt. Wieviel es aushalten kann. Wieviel Liebe und Sorge es übersteht. Wieviel Wut und Ärger. Wir lernen uns neu kennen und sind vielleicht verwundert, dass wir doch Einiges so handhaben wie unsere Eltern. Vielleicht können wir Manches jetzt besser verstehen. Anderes machen wir bewusst anders und hätten das niemals von uns gedacht.
7 Jahre Elternsein sind nur ein Klacks gegen die ganze Zeit, die noch kommt. Gegen all die Phasen, kleinen Kämpfe, Trennungen, Streitereien. Aber wir haben es geschafft, ein kleines Baby sicher durchs Leben zu begleiten. Und das schon drei mal. Egal also was da kommt, wir werden es wohl irgendwie meistern. Ahnungslos und naiv. Voller Vorfreude und Liebe. Manchmal ist es gut so, nicht so viel vorher zu wissen, sondern allem eine Chance zu geben und sich darauf einzulassen. Mal sehen wo unsere Reise noch so hinführt. Ich freu mich drauf und weiß eins, heute vor 7 Jahren saß ich hochschwanger und voller Vorfreude im Wohnzimmer auf meinem Sofa. Wir warteten auf unser erstes Kind. Ganz ohne Angst blickte ich der Geburt und ersten Zeit entgegen. Little did I know. Aber so läuft es eben, das Leben. Schön oder?
Familie fetzt.
15 Comments
Liebe Jette,
habe deinencText erst heute gelesen und bin ganz gerührt. Soviel Liebe spricht aus diesen Zeilen, so echte un-internetigeinstagrammige Liebe. So Liebe, die man mit allen teilen möchte und jedem, wirklich jedem einzelnen Kind auf dieser Welt wünscht. So geht es mir auch praktisch jeden Tag, wenn ich unsere “grosse”, in wenigen Wochen 5 Jahre alte, Tochter anschaue.
Als ich mal gefragt wurde (von einer Freundin ohne Kinder), ob ich jetzt auch der Meinung sei, die Elternschaft sei das Beste, was mir je passiert sei, meinte ich zu ihr… nein, das ist so nicht richtig. Vielmehr habe ich von meiner ersten Tochter das Geschenk des Lebens bekommen: Bedingungslose Liebe zu empfinden. Das ist das grösste Gefühl, dass ich mir als Mensch vorstellen kann.
Insonfern ja ja ja.
Ich kann alles so unterschreiben von dir.
Ich wünsch dir noch viele grossartige Elternzeiten, Momente und Glück mit deinen 3 girls!
Lg flinka
Liebe Jette,
ich stehe erst am Anfang des Mama-seins mit einer kleinen Tochter von 1.5 und sehe Deine Blog und Deiner Erfahrungen als Mutmacher und Inspiration. Dein Schnäpschen ist mein GinTonic am Wochenende :)
Liebe Grüsse aus dem verschneiten Frankfurt,
Laura
Noch drei Monate, dann habe ich diese sieben Jahre auch hinter mir und kann nur sagen: du hast mir aus dem Herzen geschrieben. Vielen lieben Dank dafür!
Was für ein wundervoller Text!!!
So schön geschrieben und so wahr. Meine Maus wird im Sommer 7 und ich bin immer noch oft sprachlos vor Liebe und Glück
Das ist super schön geschrieben. Du bringst es so ziemlich auf den Punkt!!!
Ganz genau so ist es. Du hast es auf den Punkt gebracht. Diese Liebe zu dem eignen Kind ist mit nichts zu vergleichen. Sie ist so tief, so allumfassend, dass es einem manchmal eine Scheiß-Angst macht. Ich glaube, ich gehe unserer Tochter oft tierisch auf den Keks, weil ich sie mindestens einmal am Tag, drücken und abknutschen muss. Und bei dem Gedanken, dass sie sich das irgendwann nicht mehr gefällen lässt, weil sie es peinlich und doof findet – vor diesem Tag habe ich jetzt schon Angst und das Herz wird mir schwer!
Ach, liebe Jette, das ist wieder so schön geschrieben von dir <3
Krass, oder? Da sitzt man nun so als Muddi, staunt die wunderbare Brut an und denkt sich so, wie abgefahren das doch ist. Diese 3 Wesen und eines davon nun schon fast 7! Wie kurz diese lange Zeit doch war, oder wie lang diese kurze Zeit doch war? Man kann es kaum fassen.
Aber am aufregendsten ist ja fast, dass noch so ewig viel Zeit vor uns liegt. Diese vielen Jahre, die wir unsere Kinder begleiten, beobachten und lieben können. Das hoffe ich jedenfalls schwer!
Hach ja, diese Elternliebe ist schon was ganz besonderes.
So ein wundervoller Text…Mein kleiner Mann ist zwar erst 18 Monate alt aber jedes Mal wenn er vor mir steht denke ich… Wow das hast du „zustande“ gebracht und als alleinerziehende Mama von Anfang an, auch noch ganz allein
So schön!
Och Jette!
Wieder so ein zauberhafter Text – genaus so isses! Mama- (und Papa- natürlich auch!) Herzen sind doch was besonderes…ich wünsche jetzt schon mal einen ganz feinen siebten Geburtstag für Deine Große!
< 3
Wunderschön
authentisch
liebevoll
Davon kann ich so viel nachempfinden… Auch wenn mein einer kleiner Mann erst 2 ist.
Tolle Worte hast du da gefunden!!