Ich bin ja ein Freund von Höflichkeit. Mag für Manche spießig und unnötig sein, aber manche Gepflogenheiten gehören für mich im sozialen Miteinander einfach dazu. Geht eh schon so viel verloren, wie Tür aufhalten, Platz anbieten, schwere Tüten tragen, etc.

„Bitte“, „Danke“, „Guten Tag“, „Auf Wiedersehen“, „Entschuldigung“ sind Wörter, die entweder gar nicht mehr benutzt werden, oder völlig inflationär. Als Erwachsener bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, beim Bestellen der Lieblingsbrötchen freundlich „Guten Tag“ zu sagen. Viele sind einfach stieselig und muffig unterwegs, finde ich schade.

Bei meinen Kindern frage ich mich immer, wie ich ihnen sinnvoll beibringe, was an Worten angemessen ist und bin ein großer Freund des Vorlebens. Zum Beispiel mag ich es nicht so sehr, dass einer Kita Erzieherin wichtig war, dass die Mädels ihr die Hand geben beim Hallo und Schüssi sagen. Wo sehen das die Kinder denn heute noch? Denn ich gab ihr auch nie die Hand. Aber die Kinder sollen? Bevor ich länger drüber nachdachte, ging sie. Die neue Erzieherin möchte, dass die Mädels zu ihr gehen und Hallo sagen. Auch damit sie weiß, dass sie da sind und der Tag gemeinsam startet. Hand geben und dann noch „Die richtige Hand!“ ist ihr unwichtig. Super.

Bei „Bitte“ „Danke“ kommt ja ganz oft ein „Wie heißt das?!“ der Eltern hinterher gezischt, wenn den Kindern etwas geschenkt wird. Wahrscheinlich einfach weil es erwartet wird. Meine Kinder vergessen ganz oft, sich zu bedanken. Einfach weil sie sich über das Geschenkte freuen und sofort damit beschäftigt sind. Manchmal bedanke ich mich einfach für sie und erkläre einfach später noch mal, warum sich der Schenkende über ein „Danke“ freut. Ich zwinge sie aber nicht dazu, ständig überall Bitte Danke zu sagen. Denn was haben diese Wörter dann noch für eine Bedeutung, außer dass sie erwartet werden? Denn von Herzen so meinen, tuen es doch die Wenigsten, oder verstehen nicht, was hinter dem Wort steckt.

Ähnlich verhält sich das mit dem Entschuldigen und „Möchten“. Ehrlich gesagt nervt es mich sogar wenn ein Kind sagt: „Ich will ein Eis bitte!“ und darauf folgt: „Das heißt ich möchte bitte!“ Sehe ich anders: Das Kind WILL ja in dem Moment ein Eis, es ist der größte Wunsch und ich empfinde das Wort „wollen“ auch nicht als unhöflich, denn es beschreibt einfach den dringlichen Wunsch nach etwas. Nur wir Erwachsenen empfinden es als angenehmer, wenn so ein halb unterwürfiges Betteln entgegen geflüstert wird. Es ist doch super, wenn die Kinder wissen was sie wollen. Sie sollen ja einen eigenen Willen haben und diesen artikulieren. Einen eigenen Möchten gibt es nämlich nicht. Mir ist in dem Zusammenhang ein „Bitte“ wichtig. Warum? Vielleicht weil es mir auch eingetrichtert wurde, vielleicht weil es einfach höflicher klingt. Und gegen Höflichkeit habe ich ja nichts, wie eingangs errwähnt. Ist es pädagogisch richtig, dass meine Kinder zum „Wollen“ noch das „Bitte“ ergänzen? Keine Ahnung, ich zwinge sie nicht, sie machen es einfach. Steckt wohl schon drin.

