Innerhalb weniger Stunden lag ich auf dem Sofa und wusste gar nicht wohin mit mir. Eine Mandelentzündung überrollte mich, zusammen mit Schüttelfrost, Fieber und Gliederschmerzen. Es war 16 Uhr, die Kleinste zu Hause, die Große bei Freunden, als ich den Mann bat, eher nach Hause zu kommen, weil hier nichts mehr geht.

Am nächsten Tag ging es mir noch schlechter. Erstaunlich, dass das noch möglich ist. Der Mann brachte die Große in die Schule, die Kleinste schlief zum Glück noch. Es war noch nicht mal 8 Uhr und ich hatte keine Ahnung, wie ich den Tag überstehen soll mit einem Kleinkind zu Hause, dass nicht in die Kita konnte, da Verdacht auf Hand Mund Fuß, die aber topfit war und sicher nicht den ganzen Tag im Bett verbringen wollte. Viel schlimmer aber war, dass der Mann einen Termin hatte und erst am nächsten Tag abends wieder nach Hause kommen würde, mit unserer Mittleren. Die Arztpraxis war auch noch geschlossen, die Höchstdosis Ibu schon um 9 Uhr erreicht und ich wusste vor Schmerz und Fieber nicht wohin mit mir.

Der Mann kam zurück von der Schule, erschrak sich bei meinem Anblick und meinte, dass das so nicht geht. Er hat keinen Kollegen, den er zum Termin schicken kann, der muss aber wahrgenommen werden, aber so ist das alles nicht machbar mit mir. Zum Glück war ein Zwischenstop bei seinen Eltern eingeplant und so nahm er kurzerhand die Kleinste mit und eine Nachbarin holte am Nachmittag meine Große aus der Schule ab. Ich ging derweil zum Arzt und bekam das Elend bestätigt. Andere Medikamente, Blutbild, ab ins Bett, schonen und nicht aufstehen.

Schonen und nicht aufstehen ist ja ein Kommando, was man vermeidlich als Mama oder Papa nie umsetzen kann. Schon gar nicht, wenn man noch arbeiten geht. Ende vom Lied ist im schlimmsten Fall eine Herzmuskelentzündung und der totale Ausfall. Wie das ist, durften wir schon 2013 erfahren, als ich mehrere Wochen im Krankenhaus lag, der Mann mit einer Zweijährigen und einem Neugeborenen zu Hause blieb und deswegen von seinem Arbeitgeber gekündigt wurde. Wie der Mann bleibt bei den Kindern? Andere Geschichte.

Was ich damit sagen will?

Erstens: Kümmert euch auch um euch selbst. Auch wenn ihr gesund seid. Achtet auf euch. Klar, krank werden kann jeder, dann seid es auch und bleibt zu Hause. Fahrt alles runter auf das Allernötigste und esst Tiefkühlpizza bis zum Umfallen. Für die Große gab es Bananenbrot zum Abendbrot, am zweiten Tag konnte sie bei ihrer Freundin mitessen.

Zweitens: Fragt um Hilfe! Auch wenn die eigenen Eltern nicht in der Nähe sind, vielleicht gibt es Freunde, Bekannte, Nachbarn. Bestimmt nehmen sie auch mal ein paar Stunden das Kind oder kochen eine Portion Suppe extra. Und fragt euren Mann. Ja es gibt immer ganz wichtige Termine und man ist immer unabkömmlich auf Arbeit. Naja, wenn man dann im Krankenhaus liegt und der andere zu Hause bleiben muss, geht es entweder auch, oder man sieht ja wie unabkömmlich man so ist. Und bei so einem Arbeitgeber will eh keiner arbeiten.

Drittens: Und das ist eher allgemein. Es wird oft gemeckert über Väter. Dass sie für jedes bisschen gelobt werden, während wir 10 Bälle gleichzeitig jonglieren. Keiner erkennt unsere Arbeit an, alles ist selbstverständlich. Ja, auch ich ärgere mich genau darüber oft, aber eins ist zumindest bei meinem Mann sicher: Wenn die Sch… so richtig am Dampfen ist, ist er da. Ja, ich musste auch schon Termine sausen lassen, weil seine vorgingen. Ja manchmal wird er gelobt, dass er so liebevoll mit den Kindern ist, während ich einen Kuchen backe, Schulkram vorbereite und noch mit Ämtern kommuniziere und nebenbei im Blick habe, was die Kinder an neuen Sachen brauche. Ist eher selbstverständlich. Aber mehr bei den Anderen, als beim eigenen Mann. Der weiß das tatsächlich in den allermeisten Fällen sehr zu schätzen.

Bei all den Alltäglichkeiten über die wir uns auch gern ausgiebig streiten, wenn wir uns an den Kopf werfen, dass man so viel tun würde für die Familie und der Andere merkt das nicht mal und will nur gelobt werden. Bei all dem was wir so unfair finden im Familienleben, so ist eins ganz gewiss: Wir können uns aufeinander verlassen, wenn Hilfe wirklich nötig ist. So wie letzte Woche. Denn sicher geht es irgendwie, was hätte ich machen sollen, wenn er weg ist und die Kleinste zu Hause? Aber es ging anders, weil er sich drum gekümmert hat.

Ob sowas selbstverständlich sein sollte? Vielleicht. Darum geht es nicht. Ich möchte nur, dass man das auch mal erkennt. Was Alleinerziehende davon haben und dass sie vor diesen Problemen immer stehen? Ich weiß. Ich habe leider keine Lösung, wie es geht, wenn man keinen Partner hat. Ich hoffe, man hat ein unterstützendes Umfeld. Ich schreibe hier, wie es unserer Familie letzte Woche ging und dass ich bei allen kleineren Konflikten froh bin, dass der Mann mir hilft und mich unterstützt, wenn ich einfach nicht mehr kann. Und dass ich finde, dass man das auch mal aufschreiben kann. Neben dem ganzen Geschimpfe über Ungerechtigkeiten. Denn im Großen Ganzen gesehen funktioniert Familie ja nun mal so, dass man füreinander da ist. Wie das bei den ganzen kleinen Aufgaben aussieht und wer wieviel macht, das muss jede Familie selbst entscheiden und ist wohl nie ganz konfliktfrei.

Ich hoffe, ihr bleibt alle gesund und kommt gut durch die Keimmonate. Aber eins möchte ich am Ende noch mit auf den Weg geben: Wir sind nicht da, um nur zu funktionieren. Das geht nicht auf Dauer. Auch wenn man denkt, es geht nur so und alles stürzt ein, wenn man sich nicht um alles selbst kümmert. Wird es nicht. Also passt bei all dem Stress, bei all den Terminen und Verpflichtungen, auch auf euch auf, spannt den Mann ein so gut es geht, fragt um Hilfe, tanzt nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig und achtet auf euch.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

7 Comments

  1. Totalausfall kann jeder Mutter passieren.

    Vom Hausarzt kann man sich eine Haushaltshilfe verschreiben lassen.
    Diese kommt täglich mehrere Stunden und kümmert sich um den Alltag (Haushalt & Kinder) .

  2. Ganz toller Artikel. Danke Dir für’s Teilen & Nachdenklich-machen!
    Alles Liebe.

  3. Schön zu hören, dass es anderen auch so geht!
    Ich habe 4 von den Zwergen, einen Vollzeitjob und einen Hexenschuss und das vor Weihnachten! Zu Hause sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen! Die Kleinsten sind zum Glück bei den Großeltern untergebracht, aber in 3 Tagen kommt die ganze Verwandtschaft, die müssen dann mit dem Chaos klar kommen! Wenn es mir schlecht geht entwickelt mein Mann eine Energie, die echt erstaunlich ist! !😀

  4. Ohje, die Krankheitszeit beginnt!

    Und momentan wirft mich schon eine Nacht mit wenig Schlaf, durch den Zweijährigen, der viel aus der Kita verarbeiten muss und nicht schlafen kann, aus der Bahn.
    Aber dieses Organisieren von Freunden ist ja leider auch nicht immer so leicht….
    Und das weniger arbeiten leider auch nicht….
    Und die Windelwäsche stinkt wenn sie nicht gewaschen wird….
    Es wäre auch schön, wenn wirzumindest nicht alle 2m in der Wohnung stolpern (die Ansprüche sinken ;-) )….

    Aber du hast recht, bevor es uns noch schlechter geht, sollten die Backups für die kalte Jahreszeit in den Startlöchern sitzen ;-).

    Ich wünsche noch ganz viel Gesundheit, Mareike

  5. Fast alles wieder tutti. Aus der Mandelentzündung wird grad ne Erkältung. Naja, bald ist Urlaub. Und ja, viele denken, Burnout passiert nur im Beruf, aber auch zu Hause meinen ja Manche, sie seien unabkömmlich, bis sie dann einfach umfallen.

  6. Au Backe – ich hoffe jetzt ist wieder alles tutti? Heftige Worte – und trotzdem gebe ich dir (als Kerl) Recht :-)
    Und ja, es ist wichtig an sich (in Bezug auf Mama UND Papa) zu denken – BurnOut gibts nicht nur beruflich!

    Lieben Gruß,
    Daniel

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