Das Leben mit Kindern steckt voller Überraschungen, manchmal auch Negativer, wenn man sich plötzlich mit Kind im Krankenhaus wieder findet. Ich wurde oft gefragt, wie ich unseren Kindern das erzähle und welche Bücher es gibt. Weil es ja nun mal leider im Leben so ist, dass auch mal was Blödes passieren kann, will ich euch unsere Strategie verraten. Vielleicht hilft es ja auch euch.

Ich nenne den Arzt nicht Onkel Doktor, sondern Herr oder Frau soundso. Es gibt keine Zauberpillen oder Zaubermedizin, die alles wegzaubert und wegpusten kann die Kinderärztin den Schmerz auch nicht. Ich bin so ehrlich wie möglich, ohne groß ins Detail zu gehen, aber ich schwindle auch nicht.

Kleine Kinder müssen nicht verstehen was genau bei einer OP passiert. Sie müssen auch nicht verstehen, warum man nüchtern sein muss für eine OP. Aber man sollte ehrlich sein, wenn man weiß, dass sie eine Spritze bekommen oder sonstwas. Dass sie vorbereitet sind. Sonst verlieren sie das Vertrauen in uns Eltern und auch in die Ärzte. Umso schwerer wird es bei der nächsten Behandlung. Natürlich ist es manchmal nötig, über das Kind hinweg zu entscheiden und es durchzuziehen. Aber auch eine Impfung, eine Spritze oder eine unangenehme Untersuchung kann respektvoll passieren, ohne das Kind komplett zu überrumpeln oder etwas zu versprechen, was vielleicht nicht eintritt. Lieber ehrlich sein. Und ich wurde letztes Jahr mehr als einmal überrascht, wie tapfer Kinder sein können und Untersuchungen einfach machen lassen.

Als unsere Tochter recht schnell operiert werden musste, blieb wenig Zeit ihr alles zu erklären. Die Alles-egal-Pille wirkte auch sehr zügig. Erst danach konnten wir ihr sagen, was sie die nächsten Tage im Krankenhaus erwarten wird, dass es täglich Untersuchungen gibt und eventuell der Zugang neu gelegt werden muss. Das macht es nicht schöner, aber sie wusste was passiert und als eine Art Routine einsetzte, waren die täglichen Behandlungen auch ok.

Kleinen Kindern kann ich noch weniger erklären, was sie beim Arzt erwartet. Also haben wir auch nicht Tage vorher angefangen  etwas zu erklären oder Bücher zu lesen, sondern einen Abend vorher gesagt, dass wir morgen wieder zum Arzt gehen, den sie schon kennt und dass sie nichts mehr essen darf, damit der Arzt sie besser untersuchen kann. Kurz und knapp. Klar hatte sie Angst am Tag der OP beim Arzt, aber dieser war sehr nett, wir strahlten Zuversicht aus und es passierte nichts, was wir nicht vorher auch gesagt haben.

Die Große hat trotzdem keine Lust mehr auf Ärzte  und hat Angst, dass wieder etwas passiert. Kann ich total nachvollziehen. Hätte ich auch nicht. Ich sage ihr, dass sie ruhig traurig sein darf und auch Angst ist okay. Ich kann ihr nicht versprechen, dass sie nie wieder zum Arzt muss oder sogar ins Krankenhaus. Ich kann ihr auch nicht versprechen, dass es nie wieder irgendwo weh tun wird. Aber ich verspreche ihr, dass jetzt erstmal alles gut ist. Und so kam sie auch zur Nachsorge mit und ließ sich tapfer anschauen. Klar ist das nicht ihre liebste Freizeitbeschäftigung, aber sie wusste, was passieren wird, ich habe ihre Angst ernst genommen und die Tüte Gummibärchen tat ihren Rest. Denn ja, ich belohne kleine tapfere Kinder auch. Auch im Krankenhaus. Mit einem neuen Buch, einem Kuscheltier, etwas mehr Aufmerksamkeit und etwas mehr TV als sonst. Ist vielleicht nicht der richtige Weg, aber mir egal. Ich will auch gelobt werden, wenn ich eine olle Behandlung überstanden habe und die Gummibärchen würde ich auch nehmen.

