Ich versuche es. Wirklich. Ich geb mir Mühe! Mit dem Mama-Sein in bestimmten Lebenslagen. Ich koche mehr als früher und bin ganz stolz, wenn das Kind mittags meine Kreation wegputzt. Ich geh brav jeden Tag mindestens einmal raus mit ihr, auch wenn der Hund nicht da ist und ich in der Wohnung bleiben könnte. Ich habe uns zum PEKiP angemeldet, sogar den Kurs verlängert und ich treff mich weiterhin mit den Krabbel-Muttis, weil´s schön ist, so ein bisschen Geselligkeit und Austausch. Ich habe uns für einen Krabbel- und Bewegungskurs angemeldet und ich war im Spielcafé. Mehrmals. Aber nun ist Schluss mit lustig.

Wie mein Papa schon sagte: Mühe allein reicht nicht! Das hieße im Falle des Spielcafés, dass ich ausrasten müsste. So richtig. Stattdessen denke ich mir: „Nöö, du musst nicht alle Punkte einer pflichtbewussten Mutter erfüllen. Denk an Deinen inneren Frieden.“ Ich werde also Spielcafés zumindest so lange meiden, bis die Stilldemenz einsetzt und ich mich nicht mehr erinner. Ich leide nämlich immer noch unter diesem Vergesslichkeitsphänomen, obwohl ich nicht mehr stille! Bestellte gestern Eis für meine Freundin und mich und fragte sie ungelogen zwei Minuten später, was sie bestellt hat.

Warum ich nicht mehr ins Café gehe?
Todesfehler den ich begangen habe: Draußen regnete es in Strömen und wirklich alle aus dem Umkreis entschlossen sich, mit ihren Freunden den Tag dort zu verbringen. Und ich mittendrin. Hölle!! Nie wieder wenn draußen schlechtes Wetter ist, betrete ich diese Mutter-Kind-Lärm-Zone. Einige denken ernsthaft: „Super, schmeiß ich mein Kind ins Bällebad, setz mich mit einem Kaffee irgendwo hin und versteck mich hinter der Zeitung. Irgendwer passt schon auf und ich erkenn ja mein Kind am Geschrei.“ Brech!

Zudem ist der Bereich für die Kleinsten recht klein. Ein Bällebad mit Rutsche, zwei Schaukelpferde und am Rand Sitzmöglichkeiten. Wenn mehr als zwei Muttis denken, sie müssten sich mit auf den Boden setzen, oder wie eine sehr intelligente Mutter, rein ins Bällebad, dann ist Menschen Overload. Man kann kaum treten, die Zwerge können nirgends hin krabbeln. Irgendwie hat das was von einem Ameisenhaufen oder Streichelzoo. Da wuseln die Kleinsten auch hektisch umher und die Großen stehen im Weg rum.

Kommen wir zu den Gesprächen zwischen den Müttern. Die sind gar nicht beschreibbar. Mein Gesichtsausdruck war versteinert und signalisierte sowas wie: Ich bin eine Mutti, holt mich hier raus!!!! Eine regte sich auf, dass ihr Mann zu viel verdiene und sie eigentlich gar nicht mehr arbeiten gehen müsse. Harte Welt. Ich wollte ihr fast meine Schulter zum Ausheulen anbieten. So ein schweres Schicksal ist kaum zu meistern. Sie muss sich jetzt erstmal selbst finden und gucken wo sie im Leben steht mit ihren zwei Kindern und dem reichen Mann. Puuuuhhhh. Ja, da kann man verzweifeln. Eine Andere prahlte ganz laut, dass ihr Kinderarzt noch niiiiiieeeeeeee ein Baby gesehen hätte, was sich soooooooo schnell entwickelt und jetzt schon sitzt und überhaupt und sowieso ein Ausnahmetalent wäre und nein wie toll und wow und irre! Dabei schaute sie sich immer um, um sich zu vergewissern, dass das auch wirklich, WIRKLICH JEDER mitbekommt.

