Die Geburt meiner ersten Tochter fängt mit dem errechneten Tag der Entbindung an. Es passierte nämlich: Nichts. Außer dass ich nun alle 2 Tage bei der Frauenärztin vorbei schauen musste, war alles ruhig im Bauch. Donnerstag Abend, ET+6 reichte es mir und ich rief im Krankenhaus an. Wir sollten am nächsten Tag um 8 da sein. Ich schlief ruhig und ging völlig unaufgeregt ins Krankenhaus. Man hört ja so einiges über Einleitungen, es kann also dauern. Der Mann zog einen Anzug an, denn er wollte gut aussehen für seine Tochter.

Nach einer Untersuchung, dem 10.000 CTG und einem Arztgespräch bekam ich eine Tablette und sollte spazieren gehen. Wir verließen das Krankenhaus und ich deckte mich mit jeder Menge Schoki ein. Mittagessen. CTG. 2. Tablette. Nichts. Spazieren gehen. Im Vorzimmer rumhängen, quatschen, warten. Gegen 18 Uhr kam meine Mama vorbei um mal zu schauen, was ich so treibe. Na nichts trieb ich. Einmal sollte ich noch zum Kreißsaal für die Einnahme der letzten Tablette für diesen Tag. Meine Mama kam noch mit und wollte sich gegen 19 Uhr auf den Weg nach Hause machen. Wir saßen im Wehenzimmer und als die Hebamme mir das CTG anschließen wollte, konnte ich plötzlich nicht mehr liegen.

Ich tigerte nervös im Zimmer umher, fühlte mich oll und musste auf Toilette, konnte aber nicht sitzen. Die Hebamme meinte, sie schaut mal welcher Kreißsaal frei ist, sie käme gleich wieder. Innerhalb von 10 Minuten überrollten mich die Schmerzen. Ich raunzte den Mann an, er solle die Hebamme holen, ich will jetzt Schmerzmittel. Die ganze Zeit dachte ich nur: Diese Schmerzen jetzt noch 10 Stunden?! Man liest ja vorher viel und so kam mir in Erinnerung, dass sich pro Stunde der Muttermund 1cm öffnet. Aber stand da nicht was von Wehenpause und veratmen? Da war keine Pause, da war nur ein starker, dauerhafter Schmerz und ein Druck, dass ich dachte die Wirbelsäule bricht durch.

Oh Entschuldigung!
Ich mache nachher den Kreißsaal wieder sauber!

Wir gingen ins Badewannenzimmer, was mir herzlich egal war. Da würde ich bestimmt nicht rein gehen. Ich lief umher, schlug gegen die Wand und entschuldigte mich dafür. Meine Mama saß am Rand, war ganz still. Der Mann auch. Ich lief und lief den Schmerzen davon. Und jammerte. Als die Ärztin kam um mir einen Zugang zu legen, muss es irgendwas nach 20 Uhr gewesen sein. Ich musste stehen bleiben, was mir wahnsinnig schwer fiel und die Hebamme nutzte die Zeit um mich zu untersuchen. „Oh, der Muttermund ist fast vollständig geöffnet!“ Ich verstand nicht recht, maulte den Mann an, dass er an allem Schuld sei und ich nie wieder ein Kind will. Die Fruchtblase platzte und ich entschuldigte mich erneut, dass ich hier alles schmutzig mache, selbstverständlich würde ich das später sauber machen. Ungläubige Blicke.

Die Hebamme wurde das erste und einzige Mal in dem Moment laut: „Bleib jetzt stehen, sonst knallt dein Kind auf den Boden!“ Da horchte ich auf und setzte mich auf einen Geburtshocker. Erneut war es mir ein Bedürfnis mich bei ihr zu entschuldigen, da sie nun so eine ungünstige Position einnehmen musste. Der Mann saß hinter mir und atmete mich an, oah ey, atme woanders lang! Kurz vor 21 Uhr hatte ich plötzlich den großen Drang pressen zu müssen. Um  21:02Uhr an einem Freitag war sie plötzlich da, unsere Tochter. Die Hebamme gab sie mir in den Arm, doch ich zitterte nur und kam mir vor wie im Rausch. Ich hyperventilierte. Und weinte. Und konnte es nicht glauben. Da war sie nun.

Die Hebamme übergab dem stolzen Papa das Baby und gemeinsam mit meiner Mama schauten sie bei der Erstuntersuchung zu. Ich legte mich aufs Bett und wurde versorgt. Die Hebamme, die schon Feierabend hatte, blieb und hielt meine Hand. Der Mann und meine Mama umsorgten unser Baby bevor sie sie zu mir legten. Sie schaute mich an und schlief auf mir ein. Zwei Stunden blieben wir im Kreißsaal bevor wir gegen 23 Uhr ein Familienzimmer bezogen. Beste Entscheidung! Meine Mama fuhr heim und tat kein Auge zu. Ich auch nicht. Nur der Mann. Der schlief und schlief. Nun waren wir eine Familie.

Die Geburt meiner zweiten Tochter beginnt mit einem Gefühl

Knapp 2 Jahre später, an einem Samstag Abend war ich mit meiner Tochter hochschwanger bei meinen Eltern. Der Mann kam erst abends aus Bonn und ich wollte nicht allein sein. 6 Tage vorm errechneten Termin. Gegen Mitternacht quatschte ich noch mit dem Mann und hatte ein komisches Ziehen. Keine Wehen. Da kann man nicht mehr sprechen, da muss man veratmen heißt es doch immer. Nichts war. Aber wir hatten noch im Kopf, dass diese Geburt sicher ähnlich schnell gehen wird, also lieber nicht zu spät ins Krankenhaus. Ich fühlte mich komisch, keine Schmerzen, aber so ein Gefühl.

Die Hebamme öffnete uns die Tür, es war ganz still. Kurz vor halb zwei. Sie schloss mich ans CTG an, der Muttermund war einen Zentimeter geöffnet, wahrscheinlich können wir nach dem CTG wieder fahren, so nah wie wir wohnen. Keine Ahnung ob Wehen zu sehen waren, aber sie meinte dann doch, ich solle mir mal so ein heißes OP Kleidchen überwerfen und wir gehen Richtung Kreißsaal. Ich war fest davon überzeugt, dass heute sicher kein Kind auf die Welt kommt. Müde und etwas übellaunig ging ich mit. Im Kreißsaal hing eine große Uhr. Kurz vor 3. Man ey, ich will schlafen. Das komische, eher olle Gefühl wurde aber größer, lieber Schmerzmittel verlangen. Gegen 3: 20Uhr wusste ich nicht mehr wie ich liegen soll. Auf dem Rücken sackten die Herztöne ab, auf der Seite war nicht aushaltbar, stehen aber auch nicht. Ich redete oder besser meckerte vor mich hin, veratmen musste ich nichts. Es fühlte sich einfach nur alles doof an. Ich will doch nur schlafen.

Okay, dann her mit der PDA. Die Hebamme untersuchte mich um die Narkoseärztin zu informieren, die sehr müde aussah, als plötzlich Beide gingen. Ähm Entschuldigung?! Nur weil es nachts ist und ihr müde seid, könnt ihr mir doch nicht die PDA verweigern! Ich schickte den Mann los um die Hebamme zurück zu holen und fauchte sie nur an. Sie meinte ganz ruhig, dass mein Kind gleich da sei und es zu spät sei für eine PDA. Papperlapapp. Es war erst eine Stunde vergangen, der Muttermund war vorhin bei 3cm, hier kommt ganz sicher kein Baby. Ich wollte heim. Ich weinte und meinte, dass alle böse zu mir sein und mir meine Schmerzmittel verweigerten. Wieder diese ungläubigen Blicke. 3:40Uhr, ich hatte die Uhr ja wunderbar im Blick, wollte ich plötzlich dringend noch auf die Toilette.

