Manchmal ist das Leben perfekt. Es ist so perfekt, dass man es kaum glauben mag. Und man genießt es. Weil es nicht lohnt, zu hinterfragen womit man das verdient hat. Es lohnt auch nicht, darauf zu warten, dass sicher etwas Schlimmes passieren wird, weil es kann ja gar nicht nur gut sein. Das Leben ist nie nur gut. Nie nur perfekt, aber auch nie nur schlecht und traurig. Also sitzen wir am Meer und atmen die salzige Luft ein, essen Eis, bauen Sandburgen und schauen glücklichen Kindern zu. Und konservieren. Machen Fotos. Halten den Moment fest und sind glücklich.

Und dann ist er da. Der Anruf, den man irgendwie immer erwartet hat. Auf den man sich nicht vorbereiten kann und der einen dann doch volle Wucht trifft. Mitten am Meer. Mitten im Leben. Und noch bevor der Schmerz das Herz ganz eingenommen hat, noch bevor man es selbst versteht, schaut man in Kinderaugen und kann es nicht verbergen, dass ein geliebter Mensch nicht mehr da ist. Und man ist so ohne Worte und so hilflos. Gegen das "Warum?". Gegen das laute Weinen und das "Ich will das nicht!" "Ich bin so traurig." Und die Tränen der Kinder tun nur noch mehr weh. Und sie graben sich in einen ein und fragen nach einer Weile, ob der geliebte Mensch wirklich tot sei. Ob er immer noch gestorben ist oder ob er doch wieder da ist, wenn wir hin fahren. Und er wird es nie wieder sein. 

Wir schauen in den Himmel zu den Sternen, denn die Große glaubt ganz fest, dass wir dort her kommen und das wir dort wieder hin gehen. Ich finde den Gedanken schön. Wir laufen zum Strand und schauen dem Sonnenuntergang zu. Der geliebte Mensch hat uns diesen wunderschönen Sonnenuntergang geschenkt, weil er nun da oben ist. Und aufpasst. Und alles sieht. "Auch wie ich schon durch die Wellen schwimmen kann?" "Na klar!" 

Sonnenuntergang am Meer www.mesupermom.de

Und ich kann nicht schlafen diese Nacht. Die Kinder schlafen kurz vor Mitternacht ein. Und ich denke darüber nach, wie unterschiedlich sie mit der Trauer umgehen. Wie die Eine ganz doll weint und wütend ist. Und es nicht glaubt. Und die Andere die ganze Zeit redet. Und überlegt wo dieser Mensch jetzt ist. Und keine Tränen kommen wollen. Und das ist ok so. 

Am nächsten Tag hat das Leben uns wieder. Einfach so. Die Sonne scheint so kräftig. Es sollte doch gewittern. Das war doch bestimmt der geliebte Mensch. Der will, dass wir einen schönen Tag haben. Am Strand. Uns nicht grämen. Und die Tränen fließen beim Frühstück während die Kinder voller Vorfreude einem Tag am Strand entgegen fiebern. Wo sie wissen, dass dieser Mensch auch ist und sie beobachtet. Von der einen Wolke, die aussieht wie eine Feder. Und ich glaube es beruhigt sie. Der geliebte Mensch ist nicht mehr hier bei uns, aber da oben, ohne Schmerzen. Wo alles gut ist. Und das ist ein schöner Gedanke, der sie durch den Tag trägt, während unsere Herzen schmerzen und die Brust so schwer ist.

Es ist ein wunderschöner Tag am Strand. Wir atmen die salzige Luft ein. Wir kuscheln viel und essen viel Eis. Wir schauen in den Himmel und hängen unseren Gedanken nach. Für die Kinder geht ihr Leben weiter. Die Trauer ist nicht so präsent und auch wenn es uns etwas schwerer fällt, so ist es für sie ok so. Denn wie sollen sie das verstehen, dass jemand einfach nicht mehr da ist? Einfach geht und nun ein Stern ist, der darauf wartet, sich eine neue Mama auszusuchen und zurück in den Bauch zu fliegen um wieder ein Mensch zu sein. Vielleicht ist aber genau dieser Gedanke beruhigend und hilfreich für eine kleine Kinderseele. Und dabei belassen wir es auch. Wir suchen im Himmel nach einem besonders hellen Stern und sagen "Hallo".

Die Trauer kommt auf vielen Wegen und wer weiß, wie sie sich bei den Kindern noch einschleicht. Vielleicht trägt sie der Gedanke an den Stern durch traurige Momente, vielleicht ist es so unbegreiflich, dass die Trauer sich nur anschleicht, wenn wir dort sind. Dort wo der geliebte Mensch immer war. Ich wünschte, das Leben wäre nicht so. So gemein und unfair. So scheiße manchmal. Aber es ist kein Wunschkonzert und der Tod gehört dazu. Aber auch ein neuer heller Stern am Himmel.

Teile diesen Beitrag:
Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

12 Comments

  1. Liebe Jette, danke diese Zeilen berühren mich gerade sehr.
    Ich verlor vor zehn Wochen mein Baby, Misses Abort. Mein Sternenkind ist wieder bei den Engeln, so habe ich es auch unsere Tochter die im September vier wird erklärt. Ich sage immer zu ihr, dass sie auch von den Engeln kommt. Ich finde die Vorstellung tröstlich, dass unsere Kinder bei den Engeln sind. Traurige Grüße

  2. Michaela Gaede

    Liebe Jette,
    du hast mal wieder wunderschöne Zeilen hinterlassen und deine/eure Gedanken und Emotionen so treffend formuliert. Vor fünf Jahren starb die Mutter meines Mannes..nach kurzer schwerer Krankheit…4 Wochen später war ich schwanger. Seitdem heißt es bei uns…die Oma hat uns unseren Sohn geschickt! So kam Trauer und Freude zusammen und das war für uns und den Opa ein schöner Gedanke und somit war der große Verlust nicht ganz so traurig geprägt. Ich wünsche Euch allen viel Kraft!! Mein herzliches Beileid.

