Neulich traf ich meine liebe Halima auf einer Konferenz wieder. Wir haben uns bestimmt ein Jahr lang nicht gesehen, aber folgen uns und kennen uns auch schon eine ganze Weile. Halimas Blog zählt zu einem der wenigen, die ich regelmäßig lese. Außerdem mag ich ihre herrlich entspannte Einstellung zu einigen Themen rund ums Bloggen. Kurzum, mit ihr kann man Spaß haben.

Wir stehen so beieinander, als sie mir Folgendes sagt:

Weißt du Jette, ich lese so gern bei dir, aber mir fehlt da was. Früher hast du so schön gepöbelt mit deiner Berliner Schnauze und dich so herrlich aufgeregt. Jetzt bist du so angekommen und glücklich.

Und ich dachte darüber nach und fand mich immer noch ganz schön pöbelig und krawallig, aber so ein bisschen hat sie Recht. Ich rege mich gern in den Insta Stories über dies und jenes auf, aber die Berliner Flappsigkeit ist etwas verschwunden hier auf dem Blog. Und wie sie weiter feststellte, hat unsere dritte Tochter wohl noch zum perfekten Glück gefehlt. Ich strahle das jedenfalls aus und das sei schön zu sehen.

Als ich in unserem neuen Auto saß, ein Seat Alhambra, ne richtige Familienkutsche, musste ich lachen. Ich wohne in einem Reihenhaus, ich fahre ein Familienauto, ich habe DREI KINDER!! Was ist nur aus mir geworden?? Immerhin bastel ich immer noch nicht gern. Und glaubt mir, ich kann mich sehr gut aufregen und mache das auch regelmäßig. Aber ja, ein bisschen was hat sich geändert.

Nein ich finde nicht, dass mein Blog zu einer Rosa-Plüsch-Wolke mutiert ist, wo alles flutscht, das Haus sauber ist und die Kinder einfach perfekt sind, wir uns nie streiten und Schokolade nur die anderen essen. Ich glaube, der Umzug hat einiges dazu beigetragen. Man mag über Prenzlauer Berg Klischees meckern wie man will, aber die meisten Erlebnisse über die ich mich aufregen musste, passierten mir dort. Zwischen Bio Eltern, die sich und ihre Kinder ein bisschen zu wichtig nehmen und Menschen mit Tattoos immer noch für randalierende Idioten halten. Und das mitten in Berlin. Wenn ich dort bin, kann ich alles mit einer gewissen Gelassenheit ertragen, weil ich weiß, ich wohne hier nicht mehr. Ich muss mich über rücksichtslose Fahrradfahrer mit fetten Kinderanhänger nicht mehr ärgern, die alles und jeden auf dem Gehweg beiseite knallen.

Vielleicht ist mein Blog dazu übergegangen, dass neben all dem Stress, den vielen Nerven die auf immer verloren gegangen sind, den extra Kilos die man dazu gewonnen hat und das Familienauto was man nun fährt, statt dem schnellen Sportflitzer, mein Blog auch zeigt, was ich so gern schreibe: Familie fetzt. Als ich dem Taxi Fahrer neulich erzählte, dass ich drei Kinder habe, hat er mir das nicht geglaubt. „Du doch nicht!“ Diese Reaktion bekomme ich öfters. Vielleicht bin ich für Manche keine typische Dreifach-Mama, aber wie sieht die schon aus?

In vielen Momenten bin ich selbst weder eine Super Mom, noch besonders lieb, geduldig, gerecht, kreativ oder verständnisvoll. Manchmal will ich samstags tanzen gehen, einen Schnaps zu viel trinken, pöbel einmal zu laut jemanden an und bin krawallig. All das macht mich immer noch aus. Und vielleicht, wenn die Mädels älter sind und mich in den Wahnsinn treiben, oder die Prenzlberger von sich selbst so genervt sind, dass sie in unsere Nähe ziehen, dann kommt die Berliner Schnauze hier wieder zum Einsatz. Aber ganz vielleicht bin ich auch einfach erwachsen geworden. Wobei. Nääääääääää.