In dem Moment waren die Herztöne weg und sowohl Hebamme als auch Ärztin wurden sehr nervös. Ich kniff die Beine zusammen, wollte nur weg. Weg von den Schmerzen, nach Hause zu meiner Tochter. Ich hörte nicht auf die Hebamme, arbeitete richtig gegen die Geburt. Dabei zerquetschte ich dem Mann munter seine Hand, der versuchte, die Ansagen der Hebamme an mich weiter zu geben. Auf ihn hörte ich. „Hör auf zu meckern jetzt und press!“ Gut, pressen kann man ja mal, das Gefühl war schon sehr stark. Nach der ersten Presswehe war das Köpfchen da, gleich darauf das Baby. Die Nabelschnur wurde direkt zerschnitten mit der Geburt des Köpfchens. Das alles bekam ich aber nicht wirklich mit. Meine zweite Tochter wurde um 3:48Uhr an einem Sonntag geboren. Als Sternengucker und die Nabelschnur zweimal um den Hals geschlungen. Recht blau war sie. Und zart. Schwarze Augen schauten mich kurz an, sie schnüffelte ein wenig an mir rum und schlief dann ein. Das kannte ich schon. Stillen fanden beide Kinder absolut uninteressant.

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Die Hebamme meinte, dass die Geburt wohl noch schneller gegangen wäre, hätte sie nicht mit dem Kopf nach oben guckend gelegen und die Nabelschnur sie aufgehalten. Der Sauerstoffgehalt war aber super, sie wurde schnell rosig und wir bezogen gegen 6 Uhr morgens das Familienzimmer. Ich entschuldigte mich bei der Ärztin und der fantastischen Hebamme. Alle lachten. Obwohl ich ja bis zum Schluss der Meinung war, sie wird heut nicht geboren, war es eine tolle und schnelle Geburt.

Ratet wer sofort schlief. Genau. Ich starrte nur ungläubig auf dieses kleine Wesen mit den schwarzen Augen und den dunklen Haaren. Der Krankenhaustrubel ging los, ständig kam jemand rein und wollte was, bis gegen 10 Uhr meine kleine Tochter plötzlich ganz groß wirkte und „Baby Tine“ fröhlich empfing. Da waren wir nun zu viert. Alle gesund und glücklich.

Übrigens gesellte sich drei Jahre später noch Tochter Nummer 3 zu uns.

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Autor

Seit 2011 bin ich in die Welt der Mütter aufgenommen. Mittlerweile habe ich 3 Töchter und einen Sohn. Hier schreibt keine "typische" Mutter, die Haushalt und Familie mit links schmeißt, Modelmaße hat und nebenbei locker eine Karriere wuppt. Ich finde es okay, auch mal zu sagen "Ich bin müde! Der Mann nervt! Wir streiten öfter! Nein, ich backe, bastel und singe nicht 24 Stunden am Tag! Ja, ich mag Fast Food und ein Schnäpschen zwischendurch!" Aber auch die schönen Dinge kommen nicht zu kurz. Süße Sachen die ich im Netz finde, hilfreiche Tipps, anderes Lesenswerte und ganz viel ♥

6 Comments

  1. hihi, ich dachte mein Mann wäre der einzige Kerl, der nach einer Geburt sofort einpennt!
    Ich war soooooo aufgewühlt und der schnarchte neben mir?
    Meine 3. Geburt dauerte 11 Minuten, sieh zu, das ihr rechtzeitig ins Krankenhaus kommt….
    Ich fiebere schon täglich mit und drücke ganz feste die Daumen, das es eine schnelle und schöne Geburt wird,
    alles liebe für euch❤️

    Gruß Simone

  2. Yvette [engel + banditen]

    Ich liebe Geburtsberichte, am liebsten bis ins kleinste Detail ;-) Ich sollte meine 3 auch mal aufschreiben, bevor ich komplett alles vergessen habe!
    Alles alles Gute für die nächste, guten Rutsch sozusagen! Und geniess den magischen Moment!
    LG, Yvette

  3. So schön! Alles Gute für die Geburt! Ich hatte ja ein bisschen gehofft, dass deine Maus heute kommt – Heute ist nämlich der Geburtstag meiner Ella. 7 Jahre schon. Unfassbar!
    liebe Grüße,
    Tanja

  4. Hachz, dann wünsche ich dir für dritte Geburt, dass alles ebenso schnell und unkomliziert abläuft.

    Alles Liebe ♥
    Nadine

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