Entschuldigungen aussprechen empfinde ich auch als schwieriges Thema. Ich hab Pädagogik oder Kommunikationswissenschaft nicht studiert, ich mache vieles nach Bauchgefühl, meinem gesunden Menschenverstand und danach, was mir für unser Zusammenleben wichtig ist. Wenn ein Kind sich mit einem anderen Kind streitet, das Spielzeug weg nimmt, beleidigt oder sogar haut, finde ich es irgendwie doof, wenn es danach gezwungen wird, „Entschuldigung“ zu sagen. Mal unter uns: Wenn ich mich mit jemandem streite sag ich auch nicht Entschuldigung, ich meine das nämlich auch genau so. So geht es auch dem Kind. Irgendwas ist ja vorgefallen, dass es sich streiten musste und dieses Wort „Entschuldigung“ (Noch schlimmer finde ich ein hingeschlunztes und nicht ehrlich gemeintes „Sorry“) hat für das Kind gar keinen Wert und wird nur gesagt, weil Mama oder Papa das einfordern. Es tut dem Kind aber gar nicht leid.

Ich bin deswegen nicht dafür, dass Kinder sich nicht entschuldigen sollten. Denn wir kennen es ja alle von uns selbst, wie schwer es uns fällt dies zu tun, wenn wir im Unrecht sind oder jemanden (unabsichtlich) sehr verletzt haben und es uns tief im Innern leid tut. Ich glaube, kleine Kinder können das nicht immer reflektieren, sie sind ja noch sehr impulsiv. Da wird dem Gegenüber in einer Sekunde die Schippe über den Kopf geknallt, im nächsten Moment sitzen sie friedlich nebeneinander. Ich empfinde dieses Zwingen als wirkungslos, denn die Kinder meinen diese Entschuldigung nicht ernst und dann können sie es auch sein lassen. Nur aus reiner Höflichkeit und weil Erwachsene es erwarten, bringt es ja nichts. Nichtsdestotrotz sollte man mit seinem Kind reden, erklären warum Hauen doof ist und warum das andere Kind gerade sehr traurig ist, ob es nicht vielleicht einen anderen Weg gibt, wieder miteinander friedlich zu spielen etc. Ich bin hier kein Freund der ewigen Monologe. Manchmal ist es besser, das Kind aus der Situation rauszunehmen und in Ruhe kurz die Lage zu erklären. Ganz oft bin ich aber dafür, dass Eltern sich bei Streitereien gar nicht einmischen, denn man weiß fast nie, wer angefangen hat und wer schon welchen Blödsinn verzapft hat und zwingt am Ende das falsche Kind, sich herzlos zu entschuldigen. Meist können Kinder ganz prima ihre Konflikte selbst austragen. Ich mische mich auf Spielplätzen oder zu Hause erst ein, wenn es körperlich wird. Ich kann den Impuls verstehen, dem anderen einfach eine zu knallen (Geht ja sogar mir noch so), aber ist eben nicht die Lösung und da gehe ich dazwischen. Und wisst ihr was? Meine Kinder entschuldigen sich ganz oft einfach von allein ein paar Minuten später, weil es ihnen wirklich leid tut. Weil sie aus der Situation raus sind und sehen, der Andere ist verletzt. Und nur damit die Mama des anderen Kindes glücklich ist, demonstriere ich kein erzwungenes „Entschuldigung“. Denn dem anderen Kind isses schnuppe, der Mama ist es wichtig, dass mein Kind sich entschuldigt. Ich erwarte das auch nicht andersherum. Auch nicht wenn gehauen oder anders körperlich agiert wird. Was ich erwarte, ist, dass die Eltern reagieren und dem Kind erklären, dass man nicht haut etc. Sich danach auf Zwang entschuldigen, muss das Kind sich aber bei Meinem nicht. Wichtiger ist mir, die Kinder haben verstanden worum es geht: Schlagen ist blöde.

Es ist schon alles nicht so einfach mit der Erziehung (Seit neustem auch ein böses Wort, weil es von „ziehen“ kommt. Hach ja). Gewisse Werte wie Pünktlichkeit, respektvoller Umgang und Höflichkeit sind mir einfach wichtig. Wir leben nicht isoliert, sondern treffen ständig andere Menschen und wollen gut durch den Tag kommen. Dazu gehören für mich ein paar Wörter, die das Zusammenleben erleichtern und dem anderen vielleicht sogar ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das lebe ich meinen Kindern gern vor, denn ich sage immer höflich und fröhlich „Hallo“ und habe vielleicht noch einen netten Satz auf den Lippen für die Kassierer, den DHL Boten, etc. Dass ich ihnen deswegen nicht aufdränge, die Hand zu geben wenn ich es selbst auch nie tue, ist für mich nur logisch, auch wenn es Andere vielleicht vom Kind erwarten. Aber ich kann ja nichts erhoffen, was ich selbst nicht tue. Im Übrigen entschuldige ich mich auch, der Mann kann das wohl an einer Hand abzählen, aber wenn ich jemanden anrempel, auf den Fuß trete oder Ähnliches, entschuldige ich mich. Auch ein „Es tut mir leid“ meine ich dann ernst.

Für mich sollen diese Wort einfach nicht ihre Bedeutung verlieren, weil sie inflationär eingesetzt werden, nur weil es erwartet wird. Es ist für mich ok, dass ich mich anstelle der Kinder bedanke, oft genug machen sie es selbst, aber vor dem Anderen blaffe ich kein „Wie heisst das Zauberwort?!“

Wie handhabt ihr denn dieses soziale Miteinander und wie versucht ihr euren Kindern die Benutzung dieser Worte beizubringen? Oder ist euch das egal, ob sie Hallo oder Danke sagen?

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

10 Comments

  1. Ich bin sehr für teils auch altmodische Höflichkeit, aber bei „Ich will/möchte xy, bitte“ rollen sich mir die Fußnägel auf. Ich äußere mit dem Verb in dem Fall doch einen Wunsch meinerseits, während „bitte“ zu Aufforderungen gehört. „Ein Brötchen, bitte“. Zudem der Konjunktiv im Deutschen bereits Höflichkeit ausdrückt („Ich hätte gern ein Brot“). Es gibt so viele freundliche Wege, um etwas zu bitten, dass ich meinem Kind die Optionen erkläre, wenn es in meinen Augen unhöflich wird – ganz ohne gestellte und eigentlich falsche Wortketten.
    Danke erwarte ich aber immer, wirklich immer. Nur nach Möglichkeit unauffällig, wenn ich jemanden daran erinnern muss. „Danke“ darf ruhig reflexhaft kommen, so wie „Hallo“. Immer dann, wenn es etwas Besonderes ist, bin ich dafür, weitere Sätze anzuhängen, also z.B.. Lob oder Wertschätzung der Mühe.
    Entschuldigungen bei kleinen Kindern sind zwiespältig. Wenn meine sich hauen, sollen sie sich auch wieder vertragen, z.B. die schmerzende Stelle streicheln, aber mehr nach dem auf Empathie gedachten Motto „Ich hab Dich verletzt, ich mach es gut“, bei Wortkämpfen sind wir noch nicht, von Spielplatz/KiGa-Seite musste ich auch noch nie eingreifen. Eine Freundin besteht allerdings sehr vehement darauf, dass ihr Kind andere begrüßt, sich entschuldigt usw. Als Dritte/Betroffene fühle ich mich dabei extrem unwohl, ich kann dem Kind auch so mitteilen, dass das nicht geht oder wir begnügen uns mit „ich winke – Kind grinst“. Nur leider streitet sie ihm das Ganze regelrecht ein und droht mit nach hause gehen, während ich peinlich berührt daneben stehe und auf etwas warte, was meist ohnehin nicht kommt.