Teile diesen Beitrag:
Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

10 Comments

  1. Christine

    Schön geschrieben! Ich denke, ob man das will oder nicht, man wird mit zunehmenden Alter entspannter, vielleicht auch erwachsener (wenn man es so nennen will)… Mit 20 und auch mit 30 dachte ich immer, ich fühle mich noch immer nicht „erwachsen“ bzw. fragte ich mich oft, wie soll sich das eigentlich anfühlen. Heute bin ich 46, habe meine Heimatstadt Berlin verlassen, lebe mit meinem Mann und meiner Tochter am Bonner Stadtrand in einer Doppelhaushälfte und merke, dass mich viele Sachen heute nicht mehr so aufregen, wie sie es noch vor 10 oder 15 oder auch 20 Jahren (Oh Gott, ich bin alt!) getan hätten. Ok, so ein Hausbau sorgt auch dafür, dass man einen anderen Blickwinkel auf vermeintliche „große“ Probleme/Ärgernisse bekommt. Natürlich ärgere ich mich auch noch über bestimmte Sachen/Ereignisse, aber oft denke ich dann nur noch „So what“, dafür gebe ich meine kostbare Zeit nicht mehr her. Ich halte es da so wie du, der Karma-Bus wird kommen… man weiß nicht genau wann, aber er kommt… Und mir persönlich sind deine „Pöbeleien“ in den Insta-Stories lieber, denn das ist wahrscheinlich mehr aus dem Bauch heraus, als wenn man sie aufschreibt. Und das finde ich sehr autentisch. Ich sag nur, „zu euch kommt der Weihnachtsmann dieses Jahr nicht…“ Fand ich sehr schön! Mach weiter so!
    Liebe Grüße aus Bonn (Grüße an Halima) in meine alte Heimat Berlin.
    Christine

  2. Rabaukenmama

    Der Text könnte komplett von mir stammen :) okay ne komplett ist falsch weil ich bin kein Berliner ;) aber der Rest passt :) ich mag deinen Blog und deine insta stories :)

  3. Halima hat Recht. Aber Stillstand ist doch langweilig, oder? Und man kann auch gesittet Pöbeln und Berlinern, dit is nich schwer. Ich mag diese Veränderung, denn sie ist echt. Sie ist nicht weiß und gestellt, sie ist nachvollziehbar und passend. LG bella

  4. Ich mag es auch so wie du bist. Deine stories bringen mich regelmäßig zum lachen und deine texte helfen mir an blöden tagen.

    Mach bloß weiter so😀lg silvia

  5. Witzig. Erstmal: So schön, weil Halima kann Dinge immer so perfekt ausdrücken. So auf den Punkt.
    Und als ich dich das letzte Mal gesehen habe, ging es mir übrigens auch so: Irgendwas war anders an dir. Irgendwas hat sich verändert (also nur positiv natürlich). Aber ich konnte es nicht benennen. Dieser Text hier ist jedenfalls meine Antwort.
    Und ey, ick finde die Entwicklung ist jut so. Das muss ich jetzt aus der Ferne einfach mal so sagen.

  6. Ach du. Das ist voll lieb. Ach ich bin wirklich auch nicht immer entspannt. Ehrlich ❤️

  7. Ich find dich toll…mit Schnodderschnauze oder ohne…ne,lieber mit. Ich durfte dich bei der lief-Eröffnung live kennenlernen. Ich bewunder dich eigentlich auch immer. Irgendwie ist es bei euch so harmonisch und stressfrei…
    Ich,mit zwei Mädels und einem Mann,irgendwie total unentspannt…
    Ich freu mich weiter von dir zu lesen und vlt seh ich da mal wieder uffn Kaffee…muss auch nich Prenzl Berg sein 😁

Deine Meinung. Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert