Ich habe gern Geburtstag. Okay das Konzept des Älter Werdens gefällt mir nicht so, aber grundsätzlich mag ich Geburtstage. Meine, aber auch die der Familie. Und ich richte sie gern aus. Wirklich. Ich sehe das nicht als Last oder Job einer Mutter, ich mach das gern. Auch Weihnachten möchte ich für die Familie schön machen und es macht mir Freude (trotzdem hoffe ich auch auf etwas weihnachtlicher Magie, die jemand für mich zaubert). Unsere Hochzeit habe ich quasi auch allein organisiert (und mir trotzdem heimlich gewünscht, der Mann würde auch noch was aus dem Hut zaubern) Die Kinder haben ja meist konkrete Vorstellungen, die ich dann so gut es geht umsetze. Dem Mann ist sein Geburtstag total egal. Er plant nie was, oder lädt jemanden ein. Interessanterweise freut er sich aber trotzdem über einen gedeckten Tisch und Überraschungen die ich so organisiere. Ein paar Mal kamen Freunde und Nachbarn zum Überraschungsgrillen, mal gibt’s eine Fußballtorte, mal fahren wir weg. Es muss nicht viel Konfetti sein, aber das Geburtstagskind darf schon merken, dass dieser Tag besonders ist.

Es ist nicht so, dass wir uns nichts schenken. Und hier gibt sich der Mann auch oft Mühe. Ich bekomme auch jedes Jahr einen handgeschrieben Brief. Letztes Jahr hatte er die Idee nach Paris zu fahren. Nur wir zwei. Knaller Idee, aber dann kam Corona dazwischen. Da kann niemand was dafür. Die Reise fiel aus und es passierte nichts. Ein ganzes Jahr lang. Der Geburtstag oder zumindest das Geschenk, fielen einfach aus. Ich hätte dann ja in Berlin nach einem französischen Restaurant gesucht und es wenigstens ein bisschen nachgeholt. Für den Mann ist es einfach abgehakt.

Dass ich unter der Woche Geburtstag habe, alle in Schule und Kita müssen und der Mann am 5. Tag im neuen Job nicht direkt frei nimmt, ist alles nicht schlimm. So ist das Leben und das wusste ich. Hinzu kamen zwei kranke Kinder und somit auch die Absage fürs Abendessen im Restaurant. Auch dafür kann niemand was. Man(n) hätte aber einfach etwas holen können. Eigeninitiative. So hätte ich es gemacht. Ich wäre einfach hin gefahren zum Italiener und hätte was geholt, statt zig Mal zu fragen, ob man nu was holen soll. Denn dann hätte ich ja gucken müssen, ob der Italiener Take Away anbietet und was überhaupt alle essen wollen. Nö, ich wollte ja eben nichts machen.

So hätte ich es gemacht. Ist das genau das Problem? Ich habe ja keine großen Erwartungen. Klar hätte ich auch gern mal ne Überraschungsparty, oder irgend ne Kleinigkeit von der ich nichts weiß. Und ich meine nicht das Geschenk. Die Coppenrath Torte schmeckt super, niemand muss in der Küche stehen und extra backen. Aber ein bisschen Prinzessin Feeling, ein bisschen von dem was ich so an Konfetti verteile, hätte ich gern auch für mich.

Bessere Kommunikation?  Zu hohe Erwartungen?

Klar kommt jetzt: Du musst das kommunizieren. Du musst klar äußern, was du willst. Oder: Ach ist doch egal ist nur ein Tag. Oder: Mach es dir doch selbst schön, deck den Tisch doch selbst, lad dir deine Freunde ein und mach dir die Geschenke selbst. Oder: Wo keine Erwartungen sind, kann auch niemand enttäuscht werden. Oder: Ja so ist es eben als Mama. Für alle anderen macht man es schön und man selbst bleibt ein wenig auf der Strecke.

Ich kann jetzt nur für mich sprechen: Ich will doch nicht meinen eigenen Geburtstagstisch decken oder meine eigene Party planen. Also habe ich jetzt zum Runden gemacht. Es wird für alle schön, weil ja niemand weiß, was ich geplant habe. Klar wird es auch für mich ein schönes Fest, bloß ohne irgend einen Wow Moment, denn ich habe ja alles selbst organisiert.

Ich will auch meine Erwartungen oder Hoffnungen nicht runter schrauben. Die sind doch gar nicht hoch. Ich erwarte ja kein Wohnzimmer Konzert von Florence and the Machine, oder Tom Hiddleston der aus der Torte springt, oder jedes Jahr den krassesten aller Tage. Und wie gesagt, an den Geschenken liegt es nicht. Es liegt an dem Drumherum. Denn klar kann man so ein Geschenk auf den Tisch legen und abends sagen: War aber auch echt stressig morgens, da blieb keine Zeit für Ständchen, drücken und nen Kaffee. Aber man könnte auch nen Luftballon aufpusten und am Abend vorher ne Coppenrath Torte holen. Aber wenn ich das minutiös vorgebe, dann kann ich es doch selbst machen. Genau das will ich doch nicht. Ich will doch einfach nur ein bisschen Prinzessin sein. Und ich finde dank der sozialen Medien ist es ja eh schon recht „lieblos“. Schnell ne WhatsApp oder auf Facebook gratuliert, erledigt.