    Zu guter Letzt noch ne Anekdote: ich war meiner Großen ein so gutes Vorbild, dass ihr 3. Wort bereits „Danke“ war – auch sehr passend verwendet. Seit dem Kindergarten (seit 4 Jahren) nimmt ihre Fähigkeit dazu radikal ab. Und das ganz ohne „Juhu, ich hab was bekommen“

  2. Ich sehe das alles genau wie Du und handhabe es bei meinen Töchtern, die ziemlich gleich alt sind wie Deine, auch so wie Du. Ich habe ihnen (in Betracht käme da ja eh nur die Fünfjährige, bei einer dreijährigen wäre es ja eh viel zu früh) bisher auch noch nicht gesagt, dass sie irgendwem die Hand zur Begrüßungngeben sollen. Ich mache das bei Fremden nämlich auch nur ungern ( aber wo es nötig ist, tue ich es), weil es ja einfach oft zu Krankheitsübertragungen und man ja nicht weiß, wo der Mensch die Hand vorher hatte, gerade bei Anreise mit öff. Verkehrsmitteln. Ich ekele mich auch davor, in Bahnen usw. die Griffe anzufassen und wasche mir danach möglichst schnell die Hände. Daher finde ich es überhaupt nicht schade, dass der Händedruck seltener erwartet wird und werde meinen Kindern erst, wenn sie etwas älter sind, erklären, wann das wohl notwendig ist und dass sie eine ausgestreckte Hand ab einem gewissen Alter (mal sehen, wann) auch nehmen müssen. Zu dem Entschuldigen gibt es übrigens einen tollen Artikel bei gewünschtestes Wunschkind – genau dazu, warum man das nicht erzwingen soll. Meine Mutter hat mich sehr oft gezwungen, mich bei ihr zu entschuldigen, wenn es eigentlich sie gewesen war, die gemein zu mir war. Wenn ihr dann der Ton nicht gefiel ( klar, ich meinte die „Emtschuldigung“ ja auch nicht wirklich), hat sie weiter geschimpft und gesagt, ich müsse die Entschuldigung auch so meinen! ich musste dann das Wort immer wieder wiederholen, bis sie mit dem Ton zufrieden war – es war fürchterlich, total demütigend. Eine der schlimmsten Erfahrungen meiner Kindheit, die sich leider oft abspielte. Und nein, unsere Beziehung ist immer noch nicht gut, das war nicht die einzige Sache, in der sie mit purem Zwang operierte.

  3. Es ist witzig, dass du gerade jetzt diesen Beitrag geschrieben hast. Denn erst kürzlich hatte ich eine Situation mit meiner Tochter, in der ich sie quasi zwingen wollte, sich für etwas zu bedanken. Sie hat sich strikt geweigert, Ich habe es wirklich mit allen Mitteln versucht, nix zu machen. Man merkte ihr auch deutlich an, dass ihr das alles total unangenehm ist. Irgendwann habe ich es dann gut sein lassen. Bei mir hat die Situation aber ein ganz doofes Gefühl hinterlassen. Eigentlich bin ich total auf einer Linie mit @Anne. Ich finde auch, dass man Kindern Umgangsformen abverlangen kann. Wurde von mir auch erwartet und das hat mich ja auch zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich grüße Menschen, bedanke mich und ich kann mich auch entschuldigen. Und zwar differenziert! Wenn mir etwas nicht leid tut, dann entschuldige ich mich auch nicht, sondern erkläre meinem Gegenüber mein Verhalten. Die oben erwähnte Szene mit meiner Tochter hat mir allerdings vor Augen geführt, dass man dennoch nicht jedes Danke erzwingen sollte. Das werde ich künftig im Hinterkopf behalten. Ich erwarte immer noch, dass mein Kind sich für Geschenke bedankt, aber ich werde sie nicht mehr dazu „zwingen“. Kürzlich sagt mal eine Verkäuferin zu mir: „Sie hat nicht danke gesagt, aber sie hat mich ganz nett angelächelt. Das reicht doch schon.“ Schön, wenn man das auch so sehen kann!

