Ich würde dir gern zeigen wie wunderbar du bist. Wieviel du kannst. Wie großartig du bist. Ich würde dir deine Zweifel so gern nehmen. Deine selbstzweifel aus dir rausschütteln.
Ich würde dir so gern beweisen, dass dein „die meckern nur“ so viel mehr ist. Es ist unsere Liebe, unser Engagement dich weiter zu bringen, auch wenn du das Ziel gerade nicht siehst.
Ich würde dir so gern die Hand reichen und dich durch deine Zweifel bringen, dich begleiten, für dich kämpfen. Aber das kann ich nicht. Ich stehe jeden Tag ein kleines bisschen weiter weg am Rand. Aber bin trotzdem immer da.
Ich wünschte du könntest all das sehen. Und fühlen. Und verstehen. Statt zu kämpfen, zu zweifeln, zu diskutieren und zu verhandeln um jeden Zentimeter. Denn es gibt kein „Land“ zu gewinnen. Du zeigst keine Schwäche, wenn du etwas machst um das wir dich bitten. Wir gewinnen nichts und du verlierst auch nicht.
Die Launen, Stimmungsschwankungen, all die Vorwürfe, Diskussionen und das Schweigen nehmen wir meist einfach hin und atmen durch. Ich wünschte du könntest sehen, wieviel Kraft uns das täglich kostet. Aber das wirst du wahrscheinlich erst wenn du selbst Kinder hast. So ging es uns auch. Könnte ich mir trotzdem etwas weniger Gemecker wünschen?
Ich wünschte du könntest erkennen, dass wir wirklich nur das Beste wollen und nicht einfach nur uncool sind oder du uns eh nichts recht machen kannst. Wir machen bestimmt Fehler. Du hältst sie uns alle vor. Wir versuchen uns zwischen loslassen und begleiten. Zwischen den Weg zeigen und machen lassen.
Und ich wünschte ich könnte darauf vertrauen, dass es gut wird. Dass wir zusammen alles schaffen. Dass sich Vertrauen lohnt und die anstrengenden Diskussionen. Denn manchmal im Alltag, gefangen in den vielen kleinen Diskussionen, fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass das eben so ist, wenn deine Freiheiten größer werden, dein Horizont sich erweitert und du denkst, du brauchst uns nicht und wir haben eh keine Ahnung. Ich weiß, das gehört dazu. Ich weiß, wir alle gehen da durch. Ich weiß bloß nicht recht wie. Aber vielleicht finden wir das zusammen raus.
Denn neben den kleinen und großen Streitereien, neben den Gefühlswellen in klein und riesengroß, sehe ich immer uns als Familie. Wie wir lachen, miteinander reden, Pläne schmieden, rumalbern. Es ist nur anders, als „damals“ aber das ist ja nichts Schlechtes. Und so freue ich mich auf den Weg, den wir ein Stück gemeinsam gehen und auf die Ruhe, die irgendwann wieder einkehren wird, zwischen uns und in deinem Kopf. Familie fetzt.
7 Comments
toller beitrag
Unser Knirps ist 3 und jetzt schon beginne ich mir Gedanken zu machen wie das mal sein wird. Noch ist das da oben geschriebene sehr entfernt, aber ich kann mich langsam in die Rolle meiner Eltern hineinversetzen welche Sorgen, Ängste, Freude und welchen Stolz sie durchgemacht haben müssen und noch durchmachen
Meine Tochter wird bald 9 , und ich habe das Gefühl dass es bei Mädchen einfach extremer ist . Hab das ja schon 2 mal durch mit meinen großen Jungs – harmlos kann ich nur sagen . Mir schwant was auf mich zukommt 😂 aber aus Erfahrung kann ich dir sagen man wächst rein… zusammen . Und es wird auch wieder besser und dann wird’s toll !
Ja, Familie fetzt…auch wenn uns fetzen und zerfetzen…mit Zahnlücken Pubertier und Pubertier gleichzeitig…und täglich denken, dass es so nicht weitergehen kann und die Kraft oft nichtmehr ausreicht.
Liebe Jette, du sprichst mir mal wieder aus der Seele. Mir geht es genauso. Meine Motte ist auch im gleichen Alter wie deine Große. Es beruhigt mich immer wieder sehr wenn ich merke ich bin nicht alleine mit diesen ganzen Gefühlen und auch mein Kind ist mit ihrem Verhalten nicht die Einzige. Danke!
oh, so, so schöne Worte!!! Meine Tochter ist im selben Alter wie deine Große und ich finde mich und uns in jedem Satz wieder!!! Danke dafür, und danke auch dass du dir im instagram-Zeitalter :-) Zeit für solche gute längere Blogtexte nimmst!
So schön geschrieben. Finde mein Vorpubertier und mich da komplett wieder ❤️