Persönliches Leidenshighlight war aber folgende Mutti: Ihr Kind heulte immer wenn es im Krabbelbereich war und wollte raus. Sie saß mit einer Freundin am Tisch, der in Sichtweite war. Kind ließ sich nicht beruhigen, also öffnete sie die Tür, damit das Baby raus kann und ließ die Tür auf. Alle Anderen schnupperten den verführerischen Duft der Freiheit und krabbelten Richtung offene Tür. Kurz danach kommt eine hohe Stufe und alle Krabbler wären wie kleine Lemminge die Klippe runter geplumpst. Ich also hin, Tür zu gemacht. Da stand dann ihr Kind vor dem Spieleparadies und wollte wieder rein. Mutter hin, Tür auf, Kind rein, Mutter wieder weg, Tür immer noch auf.  Das Spiel mit der Tür zog sich etliche Male hin, bis ich schnaubend aufstand, hinging, die Tür zuknallte mit der Bitte, die Tür endlich zuzulassen! Darauf Sie: „Aber MEIN Kind möchte immer rein und raus, also lass ich die Tür auf.“ Aha. Aber 10 andere Kinder plumpsen dann die Stufe runter. Es müsste jetzt wegen DEINEM Kind immer einer die Tür bewachen. Warum setzt DU dich nicht hier hin und machst das? „Na ich trink doch Kaffee! Und bist Du Kita-Erzieherin, oder warum beschwerst Du Dich?“ Ich: „Häh? Was hat das damit zu tun? Ich bin lediglich um die Sicherheit besorgt.“ Und ging einfach. DAS fiel mir allerdings äußerst schwer. Innerlich spielten sich ganz andere Szenen ab. Da es noch früh ist, möchte ich nicht näher darauf eingehen.

Genervt und mit Kopfschmerzen verließ ich das Spielcafé. Meine Krabbelmuttis waren auch überfordert. „Nie wieder“ meinten sie. Wir haben es versucht. Wirklich! Das nächste Mal treffen wir uns einfach bei Freunden in einem normalen Café. Da gibt´s zur Not auch Schnaps. Denn auch das bleibt einem in so einem Spielcafé verwährt.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

10 Comments

  1. Hallo und danke fürs Lob.

    Na das lässt mich ja hoffen deine Geschichte. Da möchte ich ja schon beim lesen losmeckern. Oje. Na ich hab erstmal die Kita vor mir. Da gibt es sicher auch was zu berichten. Denn da kann man ja bei so Elternabenden nicht mehr flüchten. Jetzt kann ich ja noch die flucht ergreifen im Café. Oh man. Na ich werde sicher berichten ;-)

  2. Hihi na ich opfere mich ja gern um anderen dieses Schicksal zu ersparen ;-)

    Aber ja, da hat man zumindest in dem Café nix verpasst. Aber vielleicht gibt's ja irgendwo Ausnahmen….

  3. Also ein Apple Produkt wäre von Vorteil und irgendwer sollte in der Werbebranche arbeiten. Dann darfste rein. Und das Kind nicht vergessen! Ohne das geht hier gar nix ;-) und dann einfach immer schön im weg rumstehen. Dann fällst du nicht auf ;-))))

  4. Spielcafes… nett geschrieben.
    Und das ist erst der Anfang… kleine Kinder – kleine "Probleme" (meist nicht mit den Kindern sondern eher mit den sog. Eltern) und große Kinder – große Probleme. In der Schule diskutieren "wir" Eltern gerade, ob Knoppers ein gesundes Frühstück ist…. es hört nie auf und meine ist schon 7.
    Schaue jetzt öfter mal vorbei und freue mich auf weitere Anekdoten…. lG Carol

  5. puuuuuh, da brauch ich ja schon beim lesen einen schnaps…
    wie gut, dass es solche cafés hier am land gar nicht gibt – hab ich mir viele nerven gespart ;-)

  6. Hehehe, tolles Café. So sinnvoll!
    Kinderfreundlich war da wohl nur der leckere Kuchen. Na wenn du sowas mal erleben willst, kann ich nur den Prenzlauer Berg in Berlin empfehlen. Da gibts genug von den Cafés. :-)

  7. wir haben in unserer stadt auch ein "mütter/kinderfreundliches" cafe. allerdings ohne spielecke, ohne kinderstühle dafür viel deko-umwerf-schickschnack. gepaart mit wenig platz. WTF? – genau dachte ich auch. meine muttitruppe und ich gingen dennoch öfter hin (lecker kuchen). aber da waren die knirpse noch klein und in ihren wagen geparkt. das änderte ich mit beginn der mobilität. seitdem hab ich das auch nie wieder gesehen, das cafe. frage mich immer noch, welches detail davon jetzt kinderfreundlich war ;)

  8. Na das freut mich aber ;-)

    Fiese Backenzähne! Aber dann hast du´s ja bald geschafft mit den Beißerchen.
    Ja, was für Babys das Osanit ist, ist für Mamas der Schnaps, hihi.
    Nicht dass das langsam so rüberkommt, als würde ich ständig Schnaps trinken. Tu ich gar nicht, gibt ja nirgends welchen ;-)))
    Wünsche trotz des leidenden Kindes ei schönes Wochenende. Viel Eis und Schokolade geht als Schnapsersatz zur Not auch noch ;-)

  9. Und wieder erheiterst Du meinen Tag. Danke, das kann ich heute besonders gut brauchen, nachdem sich die Backenzähne langsam auch bei mir in Form von tiefen Augenringen und schlechter Laune bemerkbar machen. Und das mit dem Schnaps sollte ich mir merken ;)

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