  4. Chaosqueenlein

    Ich muss dazu einfach mal etwas sagen. Ich erinnere mich daran im KiGa oder der Grundschule mehrfach gezwungen wurde mich zu entschuldigen oder dieses gebt euch die Hand. Ich habe irgendwann angefangen zu widersprechen und sagte ich meine das eh nicht so dann sage ich es auch nicht. Ich wurde verletzt ich habe mich gewehrt jetzt soll ich mich entschuldigen nö. Und wenn dann meine ich es eh nicht so. Irgendwann musste ich es dann nicht mehr tun. Ich halte das also für völlig unsinnig. Ich glaube es ist wichtiger das man darüber spricht wie man sich fühlt oder warum es zu Streit kam. Dann kann man immer noch sagen das du dich so und so fühltest wollte ich nicht. Was das wollen angeht finde ich es kommt drauf an wie der Tonfall ist.

    Zu letzt das bedanken ist nicht das direkte bestaunen und bespielen der größte Dank? Ich meine selbst als Erwachsene bestaune ich das Geschenk erst einmal, gucke wie es funktioniert oder blättere es durch oder oder. Dann bedanke ich mich. Manchmal bin ich auch erst einige Zeit später zu betreffenden Menschen gegangen und gesagt du ich wollte mich noch mal bedanken.
    Ja Höflichkeiten sind wichtig, aber müssen weder übertrieben werden noch erzwungen werden.

    Wobei ich immer die Verkäufer begrüße/verabschiede/einen schönen Feierabend wünsche.

    In dem Sinne
    Chaosqueenlein

  5. Na dafür sollte ein Blog ja eigentlich da sein. Ich weiß, dass das nicht überall der Fall ist ;-)
    Und ich denke ja auch nicht an alle Aspekte, es spiegelt ja nur meine Meinung wider. Daher finde ich es umso wichtiger, wenn Kommentare hier eintrudeln. Bin schließlich nicht allwissend (Frechheit eigentlich ;-))

  6. Liebe Jette,
    danke für Deine Antwort und ich bin froh, dass Du verstehst, was ich meine. Und natürlich hast Du Recht, dass man sich eine leere Entschuldigung selbstverständlich sparen kann und man meistens bei den kleinen nicht nachvollziehen kann, was los war.
    Ich bin treuer Leser deines Blogs und sehr froh, dass hier jeder seine Meinung sagen darf.

  7. Ach das hilft so oft, wenn man sich einfach fragt ob man auch so behandelt werden möchte, wie man seine Kinder behandelt. Dann stellt man einiges schnell ein, weil es unnötig oder gar respektlos gegenüber dem Kind ist.
    Und danke für deinen Kommentar! (ernst gemeintes danke ;-) )

  8. Quatsch keiner fällt über dich her!
    Ich sehe das ja streckenweise ähnlich. Umgangsformen sind für ein Miteinader wichtig und ich bin auch dafür, dass man seinem Kind beibringt nicht zu hauen. Da erwarte ich nicht, das diese Erkenntnis vom Himmel fällt.
    Im Übrigen sehe ich das ähnlich wie du, das Kindern nichts mehr zugetraut wird und streckenweise einfach in alles etwas reininterpretiert und rumgedoktort wird warum irgendwas wieder dem Kind schadet. Bin da ganz bei dir.
    Ich finde eben, dieses immer auf Zwang Entschuldigung zu sagen für mich (!) nicht richtig, wenn es keine Bedeutung hat und das Wort „Wollen“ total ok, und nicht unhöflich. Dafür ist doch der Artikel da, zum diskutieren und du hast das doch sachlich geschrieben, deine Sichtweise. Danke dafür!
    Und dass Kindern solche Umgangsformen beigebracht werden, dafür bin ich in jedem Fall, da wir ja nun mal alle zusammen leben, Nettigkeit und Höflichkeit sympathisch macht und das Gegenüber viel mehr Lust hat meinen Wunsch zu erfüllen oder ein Gespräch zu beginnen. Wer ohne diese Worte durchs Leben geht ist recht rücksichtslos, meiner Meinung nach und einfach unfreundlich was wenig Sympathie einbringen wird. Schon Babys lächeln ja, damit wir sie süß finden und uns kümern, auch eine Form des Hallo-Sagens und Kontakt aufnehmens.