    Viele Grüße Michi aus Dallgow

  3. So traurig und trotzdem so toll geschrieben. Danke dass du deine Gedanken so mit uns teilst. Ich habe tatsächlich erst einen Todesfall bewusst miterleben müssen. Bei der Beerdigung kreiste ein Greifvogel über dem Friedhof. Seidem fühle ich mich immer geborgen, wenn ich diese wunderschönen Tiere fliegen oder am Staßenrand sitzen seh. Ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit.

  4. Ein Text, der gerade so gut mein Leben widerspigelt. Denn auch ich habe gestern so einen Anruf bekommen. Einen Anruf, auf den ich mich schon lange vorbereiten und doch nicht dafuer bereit sein konnte. Einen Anruf, bei dem ich wusste, als morgens um halb sieben das Telefon klingelte, dass es genau dieser Anruf sein wuerde. Einen Anruf, den ich erstmal nicht angenommen habe, und erst noch einmal geduscht habe, ein letztes Stueck normal, ehe ich mich mit dem unvermeindlichen auseinander setzen musste. Einen Anruf, bei dem ich wusste, dass meine geliebte Oma nun erloest wurde, da das Leben fuer sie schon lange nicht mehr lebenswert gewesen ist. Einen Anruf, den ich trotzdem nie entgegen nehmen wollte. Einen Anruf, der mir den Boden unter den Fuessen weggerissen hat.

    Danke und in Gedanken bei euch.

  5. frauheuberg

    Soso schön geschrieben…das ich einfach innehalten muss und euch schreiben…hier leben wir so ähnlich mit dem Gedanken an die Sterne da oben, auf denen unsere Lieben wohnen und vielleicht irgendwann und irgendwo wieder zurück auf die Erde kommen…ein schöner Gedanke, der einem so viel Kraft und Hoffnung schenkt…der Tod gehört dazu, wie das Leben…und alles bleibt so vielleicht im Fluss…auch wenn wir es oft nicht verstehen…hat wohl alles einen Sinn…dankeschön für deine wunderbaren Worte, drücke euch ganz fest und schicke die leichten Gedanken gegen Himmel…da zu den Sternen, wo sie auf uns runterschauen…so weit weg, aber in unseren Herzen für immer da…alles Liebe…und Grüsse nach B…Ines

  6. Ach liebe Jette, das hast du so wunderschön geschrieben. Mir liefen auch prompt die Tränen. Und die Vorstellung, dass sich der Stern eine neue Mama sucht, ist ja wirklich wunderschön und auch so weise.
    Ich habe für mich erkannt, dass der Tod, wenn er denn die Folge einer schweren Krankheit ist, am Ende eine Erlösung und damit positiv für den Menschen ist. Das beruhigt mich ein bisschen. Der (Leidens-)weg dahin ist natürlich eine andere Sache. Und auch alle anderen plötzlichen Tode sind, um mal egoistisch zu sein, nicht für einen selber schlimm, sondern für die lieben Menschen um einen herum. Der Gedanke daran ist natürlich schon herzzerreißend. Deshalb sollten wir so viel Zeit wie möglich mit unseren Herzensmenschen verbringen und mit ihnen starke Erinnerungen schaffen, die einen durch das Leben tragen und jeden Menschen unsterblich machen.
    Liebe Grüße und ganz viel Kraft,
    Steffi

  7. Sehr schön geschriebener Text ???? habe Tränen in den Augen.
    Für unsere vierjährige spielt jetzt der liebe Nachbar von nebenan (er war zu den Kindern wie ein echter Opa) mit unserer Katze im Himmel und füttert sie ♥
    So unterschiedlich gehen alle mit der Trauer um.

    Wünsche euch weiterhin viel Kraft!

  8. Sooooo schön geschrieben… es tut mir so leid für euch. Der Text in Bezug auf das Leben und „warten“ auf Bad News hätten besser nicht formuliert werden können. Du hast so recht. Haltet euch fest und kuschelt weiter und gebt der Trauer den Platz, den sie braucht, damit die Freude bald wieder vorrangig herrschen kann. Ich drück euch.

  9. Sehr schön geschriebener Text, der mich wirklich sehr berührt! Traurig und schön zugleich!!!
    Viele liebe Grüße aus der Ferne.
    Kristina

  10. Anne Theresia

    Ein wundervoll geschriebener Text. Meine kleine Schwester (16 Jahre) sagt, dass wenn ein Mensch von uns geht, in dem Moment ein neues Leben geboren wird. Leben und Tod liegen so nah beieinander und trotzdem ist es eine Situation auf die man sich nicht vorbereiten kann. Viel Kraft wünsch ich euch und den Raum, um eure Trauer raus zu lassen.

  11. MissesHeffernan

    Liebe Jette,
    Das hast du So toll geschrieben????????????
    Ich habe auch wirklich Angst einen geliebten Menschen zu verlieren, aber ich lerne auch durch deine Worte und sammele schon mal Kraft. Hier auch nochmal mein herzlichstes Beileid ????????

Deine Meinung. Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert