Eins vorweg: Ich bin überfordert und mein Herz ist schwer. Nein wir haben nicht erst seit gestern Krieg auf der Welt, aber nun ist er durch den Angriff Russlands auf die Ukraine präsent in den Nachrichten und für uns alle sehr bedrohlich. Ich tue mich sehr schwer, mit den Nachrichten angemessen umzugehen und sie für mich halbwegs zu filtern, ohne komplett in Angst zu ersticken. Wie also soll ich es meinen Kindern begreiflich machen?

Ich habe keine Lösung, keine 5 Punkte die ihr einhalten könnt und dann klappt das schon. Ich habe vier Kinder und sie bekommen die Welt mit. Ein Kind mehr als die anderen, da eine Freundin aus der Ukraine stammt und das Thema viel in der Schule besprochen wird. Wir können es also nicht verschweigen und sie abschirmen, denn auf dem Schulhof, im Radio, auf Social Media, an der Supermarktkasse, überall wird über Krieg geredet. Etwas was wir alle nicht kennen, außer aus Geschichtsbüchern und den Abendnachrichten. Ein Thema von dem ich dachte, dass es uns als Familie nicht so stark einnehmen und bedrohen wird. Weil wir Glück haben wo wir leben. Mehr ist es nicht. Glück.

Supermom_Mamablog_Krieg_Alltag mit Kindern

Kindgerechte Nachrichten mit dem Kind schauen

Jedes Kind ist anders und verarbeitet Nachrichten anders, daher gibt es eh nicht DEN Weg. Man kann darauf achten, nicht den ganzen Tag das Radio oder die Nachrichten laufen zu lassen. Es ist zu viel, selbst für mich. Ich schaue einmal am Tag Nachrichten und achte darauf, dass die Kinder diese nicht mitschauen. Kinder Nachrichten sind eine gute Möglichkeit, kindgerecht zu informieren, auf KiKa, ZDFtivi, oder über das Kinderradio. Auch online gibt es gute und informative Seiten von logo! und co.

Je nachdem was Kinder wissen wollen, sollte man versuchen Antworten zu finden. Oder ehrlich sagen, dass man keine Antwort hat. Nehmt die Gefühle des Kindes ernst, auch wenn sie euch zu lächerlich oder zu dramatisch erscheinen. Teilt eure Gefühle, zeigt dass ihr auch Angst habt und nicht immer weiter wisst. Zeigt die mutigen Menschen die demonstrieren, die Hilfsangebote organisieren, dass viele Menschen versuchen etwas zu tun. Mutige Bilder sind wichtig.

Unterschätzt die Kinder nicht!

Und ansonsten bleibt nur da sein und in den Arm nehmen. Es gibt keine rationalen Gründe für diesen Krieg. Es gibt keine Argumente gegen die Angst eines großen Krieges der auch uns treffen könnte, denn keiner weiß was passieren kann. Also sollten wir die Kinder schützen wo es geht, sie begleiten wenn sie Schreckliches aufschnappen und ihre Sorgen ernst nehmen. Im Radio statt der Nachrichten vielleicht lieber eine Runde Kindermusik hören wenn ihr im Auto sitzt und bei den abendlichen Nachrichten aufpassen, wer heimlich zuhört. Erwachsenen Nachrichten sind nicht für Kinderohren und Augen bestimmt. Und unterschätzt eure Kinder nicht. Sie hören zu. Sie sehen unsere Ängste und lauschen Gesprächen. Sie schnappen Wortfetzen auf in der Schule oder Kita oder haben vielleicht Freunde mit ukrainischem Hintergrund.

Das Leben schert sich nicht um Krieg

Ich starte nicht aktiv ein Gespräch und spiele den Erklärbar, aber ich bin für sie da und das sage ich ihnen. Ich frage nach ihren Ängsten, ob sie etwas wissen wollen, ob wir gemeinsam Nachrichten schauen wollen, was ihnen momentan helfen würde. Und dann leben wir unseren Alltag weiter. Das fühlt sich vielleicht falsch an, aber so ist das Leben. Es geht einfach weiter, egal was die Welt macht. Und das kann auch sehr hilfreich sein. Also feiert den Geburtstag oder freut euch über das erste Eis in der Sonne. Macht den Filmabend mit Freunden und seid genervt vom Alltag. Es nützt nichts, wenn wir nun aufhören, unseren Tag zu leben. Denn dieser gewohnte Alltag gibt Sicherheit.

Niemand weiß was uns noch erwartet. Ich frage mich sehr oft, wie Putin gesichtswahrend diesen Krieg beenden will. Ich kann manchmal nicht schlafen und meine Brust wird schwer. Ich schaue meine Kinder an und denke, dass ich ihnen so eine Welt nicht geben wollte. Dass die letzten zwei Jahre schon schwer waren und es nun wirklich reicht. Also drücke ich sie fest und gebe ihnen extra viele Küsse und wünsche mir wieder Ruhe für uns. Wir werden sehen was die kommenden Wochen bringen. Bis dahin ist es okay uns zu schützen, unseren Alltag zu leben, unsere Kinder ein stückweit abzuschirmen, keine Antwort zu haben, einfach nur da zu sein. Das ist okay.

 

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

3 Comments

  1. Pingback: Mit Kindern über den Krieg reden: das Unbegreifliche erklären - SonnenKinderLeben

  2. Katharina

    Dickes Ausrufezeichen, liebe Jette. Genau das. Ralph Caspars und die Maus haben selber ein paar Tips dazu verfasst, die ich den Kindern gegeben habe. Wenn schon „die aus denn Fernsehen“ vorschlagen, dass man auch mal Nachrichten ausmachen und sich mit Freunden treffen kann, hat das gleich noch mehr Gewicht. Leider hat bei uns das Schulministerium die Lehrer angeregt, achtsam mit den Kindern drüber zu sprechen. Hilft aber nix, wenn die dann ihre eigene Angst und Betroffenheit bei den Kurzen abladen. Da musste vor dem Einschlafen auch noch DAS verarbeiten helfen. Wenn Schüler Fragen haben oder sich Ängste zeigen, muss man natürlich auch mal das aktuelle Tagesgeschäft in der Schule unterbrechen und Raum zum Reden geben. Aber Hysterie und Panikmache hatten wir jetzt schon zwei Jahre – es sind leider auch immer die selben Kandidaten, die da vorne im Klassenraum freidrehen. Manchmal möchte man seine Kinder einfach einpacken und auf die einsame Insel abzischen 🙄

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