Es ist ein bisschen früh, als wir an diesem Samstag aufstehen, aber die Aufregung hilft. Die Schultüte ist fast so groß wie mein Schulkind. Ein bisschen habe ich geschummelt und Papier unten rein gemacht, weil diese Schultüte ein schwarzes Loch für Süßkram ist und meine anderen Geschenke gar nicht rein passen. Doof. Aber es wird keinen stören.

Wir werden von größeren Schülern begrüßt und sie machen für alle Ersties eine kleine Aufführung. Da sitzt mein Schulkind schon gar nicht mehr bei uns, sondern in der ersten Reihe bei ihren neuen Mitschülern. Und dann geht sie in ihren Klassenraum und viele aufgeregte Eltern holen sich Kaffee und Kuchen und stehen etwas hilflos rum. Das Kind ist groß. Ja, das wird einem hier in der Schule jetzt bewusst, während die Schulkinder ihre erste kleine Schulstunde verbringen.

Dann klingelt es und der aufgeregte Elternhaufen schwirrt aus um in die Klassen zu gehen. Und da sitzt sie. Ganz groß vor Stolz. Ganz gerade und ordentlich und schwatzt mit ihrer Freundin. Mein Herz hüpft und ich möchte platzen vor Glück. Ihre Lehrerin begrüßt uns alle, es liegt vorfreudige Spannung in der Luft. Jedes Kind bekommt seine Schultüte. Was sehen diese kleinen 6-Jährigen plötzlich groß aus. So selbstständig. Mein Kind steht da, sieht nur ihre Schultüte und kann ihrer Lehrerin nicht mal in die Augen schauen vor Aufregung.

Auf dem Heimweg herrscht aufgeregte Entspannung. Ein Schulkind. Okay. Die Kinder reißen ihre Geschenke auf, ja auch die Mittlere bekommt eine kleine Schultüte und die Kleinste rennt sofort mit erbeutetem Süßkram weg. Woher weiß sie eigentlich, dass das Schokolade ist?

Während wir anstoßen und uns anstrahlen, kauen sich die Kinder in einen Zuckerrausch. Was für ein aufregender Tag, auch wenn es nicht ganz real ist. Montag wird es sicher anders sein. Ist es auch. Denn der erste Schultag fällt aus für uns. Fieber. Wahrscheinlich streckt sie die Anspannung nieder. So ist es nun und sie bleibt noch einen Tag zu Hause.

Die erste Woche Schule ist bald geschafft. Ich habe sie morgens an ihren Platz in der Schule gebracht und man, da kullerten heimlich die Tränen. Da sitzt sie und weiß genau wo alles hin gehört. Sie zeigt mir erste Aufgaben, die sie schon gelöst hat und läuft selbstsicher durch den Raum. Schön findet sie es und eine Freundin hat sie auch gefunden. Nur dass ihr beim Sport jemand gesagt hat, was sie tun soll, fand sie doch etwas blöd. Und überhaupt, Brennball ist doch ein doofes Spiel. Na, das wird schon alles noch, am nächsten Tag war dann auch der Sportunterricht „Voll toll.“

Es ist jeden Morgen ein bisschen früh. Die Aufregung weckt uns nicht, sondern der Wecker. Die kleinen Geschwister schlafen noch, wir sitzen zu Dritt am Tisch, packen die Brotdose ein, frühstücken in Ruhe und erzählen uns, was der Tag so bringen wird. So ist es also mit einem Schulkind. Ein bisschen zu früh, aber schön. Ich bin auch ein kleines bisschen gewachsen, nicht nur meine Tochter.

Den Schulranzen trägt sie nach Hause. So stolz ist sie darauf. Sie erzählt viel und ist irgendwie abends doch nicht müde. Aber es sind ja erst drei Tage. Es wird sich einpendeln. Außer freitags. Da müssen wir erst zur zweiten Stunde in der Schule sein. Und während ich hier sitze, diese Zeilen schreibe und meinen Kaffee trinke, sitzt meine große Tochter in ihrer ersten Stunde Unterricht, wuselt die Mittlere um mich herum und hört nicht auf zu reden und liegt die Kleinste noch im Bett. Ich denke viel an mein Schulkind. Wie sie da sitzt. So groß. Verrückt verrückt sag ich euch.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

3 Comments

  1. Na das klingt doch super. Es braucht ja auch ein bisschen.
    Zur allergrößten Not könntest du fragen ob ihr noch wechseln könnt?
    Aber manchmal ist das ja auch eine Chance in eine neue Klasse zu kommen und sich neue Freunde zu suchen. Das klappt ganz bestimmt und eine Geburtstagseinladung ist ein super Anfang.

  2. MissesHeffernan

    Hallo Jette,
    Schöner Post, und in ganz vielen Zeilen habe ich uns wiedergefunden.
    Heute ist schon Freitag, und heute lief es wirklich mal gut morgens. Es ist halt für uns alle eine Umstellung.
    Was mir am größten Sorge bereitet, dass sie noch nicht so richtig Freundschaften in der Klasse geschlossen hat. Ihre Freundinnen aus der Kita sind in der nebenklasse, aber ich denke, das wird schon ???????? Denn wir haben schon eine Einladung zum Geburtstag bekommen ????

  3. Du beschreibst das so treffend! Hier genau so! Da kullern beim Lesen lächelnd die Tränen. Danke! Eine schöne Schulzeit an die Große!

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