Ist das eben so, als Mutter?

Eigentlich ist es doch gar nicht so schwer, oder? Macht uns der Alltag so unsichtbar? Ist es meine Schuld, weil ich Geburtstage und auch Weihnachten einfach gern ausrichte und schön gestalte und kann dann einfach nichts um Gegenzug erwarten? Kleine Kinder mal ausgenommen. Denn alle freuen sich ja auf Weihnachten, auf die vielen liebevollen Kleinigkeiten, auf die Geschenke, auf den Geburtstagstisch, auf die Überraschungen die doch kommen, obwohl einem ja der Geburtstag so egal ist. Ist es eben das Los einer Mama? Und wenn ja, sollte man das echt einfach hinnehmen, weil so ist es eben? Oder was wäre die Lösung? Einfach mal gar nichts machen? Keine Geschenke, keine Deko, quasi kein Weihnachten? Das träfe wohl in erster Linie die Kinder. Aber ganz genaue Anweisungen geben und an aaaaallllles allen denken ist auch anstrengend. Ich will doch auch ein bisschen Zauber. Ich wiederhole mich.

Und wenns an der Kommunikation scheitert, ja was denn noch? Mehr als ein halbes Jahr lang sagen: huuuuhhuuuuuu Paris ist übrigens ausgefallen, ich freue mich über Ersatz, zb ein Restaurant Besuch, kann ich ja nicht. Mehr als Wochenlang aufgeregt sein vorm großen Tag will und kann ich nicht. Und natürlich macht der Mann in meinem Fall das nicht mit Absicht. Er ist auch nicht empathielos, wenn auch spärlich romantisch veranlagt. Vielleicht ist es eine Mischung aus: Mir ist mein Geburtstag egal, also sehe ich das Problem, bzw den Wunsch nicht. Und: Boah jetzt hat se schon zig mal gemeckert und gesagt, dass sie ins Restaurant will, nu hab ich auch keinen Bock mehr. Und natürlich kommt auch ein dickes Entschuldigung gepaart mit Begründungen warum es eben so lief wie es lief. Und natürlich ist es auch bequem, wenn eine Person einfach gern Geburtstage ausrichtet oder an Weihnachten eskaliert. Dann arbeitet man eben die Liste ab und das wars. Reicht ja auch.

Ich will doch gar nicht viel, oder doch?

Ja ich sehe den handgeschriebenen Brief und die Idee mit Paris oder dem Friedrichstadtpalast. Ja darüber freue ich mich sehr. Aber nö, ich bin nicht undankbar oder habe zu hohe Erwartungen. Das haben wir alle nicht. Denn wir sind es wert, auch gefeiert zu werden. Wenn wir es denn wollen und es uns wichtig ist. Und wenn es der heiße Kaffee im Bett ist oder das einmal jemand anderes den Ausflug plant oder das Abendbrot organisiert oder ne Torte auftaut. Es braucht kein Komplettprogramm, es braucht ein Mindestmaß an Wertschätzung und gesehen werden. Ein Mindestmaß an zurück lehnen und der andere macht mal. Und wenn ein Geburtstag komplett verkorkst ist, weil Kinder krank, weil fetter Job Termin, oder wenn ein Geschenk ins Wasser fällt, weil Corona oder Stadt untergegangen oder sonstwas, dann kann da wirklich niemand was dafür, dann wäre es doch schön, da kommt eine kleine Alternative, oder? Statt eines: Naja Pech gehabt kann ja niemand was dafür.

Ich weiß ich bin damit nicht allein, denn unter meinem Geburtstagsbild schreiben so viele Frauen Ähnliches. Was ist denn nun die Lösung? Ein klar kommunizierter Wunschzettel? Ein Tag, komplett selbst organisiert? Keinerlei Erwartungen? Einfach aufgeben? Oder weiter hoffen? Immer wieder reden, streiten, frustig sein? Ist doch irgendwie alles kacke. Finde ich zumindest. Vielleicht fahre ich nächstes Jahr einfach ins Hotel und stecke dem Concierge dass ich Geburtstag habe. Dann steht vielleicht wenigstens ein Blümchen auf dem Frühstückstisch.

Und nicht falsch verstehen, ich wäre ja nicht 12 Jahre mit nem Mann zusammen, den ich eigentlich komplett doof finde (Also außer jetzt grade). Ich will auch nicht gegen unaufmerksame Männer wettern. Denn vielleicht ist es ja auch irgendwie unser aller Schuld, dass wir alle Geburtstage organisieren, uns um alle Geschenke selbst kümmern und dem Mann alles abnehmen. Dann wäre es wohl auch noch unsere Aufgabe, zu allen anderen mütterlichen Aufgaben, unseren Söhnen zu vermitteln, dass auch sie für die Magie zuständig sind, damit sie es später besser machen, wenn es schon bei den eigenen Männern nicht klappt? Ich wollte es einfach mal sagen. Weil ich mich frage, ob ich einfach zu viel erwarte und es aufgeben sollte. Weil die andere Hälfte in meinem Kopf aber schreit: Nö! Du hast das auch verdient. Weil, na weil eben.

