In Filmen läuft ja eine Geburt meist so: Sie steht auf High Heels und top geschminkt in der Umkleide eines Edeldesigners und jauchzt zart: Schatz, die Fruchtblase ist geplatzt. Völlig entspannt und in großer Vorfreude fahren beide ins Krankenhaus – kurzer Schnitt – ein rosa rotes, lächelndes Baby liegt in den Armen der Mama, die natürlich total erholt aussieht, geschminkt ist und vor Freude fast platzt. Aha.
Okay, ich weiß schon seit sehr langer Zeit, dass so einiges nicht stimmt was in Filmen passiert. Der Prinz kam mich ja auf seinem Schimmel auch noch nicht abholen. Der steckt sicher nur im Stau. Jedenfalls, über die Geburt kann ich mich gar nicht beschweren, die dauerte nur zwei Stunden. In der Zeit entschuldigte ich mich ständig für irgendwas, schlug mit der Faust gegen Wände und schwor meinem Freund, nie wieder ein Kind zu bekommen und sowieso sei er ja Schuld an dem Ganzen (sind Männer immer, vor allem wenn man leidet). Das zeigt einem keiner im Film. Auch nicht, dass man danach kaum aus dem Bett kommt, oder so extrem heiße Netzunterhosen anzieht, dass spätestens da das Thema zweites Kind gegessen ist, da sich so ein Anblick seiner Liebsten sicher ewig im Gedächtnis eines Mannes einbrennt. Hab ich auch noch in keinem Film gesehen. Eine gehörige Portion Humor ist gefragt um die ersten Tage zu überstehen. Das Kind ist auch noch recht zerknautscht und grinst überhaupt nicht sondern liegt nur rum und gibt komische Geräusche von sich.
Hallo Hormone
Eigentlich sollte mal einer eine Komödie über die letzten Tage der Schwangerschaft und die ersten Wochen nach der Geburt schreiben. Im Nachhinein betrachtet ist das alles nämlich ganz schön witzig. Denn wer hat schon mal eine Frau an den Tagen kurz nach der Geburt so richtig im Baby Blues im Fernsehen gesehen? Ich nicht! Da wechseln die Gefühle millisekündlich! Als ich hörte, dass Knut (bekannter Berliner Eisbär) gestorben ist, brach ich sofort in Tränen aus. Das Bild in der Zeitung konnte ich mir nicht anschauen, geschweige denn darüber sprechen. Ich war verwundert über diesen Gefühlsausbruch. Doch es kam noch besser. Als Liz Taylor starb, berichtete ein Magazin, dass ihr leztzter Wunsch in Erfüllung geht und sie neben ihrem Freund Michael Jackson beerdigt wird. Herzzereißend! Tränen kullerten über meine Wangen, ich war kaum zu beruhigen. Schnulzige Filme oder Ähnliches konnte ich kaum ertragen. Mein Freund wunderte sich die ersten Tage, lachte später nur noch amüsiert. Jaja. Lustig.
Einmal fragte mich die Hebamme wie´s mir jetzt so geht als Mutti. WIE ES MIR GEHT?! HALLO!!!!!! Ich seh aus wie ein Häufchen Elend, das Kind will nicht trinken, Knut ist tot, ich bin nur noch eine Versorgungseinheit, das Wetter ist super und ich schaffs keine 100 Meter, Liz ist auch tot, meine Hormone übermannen mich und die Süßigkeiten sind alle. Wie geht´s mir da wohl?! Sie lachte laut los. Und ich auch.
Da habt ihr sie, die nackte Wahrheit. Nichts mit hübsch geschminkt, ausgeschlafen und gut gelaunt. Und das war noch gar nicht alles was einem so verschwiegen wird. Aber dazu mehr in Teil 2. Sonst hat ja keiner mehr Lust auf Kinder.
Ein Fünkchen Wahrheit steckt in den Filmen doch: Mein Freund hat sich extra einen Anzug angezogen zur Geburt und sah echt gut aus. Und ich hatte mir am Abend zuvor noch die Fingernägel in knallrot lackiert.