Nach neun Jahren habe ich das Elternleben sicher noch nicht in Gänze erlebt, aber in letzter Zeit ist mir eins klar geworden: Das Schwerste am Elternsein ist für mich, Kindern die Welt zu erklären und ihre Ängste auszuhalten, während diese selbst in mir hoch kriechen und ich eigentlich keine Antworten habe.
Dass das Herz für alle Zeit ausserhalb des eigenen Körpers schlägt, sobald man ein Kind bekommt, bringt schon eine große Verantwortung mit sich. Denn neben dieser unbeschreiblich großen und nicht vergleichbaren Liebe, geht Hand in Hand mit dem Herz, die Sorge. Wenn wir Glück haben, sind es Alltagssorgen, nie belastet von schwerer Krankheit, einem Unfall oder ähnlichem. Und wenn doch, dann wachsen wir daran, bilden sich Narben in unserem Herzen, die es aber stärker werden lassen. So stark, dass es weh tut. Aber wir halten es aus und wir halten die Sorge aus. Das kann ich ganz gut mittlerweile, denn das Leben hat uns schon einige Sorgen mit den Kindern beschert. Solche, die man nie vergisst. Die plötzlich wieder präsent sind, auch wenn alles längst ausgestanden ist. Gedanken, die meist enden mit: „Welch Glück wir hatten. Wie stark wir doch sind.“
All das halte ich aus. Aber die Angst der Kinder, wenn etwas geschieht mit ihnen oder ihren Liebsten, wenn die Nachrichten der Welt sich überschlagen und bedrohlich auf sie wirken, diese Angst aufzufangen, während die Eigene kalt und eklig den Rücken hoch kriecht, das ist das Schwerste am Elternsein. Stark zu bleiben, die richtigen Worte zu finden, auch wenn es grad gar keine gibt. Die eigene Angst beiseite zu schieben und zu zeigen, dass Hoffnung besteht. Dass wir es besser machen können, dass viele Schutzengel zu Hilfe kamen und es gut wird. Und selbst verzweifelt daran glauben, dass es gut wird. Ja das ist das Schwerste neben der Sorge. Und neben der Liebe, die auch ganz schön weh tun kann.
Oh Herz, was hast du dir nur aufgebürdet und welch Kraft schläft in uns allen, bis wir sie brauchen. Ich lächle und versuche, die Angst zu vertreiben in den kleinen Kinderherzen und meine gleich mit. Nicht immer habe ich die richtigen Worte, aber ich habe meine Arme, die sie umschließen und beschützen. Die für einen Moment die Welt anhalten, während ich flüstere, dass alles gut werden wird. Dass wir uns haben und dass wenn es doch nicht gut wird, wir das auch durchstehen.
Passt auf euer Herz auf, dass es all die Gefühle bewältigen kann und drückt euch lieber alle einmal mehr. Familie fetzt. Immer.
8 Comments
Ganz genauso ist es!
Wenn sich der vierjährige,statt des heiß ersehnten Traktor,schon wünscht, dass alles wieder „normal“ wird,dann möchte ich nur mehr heulen.aber als Mama muss man stattdessen Zuversicht verbreiten.
Ich nehme meine vier ganz oft einfach nur in den Arm, was soll man auch sonst machen!?
Danke für den Text und das wissen,nicht allein zu sein.
Hallo Jette,
vielen Dank für diesen Text! Er hat mich sehr berührt, ich hab Tränen in den Augen.
Denn so geht es mir auch mit der aktuellen Situation …
Liebe Grüße Claudia
Oh ja, mit Ängsten umzugehen ist wahrlich nicht so einfach. Da hat man als erwachsener Mensch schon genug damit zu tun, überhaupt damit klar zu kommen. Da kann ich absolut nachvollziehen, wie schwer es ist, es den Kindern zu erklären. Manche schaffen es, in dem sie sich den ganzen Tag ablenken. Wie soll man das dem Nachwuchs erklären? In der Tat nicht so einfach. Auf jeden Fall freue ich mich sehr darüber, wie offen du hier deine Gedanken und Erlebnisse teilst! Hier lese ich immer wieder gerne.
Liebe Jette,
ich hab Tränen in den Augen! Die Welt spielt gerade verrückt und die Kinder mitten drin!!
Glg
So ist es.
Liebe Jette,
so schön geschrieben, dass es mitten ins Herz geht. Ich hoffe, dass ich meinen Kindern auch so viel Zuversicht schenke.
Genieß den Tag und das Leben
Alex
Liebe Jette,
was für schöne und wahre Worte – wenn sie auch bedrückend sind..
Hoffe, alles gut bei euch?!
LG,
Maike
Ach, Du.
Mal wieder rühren mich Deine Worte zu Tränen. Ich sitze hier in unserem bunten, lauten Leben voller Liebe und fühle ganz genau wie Du. Danke.