Vielleicht ist die Lösung, dass wir alles einfach stehen und liegen lassen an einem Tag im Jahr und uns feiern. Ich mein so richtig. Nicht am Frauentag wo man wieder politisch sein soll, oder am Muttertag. Gut das Problem, dass wir Frauen das organisieren müssten, bleibt. Aber wir wüssten es läuft und wir könnten uns Geburtstagskinder einfach einen Tag feiern und der Rest wird nicht beachtet. Wir feiern einfach uns und die Welt steht still. Wäre das nicht was?

 

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

4 Comments

  1. Hallo Jette,
    same here!!
    Ich bin es so leid… Hab meinem Mann vorm Muttertag gesagt, dass ich das Fest normal nicht so wichtig finde, aber, dass ich diesmal WIRKLICH was brauche um mich wertgeschätzt zu fühlen. Da ist er am Vorabend zum Rewe und hat so ein winziges Billigsträußlein gekauft. Und ich kann noch nicht mal durch die Decke gehen, weil mein Kleiner sich so gefreut hat den Strauß zu überreichen. :(
    Im Jahr drauf, gab es ne EINKAUFSLISTE, damit es besser läuft, ich wollte Blumen, ne Karte und ne Mama-Tasse. Die Blumen waren ok, auf der Karte stand „alles Gute zum Muttertag“ (statt du machst das super, ich liebe dich) und die Tasse war nicht schön und ungefähr der erste Treffer bei A*azon, wenn man „Tasse Muttertag“ eingibt.
    Fanf*ckingtastic.
    Während ich halt immer so plane, dass es strahlende Augen gibt…
    Also ich bin ganz bei dir, wirklich hoch hängt die Latte nicht, aber Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Überraschung muss einfach sein.
    Liebe Grüße!

  2. Krass, und ich dachte immer nur mir geht es so. Danke für dieses exakte Aufschreiben, ich kann hinter jeden Satz ein Ausrufezeichen setzen. Und den Kommentar von Maike mag ich ebenso, die geplanten und überraschenden Geschenke bekomme ich auch immer von Freundinnen. Hab eine schöne Party heute, das Wetter feiert Dich auf jeden Fall!
    LG Claudia

  3. Da mein Geburtstag genau eine Woche vor Weihnachten liegt, ist der mir tatsächlich relativ egal. Allerdings bin ich auch mit einer sehr talentierten Geschenke-Deko-Magie-usw.-Mama aufgewachsen und da ist es auch sehr schwer, sich davon zu befreien ;o) Gamechanger war hier, den Mann gnadenlos und immer wieder in die Geburtstagsvorbereitungen (v.a. bei den Kindern) mit einzubeziehen. Ok, ich glaube, der würde immer noch keinen Kuchen backen, aber er weiß sehr wohl, wo unsere Deko liegt und was auf einen Geburtstagtisch gehört und seit dem hab ich zumindest auch ne Wimpelkette hängen und ne Kerze auf’m Tisch.

    Thema Kommunikation: Ich gehe fast davon aus, aber hast du gegenüber deinem Mann auch mal klar formuliert, dass du einen Ersatz für den ausgefallenen Paris-Tripp erwartest? Zwischen „Ich bin traurig/stinkig, dass der Tripp ausgefallen ist.“ und „Ich erwarte Ersatz dafür.“ liegen kommunikationstechnisch Welten…

    Und für nächstes Jahr: Wünsch dir einen Rundum-Sorglos-Prinzessinnentag und steck dem Mann, dass es dafür sogar Leute gibt, die sowas für einen planen (Grüße an Fräulein Feiertag ;o))

    ich wünsch dir für Samstag einen wunderschönen Tag!

  4. Hi Jette,
    wiebei Instagram kommentiert hatte – ich bin da komplett bei dir!👏
    Das ist halt auch dieses Rollenbild, dass sich die FRAUEN um „sowas“ kümmern – auch wenn es ihr eigener Geburtstag (oder Muttertag…) ist 🥴
    Wurde mir auch vor ein paar Jahren bestätigt, als ich zum Geburtstag tatsächlich eine Überraschung bekommen habe: Ein Wander- und Wellness-wochenende, komplett organisiert mit Anfahrt, Übernachtung, gebuchten Wellnessbehandlungen, geplanten Wanderungen, reserviertem Restaurant usw.
    Und rate Mal, WER mir das geschenkt hat?!
    Genau – ZWEI FRAUEN, nämlich meine Mama und meine Schwester 😘

    LG
    Maike

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