Wir können unsere Kinder nicht vor allem bewahren, auch nicht vor Schmerzen und einem Arzt Besuch. Aber je nach Alter können wir ehrlich sein, mit mehr oder weniger vielen Informationen. Eben so genau wie möglich für das Alter. Ohne Angst zu machen aber auch ohne zu beschönigen oder zu schwindeln. Denn die Ärztin oder der Arzt will helfen und manchmal tut das leider weh. Ein Buch habe ich nicht extra besorgt, gibt es bestimmt unzählige. Ihr könnt eure Favoriten hier gern teilen.

Bleibt gesund!

Wie erklärt ihr euren Kindern einen Arztbesuch oder eine anstehende Behandlung?

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

10 Comments

  1. Sandra Geier

    Dieser Beitrag zeigt gut, wie man sein Kind auf einen Besuch beim Hausarzt vorbereitet. Es stimmt, dass man dabei Kinder nicht angeschwindelt werden sollten, da sie sich sonst nicht ernst genommen fühlen. Wir recherchieren diesbezüglich, da bei unserer Kleinen auch bald die ersten Arztbesuche anstehen.

  2. Mein Sohn hat nächste Woche einen OP-Termin und versteht sich bereits wunderbar mit den Ärzten und Kinderkrankenschwestern. Dennoch habe ich mich gefragt, wie ich ihn auf die OP vorbereiten kann. Nun weiß ich, dass sie nicht genau verstehen müssen, was bei der OP passiert, aber Unternehmungen wie Spritzen nicht verheimlicht werden sollten, damit das Vertrauen nicht gebrochen wird!

  3. Hanna Adams

    Vielen Dank für den Beitrag zur Vorbereitung der Kinder auf den Besuch beim Allgemeinarzt. Mein Bruder muss mit seiner Tochter zum Arzt und erklärt ihr, wie der Besuch abläuft. Gut zu wissen, dass man seinen Kindern ehrlich erklären sollte, was auf sie zukommt.

  4. Als meine kleine Tochter krank wurde, kam sofort ein Krankentransport und sie wurde zur örtlichen ambulanten Behandlung gefahren. Sie war während der Fahrt sehr nervös und ließ meine Hand nicht los. Es stimmt, dass man Kinder nicht vor allem bewahren kann, insbesondere vor Schmerzen und einem Arztbesuch und das Ehrlichkeit sehr wichtig ist!

  5. Katrin Hagen

    LIebe Jette,

    toller Beitrag. Ich handhabe das mit meinem so ähnlich wie Anette. Da mein kleiner an Leukämie erkrankt ist, kommt man an dem Wieso, Weshalb, Warum kaum drumherum. Wir haben uns ganz sachlich mit ihm hingesetzten und ihm versucht zu erklären was da in seinem kleinen Körper vor sich geht. Kinder können bereits viel mehr verstehen und zusammenhänge erkennen als man ihnen vielleicht manchmal zutraut. Wichtig ist, die Kinder nicht allein zu lassen, sondern das Gefühl zu vermitteln, dass man jederzeit da ist. Auch haben wir gemerkt, dass obwohl Leukämie ernst ist, das Thema nicht allzu aufbauschen sollte. Kinder bleiben Kinder und sie sollten keine Zeit mit Sorgen verschwenden. Mein Mann und ich haben ihm dann ein Go-Kart von gekauft, quasi als Belohnung für seine Tapferkeit und auch ein wenig als Ablenkung. Seitdem er das Teil hat, tobt er nur so umher und die Krankheit ist kaum noch ein Thema. Dann verdrücke ich mir immer eine Träne, weil ich weiß wie tapfer mein Kleiner damit umgeht. Danke für deinen lieben Text zu so einem schwierigen Thema!

    Liebe Grüße

    Katrin

  6. Wir verraten unseren Kindern in der Regel nicht, dass wir zum Arzt fahren. Wir lenken sie ab und konstruieren eine Story drum rum. Wenn wir dann dort sind, ist der Zug eh schon abgefahren, dann geht alles ganz schnell.

  7. Mein kleiner will und muss alles verstehen. Das haben auch schon die Kindergärtner*innen angemerkt. Bei ihm läuft es über das was? und warum?

    Also sprechen wir viel darüber was in unserem Körper die ganze Zeit so abgeht. Über die Körperpolizei, die die Krankheitsbösewichter fängt. Dass Impfungen zwar kurz weh tun, aber wichtig sind, weil dabei der Körperpolizei ein Bild von neuen Krankheitsbösewichtern gezeigt wird, damit sie sie schnell erkennen und schnappen können, falls sie mal rein wollen.

    Und natürlich die Reparierteilchen, die bei ihm ganz schön fleissig sein müssen, weil sie all die aufgeschürften Knie reparieren müssen. Und dass manchmal, wenn das Aua größer ist, die Ärzte helfen müssen, indem die Krankheitsbösewichter raus waschen und die Wundränder zusammenkleben oder -nähen, damit die Reparierteilchen nicht die ganze große Lücke auffüllen müssen.

    So haben wir vor dem 4. Geburtstag schon 2x Platzwunde kleben und ein mal Zahnfleisch nähen überstanden. Zum Glück hat uns auch keiner der Ärzte irgendwie gedrängelt, sondern alle haben mir die 5 Minuten gegeben, die ich gebraucht habe, um den kleinen zu beruhigen, ihm zu erklären was die Ärztin jetzt gleich machen wird und warum das wichtig ist. Und dann hat er das super gut durchgestanden.

    Inzwischen ist es so, dass wenn er sich kratzt oder aufschürft, dann weint er kurz, schaut mich an und meint: „Das kriegen die Reparierteilchen aber schnell wieder hin, oder?“ Und dann geht’s weiter mit spielen.

  8. Hallöchen..
    Auch wir handhaben es so mit unserem Sohn. Ehrlichkeit ist so und so der beste Weg für einen vertrauensvollen Umgang miteinander. Ich möchte auch nix vom Pferd erzählt bekommen! Von niemandem! Und am allerwenigsten von den Menschen denen ich am meisten vertraue! Da mein Sohn in den ersten beiden Lebensjahren immer deutlich gezeigt hat wie wenig Lust er auf Arztbesuche hat, habe ich die Zeitspanne vom Wissen darüber bis zum Termin so gering wie möglich gehalten. So konnte er sich nicht so arg hineinsteigern in seine „Unlust“ und meine Nerven konnte ich auch etwas schonen. Sein Kinderarzt ist ein ruhiger, einfühlsamer und freundlicher Mensch und jetzt (mit 3 Jahren) geht mein Sohn gerne zu ihm und zeigt sich wahnsinnig kooperativ bei den Untersuchungen. Scheinbar macht sich die Ehrlichkeit und die Geduld nun bezahlt.

  9. Das ist ein schöner Text zu einem schwierigen Thema. Ich kann mich nur anschließen. Ehrlichkeit ist wichtig, weil sonst das Vetrauen verloren geht. So viel Information wie nötig, bei kleinen Kindern eben relativ wenig. Wenn die Kinder größer werden, stellen sie von selbst mehr Fragen, dann kann man auch mehr erklären. Und natürlich werden kranke und/ oder tapfere Kinder belohnt, ganz klar. Was spricht gegen eine kleine Aufmunterung, wenn es einem mies geht? Da freut man sich doch selber auch. Ich habe das alles bei meinen beiden Kindern genauso gemacht und es hat immer super geklappt.

  10. Désirée

    Liebe Jette,
    so handhaben wir es auch. Hier ist ein Kind seit Geburt in Behandlung, trägt täglich eine Schiene und hat immer wieder Kontrollen im Krankenhaus. Wir sind immer ehrlich und erklären kindgerecht, begleiten alle Gefühle, sind selbst mal traurig und belohnen uns alle manchmal. Ich erkläre auch 374-mal, warum eine Impfung gut und wichtig ist und bleibe immer positiv und ruhig, wenn es um Arztbesuche geht, weil ich hoffe, das überträgt sich aufs Kind. Coole Ärzte tun da natürlich ihr Übriges.
    Viele Grüße, Désirée

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