  9. Das tut gut, das zu lesen. Kenne auch Erwachsene, die sich liebend gerne taub stellen, wenn ein Kind einfach sagt „Ich hab Durst“ oder „Ich will Apfelsaft“ und meinen Dreijährigen völlig verwirren, weil er es wörtlich nimmt, dass sie „ihn nicht gehört haben“. Völlig behämmert. Habe mal ein lustiges Video gesehen, wo drei Frauen sich im Gespräch untereinander so behandeln, wie Kinder in dem Zusammenhang behandelt werden. „Wie heißt das?“ „Jetzt entschuldige dich!“ Da merkt man erst, wie absurd das ist. Mein Highlight: eine Verkäuferin, die erst meinen Kindern ungefragt Gummibärchen schenkt, um sie ruhigzustellen (ich war mit Bikini in Umkleidekabine beschäftigt und sie sauer, dass sich überhaupt Kinder in ihrer menschenleeren Boutique befinden) und dann so oft „bitte“ sagt, bis meine fünfjährige Tochter „Danke“ antwortet, um dann motzig zu sagen: „Das will ich aber auch meinen.“ Gaah!!

  10. Auch wenn ich wahrscheinlich geächtet werde, aber ich bin genau die Mama, die zu Ihren Kindern sagt, dass sie sich bitte bedanken sollen, dass sie andere begrüßen sollen und dass man möchte statt will sagt. Und was das sich einmischen in Konflikte angeht, finde ich, dass das sehr stark vom Alter abhängt. Ich muss meinem Kleinkind doch erstmal beibringen, wie man sich in solchen Situationen verhält und vom Himmel fallen wird das wohl kaum. Und ehrlich gesagt, dreht sich mein Magen um, wenn ich höre, dass man am besten das Wort Erziehung nicht mehr benutzt, weil da ja ziehen drin steckt. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass genau daran unsere Gesellschaft krankt, dass immer mehr Eltern solchen Annahmen folgen. Viele in meinem Freundeskreis sind Lehrer, Sonderschulpädagogen usw. und komischerweise jeder berichtet, dass es immer mehr problematische Kinder gibt, Kinder, die sozial-emotional völlig unterwickelt sind. Es ist schwer, dass in ein paar Zeilen unterzubringen. Neulich habe ich gelesen, dass jemand geschrieben hat, die Kinderseele würde eingeschüchtert werden, wenn man es bittet z. B. Guten Tag zu jemandem zu sagen. Und genau da liegt das Problem, Kindern wird überhaupt nichts mehr zugemutet und in jeden erdenklichen alltäglichen Kram, wie schlafen, essen, normales Miteinander wer weiß was interpretiert und welche Folgen das haben kann. Bis zur völligen Selbstaufgabe werden Kinder getragen, 30 verschiedene Gemüsesticks für das 6 Monate alte baby geschnibbelt, damit es selbst auswählen kann, was es möchte und bloß nicht die Entwicklung des Kauens gestört wird und so weiter…
    Gerade gestern ist mir aufgefallen, dass meine Tochter wirklich nichts damit anzufangen weiß, dass man sich die Hand zur Begrüßung oder zur Gratulation gibt. Eigentlich schade, denn das ist ja ein wesentliches Element unserer Begrüßungskultur, aber es wird eben immer weniger praktiziert. Und daher wird diese Kultur aussterben.
    So, jetzt kann gerne über mich hergefallen werden, aber so sehe ich das nunmal.

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